(„One Piece: Nejimaki Shima no Bouken“ directed by Junji Shimizu, 2001)
Einem Piraten das eigene Schiff zu klauen, das dürfte so ziemlich die größte Schmach sein, die man ihm zufügen kann. Aber genau dieses Schicksal ereignet die Strohhut-Piraten, als ihnen jemand vor den Augen die Flying Lamb mopst – mitsamt allen Schätzen, Waffen und sogar der Kleidung. Und dann wird auch noch Navigatorin Nami von der berüchtigten Trumpfbande entführt. Aber Glück im Unglück: Ein Diebesbrüderpaar weiß den Weg zur Insel der Verbrecher, wo nicht nur das Teammitglied und das gestohlene Schiff sein sollen, sondern auch wertvolle Schätze wie ein sagenumwobener Diamant.
Also, irgendwie hat man bei Eiichiro Odas One Piece immer das Gefühl, gerade ein Déjà-vu-Erlebnis zu haben. Ständig wird jemand von einem bösen Piraten entführt, der anders als die Strohhut-Piraten ausschließlich an sich denkt, andere Leute unterdrückt und die es in einem großen Finale zu besiegen gilt. Wer sich also den zweiten Kinostreifen Abenteuer auf der Spiralinsel! anschaut und auf größere Überraschungen oder Wendungen hofft, der vergeudet ziemlich seine Zeit. Für Fans der langlebigen Mangareihe bzw. Animeserie bedeutet das aber auch, dass hier die bewährten und beliebten Elemente auf einen warten.
An diese richtet sich der Film dann wohl auch, denn auf eine Vorstellungsrunde der Strohhut-Piraten wird ebenso verzichtet wie auf eine Erklärung der Grundsituation rund um den legendären Schatz „One Piece“. Wie schon beim ersten Film ist das aber kein größeres Problem. Man wird sich zwar vielleicht zwischendurch die Frage stellen, weshalb Luffy so eigenartige Gummiarme hat. Aber das war es dann auch schon, allein schon aufgrund der kurzen Laufzeit von rund 55 Minuten ist die Geschichte so simpel und universell, die Figuren letztendlich so oberflächlich, dass niemand größere Verständnisschwierigkeiten haben sollte.
Aber für die Geschichte selbst schaut man One Piece auch nicht, der Reiz liegt vielmehr in den kuriosen Anti-Helden und deren nicht minder kuriosen Antagonisten – dieses Mal unter anderem eine Frau, die sich in eine Flüssigkeit verwandeln kann, und der Bärenkönig. Der Humor hätte sicher noch ein bisschen stärker ausgeprägt sein dürfen, Gags im eigentlichen Sinne gibt es relativ wenige. Sicher, wenn die Piraten beim Erstürmen der Insel in lustige Fallen tappen, dann darf man hierbei gerne schmunzeln. Aber das bleibt tendenziell die Ausnahme. Verrückt ist der Rest des Films, auch temporeich, jedoch nicht ganz so abgedreht, wie es einen die komischen Designs manchmal glauben lassen wollen.
Apropos: Visuell hat der zweite Kinoanlauf im Vergleich zum Vorgänger schon deutlich an Fahrt gewonnen. Zwar zeigte sich das Traditionsstudio Toei (Die Schatzinsel, Dragon Ball Z: Kampf der Götter) bei den Animationen mal wieder eher sparsam, dafür gibt es aber vereinzelt schöne Hintergründe, einen sehenswert umgesetzten Flashback, vor allem aber eine kreativ gestaltete Insel, die prima zu dem nicht ganz ernstgemeinten Abenteuer passt. Aufgrund des innerhalb der One Piece-Reihe doch stark austauschbaren Szenarios fällt es ein bisschen schwer, ausgerechnet Abenteuer auf der Spiralinsel! zu empfehlen. Wer aber gar nicht den Anspruch hat, dass ein neuer Film auch eine neue Geschichte zu erzählen hat, sondern auch mit Wiederholungen gut leben kann, der findet hier einen recht runden Teil ohne größere Stärken oder Schwächen.
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