(„Kaidōmaru“ directed by Kanji Wakabayashi, 2001)
Seit ihrer Kindheit schon wurde Kintoki, die Tochter eines japanischen Fürsten, als Junge aufgezogen. Eines Tages, so hieß es, hätte sie ihren Vater auch beerben sollen. Ihr Onkel hatte jedoch ganz eigene Pläne und ließ die Familie ermorden. Nur Kintoki entkam dem Massaker, gerettet von dem Krieger Raiko. Nun ist sie erwachsen und selbst zu einer geschickten Samurai-Kämpferin herangewachsen. Und wenn es nach Raiko und ihr selbst ginge, die beiden wären auch mehr als Meister und Schüler. Doch die Schatten der Vergangenheit sind lang, und noch immer ist Kintoki in politische Intrigen und Machtkämpfe verwickelt.
Kai Doh Maru ist einer dieser Animes, an denen man seinerzeit allein aufgrund des Artworks nicht einfach vorbeigehen konnte. Ein fein gezeichnetes Gesicht in zarten Pastelltönen prangt auf dem Cover, daneben ein von Flammen und Schriftzeichen umringtes Yin- und Yang-Symbol – das hatte nur wenig mit dem zu tun, was einem vor fünfzehn Jahren aus den DVD-regalen entgegensprang. Und auch heute noch überzeugt die Direct-to-Video-Produktion vor allem durch die Optik. Die Zusammenarbeit der beiden Animationsstudios Production I.G (Miss Hokusai, Giovannis Insel) und SME Visual Works experimentiert vor allem im farblichen Bereich, legt alles hinter eine Art Schleier, sodass das Geschehen ein wenig traumartig wirkt, die Erinnerung an eine lang zurückliegende Zeit – trotz der diversen Computerelemente, die zum Glück jedoch so schlicht sind, dass sie nicht allzu stark auffallen.
Bei vielen der Figuren wird auch ganz darauf verzichtet, ihnen eine Farbe geben zu wollen: Kleidung, Haare, alles ist blass, wenn nicht gar ganz weiß, ein wenig geisterhaft. Das passt sehr gut zu der düster-fantastischen Atmosphäre, welche durch die altertümlichen Klänge, die im Hintergrund vor sich hinbrummen, noch weiter verstärkt wird. Nur hin und wieder durchbricht etwas die noble Blässe. Blut zum Beispiel. Viel gekämpft wird trotz des Samuraiumfeldes zwar nicht. Wenn die Recken zu Waffen greifen, wird aber vor nichts zurückgescheut, da dürfen schon einmal ein paar Arme abgehackt werden.
Leider ist der leicht melancholische Anime inhaltlich jedoch ebenso wenig zu fassen wie die filigranen Zeichnungen. Schon dass Kintoki den Namen Kai Doh Maru erhält, wird nirgends näher erläutert. Der machthungrige Onkel spielt nach dem Einstieg ebenfalls keine große Rolle mehr. Oder vielleicht auch doch, denn so richtig viel erklärt wird hier nicht. Das mag sicher auch an der kurzen Laufzeit von gerade mal 40 Minuten liegen, was zu wenig ist, um den Figuren eine tatsächliche Persönlichkeit zu geben. Und vor allem zu wenig für die wirre Geschichte, die ohne zusätzliche Lektüre nicht sonderlich viel Sinn ergibt, die beim Versuch sie wiederzugeben, sogar noch unsinniger zu werden scheint. Dass Kai Doh Maru niemals nach Deutschland kam, lässt sich daher verschmerzen, da war beispielsweise The Hakkenden die deutlich spannendere Fantasy-Samurai-Variante. Aufgrund der reizvollen Optik dürfen zumindest visuell orientiertere Animefans jedoch mit einem Import liebäugeln, da einem gerade der UK-Import inzwischen fast zum Nulltarif hinterhergeworfen wird.
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