Das Geständnis
© Aries Images

Das Geständnis

(„Das Geständnis“ directed by Bernd Michael Lade, 2015)

Das Gestaendnis
„Das Geständnis“ läuft ab 15. September im Kino

Man kann nicht unbedingt behaupten, dass Micha (Bernd Michael Lade) gerade besonders viel Spaß im Leben hätte. Seine Ehe kriselt, die Frau hat jemand anderen, er selbst darf nur noch auf dem Sofa schlafen. Und auch bei der Arbeit gibt es Ärger, denn die Morduntersuchungskommission der DDR hat nicht wirklich viel zu melden. Immer wieder gibt es von oben Vorgaben, wie bei den Fällen ermittelt werden soll, vor allem aber auch, zu welchem Ergebnis sein Team zu kommen hat. Während Gerd (Thomas Schuch) und Heinz (Jörg Simmat) kein Problem damit haben, sich an die offiziellen Vorgaben zu halten, Klaus (Ralf Lindermann), Günther (Martin Neuhaus), Dieter (Thomas Stecher) und Lothar (Steffen Steglich) sich damit zumindest abgefunden haben, hält Micha an seiner Überzeugung fest, die tatsächlichen Täter zu schnappen – was ihn regelmäßig in Schwierigkeiten bringt.

Die große Zeit der Ostalgie-Filme liegt nun schon eine ganze Weile zurück. Und eigentlich dacht man auch, es wäre wohl so ziemlich alles über die ehemalige DDR gesagt worden, was es zu sagen gab. Bis Bernd Michael Lade kam. Der ist gleich in dreifacher Position für Das Geständnis verantwortlich: als Regisseur, als Hauptdarsteller und als Drehbuchautor, wenngleich die Grundlagen der Geschichte ein anonymer C. Curd schuf, der seinerzeit selbst im Dienste der Mordkommission arbeitete. Auch wenn die dort aus politischen Gründen Morduntersuchungskommission hielt, nur eine von vielen Kuriositäten, die der Film während seines Ausflugs in die späten 80er entdeckt hat.

Ein Krimi im eigentlichen Sinn ist Das Geständnis dann auch nicht. An einem Mangel an Fällen liegt das weniger, eigentlich fällt dem Team sogar ständig irgendwo eine Leiche vor die Füße. Aber sie bleibt da draußen, ungreifbar. Zwei Räume sind es, in denen der Film spielt. Da wäre das Besprechungszimmer, in dem diskutiert und gestritten wird, jeden Mittwoch Kampflieder gesungen – auf Anweisung von oben –, zwischendurch auch Wodka getrunken. Und es gibt das Verhörzimmer, wenn die Ermittlungen doch einmal etwas konkreter und persönlicher werden. Sonderlich abwechslungsreich ist die Genremischung allein deshalb schon nicht, will es wohl auch gar nicht sein. Vielmehr zeigt Lade den ermüdenden Alltag als Polizist, der immer wieder von außen bestimmt wird, der immer wieder die gleichen Kämpfe austragen muss – mal mit Erfolg, oft ohne.

Ein bisschen Geduld sollte man hier schon mitbringen, denn auch wenn es einige fortlaufende Handlungsstränge gibt, welche im Hintergrund mitlaufen, einen wirklichen Fortschritt gibt es dabei nicht, keine Entwicklung. Manche Ermittlungen werden zu Ende gebracht, andere versanden irgendwann. Vielleicht hätte man bei dem streng chronologisch erzählten Das Geständnis deshalb auch ein bis zwei der Fälle streichen können, um so die dezente Eintönigkeit zwischendurch zu verhindern. Stattdessen hätten einige der Figuren gern noch ein bisschen mehr ausgearbeitet werden dürfen: Bei diversen der Polizisten weiß man auch 110 Minuten später nicht, wer sie eigentlich waren. Es gibt den aufrechten Kämpfer Micha, seine beiden stereotyp-opportunistischen Widersacher Heinz und Gerd, dazwischen jedoch, da wartet das charakterliche Niemandsland.

Und doch ist es spaßig, was diese etwas andere Rückschau ihren Zuschauern zu bieten hat, welche Absurditäten, die einen mal lachen, dann wieder am menschlichen Verstand zweifeln lassen. Da werden Tatsachen auf groteske Weise uminterpretiert, weil sie nicht in das ideologische Schema passen oder auch mal zu sensibel sind, als dass man sie Micha und den anderen überlassen könnte. Und hier kommt Lade dann auch das Kammerspielartige zugute: Es gibt kein Entkommen. Nicht für die Polizisten, nicht für die Zuschauer. Denn der nächste zu verheimlichende Tote kommt bestimmt, die nächste Demütigung und Frustration. Und der nächste Wodka, mit dem sich das Irrenhaus wohl nur ertragen ließ.



(Anzeige)

Das Geständnis
fazit
Wie war das eigentlich, als Polizist in der DDR arbeiten zu müssen? Ein Alptraum, wenn es nach „Das Geständnis“ geht. Immerhin ist es ein unterhaltsamer, weil absurder Alptraum, der sich zwischendurch aufgrund der mangelnden Abwechslung und Entwicklung etwas zieht, aber doch einen Einblick gibt in die verrückten Zustände einer von oben manipulierten Morduntersuchungskommission.
Leserwertung0 Bewertungen
0
7
von 10