A Bigger Splash
© STUDIOCANAL

A Bigger Splash

(„A Bigger Splash“ directed by Luca Guadagnino, 2016)

A Bigger Splash DVD
„A Bigger Splash“ ist seit 15. September auf DVD und Blu-ray erhältlich

Keiner weiß wirklich davon, dass der Filmemacher Paul (Matthias Schoenaerts) und seine Freundin, die Rocksängerin Marianne (Tilda Swinton), Urlaub auf der kleinen sizilianischen Insel Pantelleria machen. Und so hätte es auch bleiben sollen, muss sich Marianne doch von einer Stimmbandoperation erholen und darf vorerst kein Wort von sich geben. Harry (Ralph Fiennes) ist das jedoch ziemlich egal. Der hatte damals als Produzent nicht nur das Studio mit der Sängerin geteilt, sondern privat auch das Bett. Und auch wenn das aktive Rockerleben eigentlich eine Weile zurückliegt, an seinem Lebensstil hat sich nur wenig geändert. Da er noch immer Gefühle für seine Ex hegt, von Stille sowie Zurückhaltung wenig hält und er zudem noch seine halbwüchsige Tochter Penelope (Dakota Johnson) im Schlepptau hat, dauert es nicht lange, bis die ersten Konflikte die Idylle verdunkeln.

Bald 50 Jahre hat das 1969 veröffentlichte Der Swimmingpool inzwischen schon auf dem Buckel, die Geschichte um vier Menschen, die von Leidenschaften, Eifersucht und körperlicher Anziehungskraft getrieben in einen dunklen Strudel hineingeraten, ist aber bis heute zeitlos geblieben. Das zeigt auch A Bigger Splash, welches sich lose an dem Kult-Klassiker orientiert. Die Konstellation ist ähnlich, erneut wird ein Paar durch einen Ex-Liebhaber und dessen Tochter gestört, erneut bauen sich langsam Spannungen auf, von denen man recht früh ahnt, dass sie böse ausgehen werden. Spannungen, die in einem starken Kontrast zu der Idylle stehen, zu dem friedlichen Wasser des Pools, dem strahlenden Sonnenschein, der menschenleeren Natur.

Ein reines Remake ist A Bigger Splash aber nicht, vor allem zwei Punkte sind es, die dem Film eine zwar nicht komplett andere Geschichte bescheren, wohl aber interessante Nuancen abgewinnen. Der schwächere Punkt ist hierbei der Verweis auf die aktuelle Flüchtlingsproblematik: Als Insel zwischen Italien und Afrika gelegen, ist Pantelleria eine erste Anlaufstation für die vielen Menschen, die in der Fremde einen Ausweg aus dem Elend suchen. Das bietet natürlich einen starken Kontrast zu dem Quartett, welches materielle Not so gar nicht kennt und auch sonst recht weit weg von einem normalen Alltag in einer kleinen Seifenblase aus Wohlstand und Selbstbezogenheit lebt. So, als würde es die Welt gar nichts angehen. Es fehlt aber an einer wirklichen Integration des Themas. Abgesehen davon, dass die Flüchtlinge später für dramaturgische Zwecke missbraucht werden, gibt es keinen echten Berührungspunkt. Man hätte sie auch weglassen können, ohne dass es viel an dem Film geändert hätte.

Deutlich stärker integriert wurde die Idee, Marianne durch eine Operation die Stimme zu rauben, sie nur noch flüstern und krächzen zu lassen. Das zwingt Tilda Swinton nicht nur, sich komplett über Gestik und Mimik ausdrücken zu müssen, was diese mit der gewohnten Intensität erledigt. Vor allem bietet sie damit das Gegenteil zu Ralph Fiennes, der lieber drei Wörter zu viel, als eines zu wenig sagt. Seine exaltierte und energiegeladene Darstellung, die weder in den Dialogen noch beim Handeln jegliche Hemmungen kennt, füllt A Bigger Splash auch dann aus, wenn in der Idylle eigentlich so keiner richtig weiß, was zu tun ist. Und das kommt häufiger vor, als einem lieb ist: Immer wieder deuten sich neue Abgründe und Wege an, die anschließend gleich wieder verschwunden sind. Ebenso bleiben diverse Flashbacks ohne echte Konsequenz.

Schade ist das für die beiden anderen im Bunde: Dakota Johnson und vor allem Matthias Schoenaerts bekommen zu wenig Gelegenheit, ihr Schauspieltalent zu offenbaren. Johnson wird letztendlich darauf reduziert, ein wenig intrigant und lasziv zu sein, was sie aber auch erst relativ spät zeigt. Schoenaerts wiederum darf eigentlich nur zuschauen, während alle anderen ihre kleinen Spielchen spielen. Ein wenig mehr Balance hätte da sicher gut getan, knisternde Szenen gibt es aber auch bei diesem Ungleichgewicht zur Genüge. Begleitet werden diese von wunderbaren Aufnahmen der Insel, die einen fast vergessen lassen, welche finsteren Gefühle sich in den vieren ausbreiten, und einem nostalgisch stimmenden Soundtrack, der – Flüchtlingsproblematik zum Trotz – A Bigger Splash zu einem zeit- wie ortvergessenen Film machen. Einem Film, dessen Spannung eher auf leichten Sohlen daherkommt, wie eine einzige Wolke am ansonsten makellos blauen Sommerhimmel, die man zunächst nicht bemerkt.



(Anzeige)

„A Bigger Splash“ hält sich zwar an das Grundgerüst vom Kult-Klassiker „Der Swimmingpool“, setzt aber auch eigene Akzente. Das Tempo ist insgesamt geringer, einige Ideen und Figuren sind zu wenig ausgearbeitet. Dafür lebt die Mischung aus Drama und Erotik-Thriller von dem fantastischen Duo Swinton und Fiennes.
7
von 10