(„Another Evil“ directed by Carson D. Mell, 2016)
Ein umgeworfener Stuhl, ein plötzlicher Fleck an der Wand, seltsam angerichtete Farbpinsel – für den Maler Dan (Steve Zissis) steht fest, dass da etwas nicht mit rechten Dingen zugeht in ihrem Wochenendhaus. Und auch Ehefrau Mary (Jennifer Irwin) und Sohn Jazz (Dax Flame) sind ein klein wenig beunruhigt, dass da ein Geist umgeht. Stimmt auch, wie ihnen das eilig herbeigerufene Medium Joey Lee (Dan Bakkedahl) bestätigt. Oder fast, es sind sogar zwei. Aber alles völlig harmlos, die Toten seien ganz nett, einem Zusammenleben stünde nichts im Wege. Sagt Joey. Dan ist von der Idee, fortan seine Familie mit übernatürlichen Wesen teilen zu müssen, jedoch weniger begeistert und lässt sich daher nur zu gern von dem Exorzisten Os (Mark Proksch) überreden, bei einem gemeinsamen Aufenthalt die ungebetenen Gäste auszutreiben.
Die Horrorkomödie, so einfach sie auch erscheint, ist eines der schwierigsten Genres, an dem man sich versuchen kann. Spannend und lustig, das ist eine Kombination, die eigentlich ein Widerspruch in sich darstellt. Von wenigen Beispielen wie Housebound einmal abgesehen, konzentrierten sich die meisten Filmemacher dann doch auf den komischen Aspekt. Zunächst sieht es auch beim Spielfilmdebüt von Regisseur und Drehbuchautor Carson D. Mell danach aus, als ging es ihm in erster Linie darum, sein Publikum zum Lachen zu bringen. Die Geister lassen sich kaum blicken, stattdessen betritt Geisterjäger Nummer eins die Bühne. Und der hat derart kuriose und wenig seriöse Methoden im Handgepäck, dass man ihn auf Anhieb für einen Schwindler hält.
So richtig an Fahrt nimmt Another Evil aber erst durch Os auf, der zweite Jäger im Bunde. Denn der übertrifft seinen Kollegen nicht nur, was die Absurdität der eingesetzten Mittel angeht, er wird sogar zum eigentlichen Dreh- und Angelpunkt des Geschehens. Zur Stärke des Films wie auch zur Schwäche. Stärke deshalb, weil er von Mark Proksch fantastisch verkörpert wird und die Figur mit der Zeit eine Tiefe und Persönlichkeit erhält, von der die langweiligen Kolleginnen in Ghostbusters nur träumen können. Gleichzeitig rückt der Fokus so stark auf ihn, dass alles andere um ihn herum verschwindet. Dass da beispielsweise zwei Geister ihr Unwesen treiben, das hat hier anscheinend jeder vergessen: Mell, die Figuren, am Ende auch das Publikum.
Für eine Weile ist es durchaus interessant, den beiden Männern zuzuschauen, wie sie abwechselnd seltsame Dinge zum Zwecke der Geisteraustreibung tun und sich persönlich näherkommen, anfangen ihre jeweiligen Lebensgeschichten zu erzählen. Nur dass diese Weile einfach zu lange dauert, das zu einem Drama mutierte Another Evil an dieser Stelle nicht nur seine Spannung, sondern auch die vorangegangene Komik verliert, sich dabei auf eine sehr unschöne Weise zu ziehen anfängt. Und gerade wenn man zum Schluss gekommen ist, ein ausgedehntes Nickerchen beginnen zu können, ohne wirklich viel zu verpassen, dreht der Film auf einmal auf eine Weise auf, die so gar nicht mit dem Rest in Einklang zu bringen ist. Oder anders gesagt: Der Beitrag vom Fantasy Filmfest 2016 zerfällt in drei Teile, die nicht wirklich etwas miteinander zu tun haben, dabei sogar völlig unterschiedlichen Genres angehören. Da hätte es insgesamt doch deutlich mehr an Feinschliff gebraucht, an einem tatsächlichen Konzept, was Another Evil denn nun sein soll. Und doch, sympathisch ist dieser etwas andere Exorzistenfilm, macht zumindest neugierig darauf, was Mell wohl beim nächsten Mal vorhat und hält einen teilweise mit spaßig-übertriebenen Szenen bei Laune.
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