(„Molly Monster – Der Kinofilm“ directed by Ted Sieger, Michael Ekblad and Matthias Bruhn, 2016)
Irgendwie scheinen sich alle gegen die kleine Molly verschworen zu haben. Da hat sich das Monstermädchen so sehr darauf gefreut, eine kleine Schwester und einen kleinen Bruder zu bekommen, und dann darf sie nicht einmal dabei sein, wenn es aus dem Ei schlüpft. Sie selbst soll mit ihren Onkeln daheim bleiben, während die Eltern zur legendären Eierinsel fahren. Und als wäre das alles nicht schon doof genug, vergessen die anderen auch noch die Mütze mitzunehmen, welche Molly vorher so fleißig gestrickt hat! Das kann sie natürlich nicht so ohne weiteres auf sich sitzen lassen und begibt sich deshalb gemeinsam mit ihrer Aufziehpuppe Edison auf eine abenteuerliche Reise, die Mütze einfach selbst vorbeizubringen.
Die Buchhandlung hat sie bereits erfolgreich unsicher gemacht, eine eigene Animationsserie hat sie auch. Da war es doch nur eine Frage der Zeit, bis das kleine Monstermädchen Molly auch den großen Leinwänden einen Besuch abstattet. Und damit dieser auch den bisherigen Auftritten nicht nachsteht, ließ es sich ihr Erfinder Ted Sieger nicht nehmen, selbst an dem Kinofilm mitzuarbeiten und gemeinsam mit zwei anderen die Regieaufgabe zu übernehmen. Wer die bisherigen Geschichten mochte, wird deshalb auch an der großen Variante ihre Freude haben, die erneut kindgerecht wichtige Themen für die lieben Kleinen aufarbeitet. Wie ist das eigentlich, wenn man ein kleines Geschwisterchen dazu bekommt? Was bedeutet das für mein Leben? Molly Monster nimmt sich jedoch nicht nur dieses Themas an, sondern spricht auch andere wichtige Bereiche wie Freundschaft an.
Nur ist das auch das Problem des Kinoabenteuers, so ganz will das mit dem Ausbreiten auf Spielfilmlänge nicht funktionieren. Dass Molly bislang nur recht kurze Geschichten zu erzählen hatte, merkt man Molly Monster deutlich an, der die Geburt des nächsten Monsters lediglich zum Anlass für die Reise nimmt. Was die Monster dort erleben, das hat zum Teil nämlich gar nichts mehr mit der Rahmenhandlung zu tun. Der Weg ist hier das Ziel. Dabei ist es nicht einmal so, als wäre das Animationsabenteuer übermäßig lang, nicht einmal siebzig Minuten liegen zwischen den Anfangs- und Abschlusscredits. Aber es war wohl doch zu viel, um einzig das Thema des Eis und des Familienzuwachses zu behandeln. Und so weiß man hier oft gar nicht mehr so genau, um was es in dem Film eigentlich gehen soll.
Mit den frenetisch umherirrenden CGI-Kollegen aus den USA hat Molly Monster trotz der sprunghaften Geschichten jedoch nur wenig gemeinsam. Hier gibt es keine dröhnenden Poplieder, mit der jede potenzielle Pause in Stücke gehauen wird, keine übertriebenen Verfolgungsjagden. Statt ausgiebiger Slapstickeinlagen ist der Humor hier etwas überschaubarer, erfreut sich auch schon mal an kleinen Pupsscherzen. Erwachsene bleiben hier deshalb außen vor, zumindest in der Hinsicht hat die europäische Co-Produktion relativ wenig zu bieten. Dafür darf man sich an den farbenfrohen, leicht psychedelischen Bildern erfreuen, die nur selten die dritte Dimension zur Hilfe rufen und damit vielleicht an die eigenen Zeichentrickhelden von einst zurückerinnern. Vor allem muss man Sieger eins lassen: Bei der Gestaltung von Mollys Umfeld hat er viel Kreativität bewiesen, gerade an den kuriosen Monsterdesigns und den vielen kleinen Details könnten sich die großen und oft sehr gleichförmigen Kollegen aus Übersee gern ein Beispiel nehmen. Wer passenden Nachschub für Kinder braucht, der ist bei dem wohltuend zurückhaltenden Molly Monster also an der richtigen Adresse, Stoff für die ganze Familie ist das aber eher nicht.
(Anzeige)