(„Sengoku Musou“ directed by Kojin Ochi, 2015)
Im 15. und 16. Jahrhundert ist Japan durch viele gewaltsame Auseinandersetzungen geprägt, jeder kämpft gegen jeden, um die Macht zu erlangen und das Land unter der eigenen Herrschaft zu vereinen. Vor allem zwei Clans sind es, die sich bis aufs Blut bekämpfen: die Toyotomis und die Tokugawas. Eigentlich hatte der erste das Ziel bereits erreicht. Doch als Hideyoshi Toyotomi stirbt und sein Sohn die Führung übernehmen soll, meutern die Tokugawas, halten sie doch recht wenig von dem designierten Herrscher. Inmitten dieser Kriegswirren stehen sich die beiden Brüder Yukimura und Nobuyuki gegenüber, die sich für zwei unterschiedliche Seiten entschieden haben.
Warum nach dem überaus dürftigen Samurai Warriors SP überhaupt noch eine Fortsetzung kam, das wissen wohl nur die Götter. Oder auch die japanischen Fans, welche das TV-Special offensichtlich erfolgreich genug konsumiert haben, dass noch eine ganze Serie folgte. Die gute Nachricht ist, dass Samurai Warriors durchaus Schritte in die richtige Richtung geht, um aus der wenig unterhaltsamen Adaption der Videospielreihe eine zumindest brauchbare zu machen.
Am besten gelang das bei der Optik. Das schon letzte Mal zum Einsatz gekommene Animationsstudio TYO Animations holte sich diesmal Unterstützung bei den Kollegen von Tezuka Productions (Das Leben des Budori Gusko, Space Firebird 2772), mit einem durchaus ordentlichen Ergebnis. Es gibt schöne historische Kulissen, zudem wird Samurai Warriors durch diverse Lichtspielereien und Wassereffekte veredelt. Etwas schwieriger wird es bei den Actionszenen, die nicht zu knapp sind. Mit Kämpfen fängt alles an, zwölf Folgen lang wird regelmäßig zu den Waffen gegriffen. Das ist zwar meist recht kurz, was man dem Anime anfangs aber noch zugesteht, in der Hoffnung, dass mit zunehmender Heergröße auch die Auseinandersetzungen epischer werden. Aber das Gegenteil ist eher der Fall, gerade beim großen Showdown muss alles viel zu schnell gehen, darüber hinaus kommen viele unschöne Standbilder zum Einsatz – was dem Sinn und Zweck einer Actionszene doch zuwiderläuft.
Wirklich viel Sinn sollte man in Samurai Warriors aber ohnehin nicht suchen. Spiel und Serie mögen grob auf der wahren Geschichte Japans basieren, allerdings nahm man sich doch recht viele Freiheiten heraus. Hier laufen Leute mit übergroßen Schwertern und gefärbten Haaren durch die Gegend, die Frauen fallen durch knappe Kleidchen, Strapse und kampferprobte Flughörnchen auf, durch die Luft fliegen kann ohnehin jeder, der etwas auf sich hält. Dass die Serie auf einem nicht unbedingt für Tiefgang bekannten Videospiel basiert, ist dabei unverkennbar, gerade die eingeblendeten Übersichtskarten verraten ihre Quellen recht deutlich.
Das wäre nicht weiter tragisch, hätte man das noch mit Humor versehen. Leider aber nimmt sich Samurai Warriors sehr ernst, baut gerade zum Ende hin auf Kitsch und viel Pathos, wird also allenfalls unfreiwillig komisch. Und spätestens wenn ein einzelner Krieger auf eine ganze Truppe von Schützen zuläuft, ohne auch nur ein einziges Mal getroffen zu werden, dann hat sich das mit der Authentizität ohnehin erledigt. Allgemein darf man hier keine großen Ansprüche an den Inhalt stellen. Durch die hohe Anzahl an Figuren bleibt die Charakterisierung auf der Strecke, von vielen weiß man bis zum Schluss nicht, wer sie sein sollen – ein Erbe der berüchtigten Massenkeilereien der Spielequelle. Und trotz regelmäßiger Rückblicke und kleiner Geschichtsstunden zwischen den Episoden, man erfährt nicht so wirklich viel über die Zeit und die großen Zusammenhänge. Wer unbedingt einen neuen Anime mit Samuraiszenario braucht, der kann es angesichts der mangelnden Konkurrenz mal hiermit versuchen. Der Rest findet hier TV-Dutzendware, die ihr anfänglich solides Niveau des Öfteren nach unten durchbricht.
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