(„Muppet Treasure Island“ directed by Brian Henson, 1996)
Die Gäste von Mrs. Blueberidges Spelunke haben es gelernt, den alten Seemann Billy Bones (Billy Connolly) zu ignorieren, der ständig betrunken ist und komische Geschichten erzählt. Zumindest an einer scheint aber etwas dran zu sein, wird er doch tatsächlich von einer Gruppe Piraten verfolgt und am Ende sogar getötet. Mit letzter Kraft schafft er es aber noch, die Karte zu einem legendären Schatz an den Waisenjungen Jim (Kevin Bishop) weiterzugeben. Der macht sich dann auch bald mit seinen Freunden Gonzo und Rizzo auf die Suche, organisiert ein neues Schiff und tritt die Reise an. Was die drei jedoch nicht ahnen: Die Crew um den zwielichtigen Schiffskoch Long John Silver (Tim Curry) verfolgt ganz eigene Pläne.
Offensichtlich waren Brian Henson und die anderen Macher von Die Muppets-Weihnachtsgeschichte recht angetan von dem Ergebnis gewesen. Das zumindest legt der Schluss nahe, dass vier Jahre später mit „Die Schatzinsel“ von Robert Louis Stevenson erneut ein Literaturklassiker verfilmt wurde, in denen einige wenige Schlüsselrollen mit menschlichen Darstellern besetzt wurden, der Rest von den bekannten Handpuppen verkörpert wurde. Dazu gibt es wie immer viele humorvolle Einlagen, dazu noch eine Menge Musik – so wie wir die Muppets eben kennen.
Und doch ist Muppets – Die Schatzinsel nur teilweise mit dem Vorfilm vergleichbar, vielmehr kehrt der fünfte Kinofilm rund um die Kultpuppen teilweise zumindest wieder zu Elementen zurück, die einst typisch für die Muppets waren, später jedoch verloren gingen. Gerade im Vergleich zur Weihnachtsgeschichte fällt auf, dass der Humor wieder deutlich prominenter ist und auch die schmerzlich vermissten Metakommentare wiederentdeckt wurden. Wenn beispielsweise anfangs verwundert festgestellt wird, dass in einem Kinderfilm jemand stirbt oder zum Ende hin eine Ratten-Urlaubergruppe den Drehset besichtigt, dann erinnert das an die Anfänge, als regelmäßig die vierte Wand durchbrochen wurde. Auch sonst gibt es immer wieder mal etwas zu lachen, und wenn es nur aus dem Grund ist, die skurrilen Puppen in historischen Kostümen durch die Gegend turnen zu sehen.
Überhaupt ist Muppets – Die Schatzinsel ein optisches Fest, lässt sich wie Die Muppets-Weihnachtsgeschichte bei der Ausstattung nicht lumpen. Die neu hinzugefügten Puppen passen diesmal sogar etwas besser in das altbewährte Ensemble, gerade bei der fiesen Piratencrew sind einige echte Unikate dabei, die man anschließend gern noch in anderen Kontexten gesehen hätte. Manchmal ist das dann aber doch wieder eine Spur zu viel, bei dem Film geht es so turbulent zu, ständig wird gekämpft, gescherzt, gesungen, dass hier kaum Zeit zum Luftholen bleibt. Da hätten ein paar leisere Momente Wunder gewirkt, auch um der ständigen Reizüberflutung durch die zahlreichen Protagonisten entgegenzuwirken und die Szenen nicht einfach vorbeirauschen zu lassen.
Spaßig ist das natürlich, auch weil Tim Curry das Spiel der Puppen dankbar aufnimmt und selbst komplett überdreht, wohl um gegen die anarchische Energie der Muppets nicht unterzugehen. Von den düsteren Elementen des Buches bleibt aber so recht wenig übrig, spannend ist der Film ohnehin nicht, dafür ist das Ganze zu sehr auf das Familienpublikum zugeschnitten und unterbricht die Geschichte durch die Comedy- und Musikeinlagen zu sehr. So sehr sogar, dass man – wie bei vielen Muppets-Filmen – nicht einmal so genau weiß, ob man da noch von einer Geschichte sprechen kann. Dafür sind die Lieder wieder etwas eingängiger, sympathisch sind die Muppets zwanzig Jahre nach der Muppet Show ohnehin. Und das gilt dann auch für Die Schatzinsel, selbst wenn der Film innerhalb des Gesamtwerkes eher im Mittelfeld angesiedelt ist.
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