(„One Piece: Chinjou Shima no Chopper Oukoku“ directed by Junji Shimizu, 2002)
Ein Unglück kommt selten allein: Nicht nur, dass Schiffsarzt Chopper bei dem Versuch, bei einer Insel Halt zu machen, unfreiwillig über Bord geht, er landet auch noch inmitten einer Gruppe wilder Tiere. Oder zumindest das, was er für wilde Tiere hält. Denn eigentlich sind die dort alle ganz nett, ernähren sich von Früchten und erklären das Rentier, auf eine alte Legende vertrauend, sogar zu ihrem König – schließlich ist der alte kürzlich gestorben, und jemand muss es mit den gefährlichen Büffeln aufnehmen, welche seit einiger Zeit die Tiere terrorisieren. Unterdessen versucht die Strohhutbande alles, um ihr verloren gegangenes Crewmitglied wiederzufinden und stoßen dabei ausgerechnet auf Graf Butler, der für die Terrorangriffe verantwortlich ist.
Autors eines One Piece Films zu sein, das ist eigentlich eine recht simple Aufgabe. Viel Gedanken um die Handlung muss man sich nämlich nicht machen, denn die ist irgendwie immer gleich: Es geht fast jedes Mal um eine Insel, einen legendären Schatz, einen fiesen und mächtigen Gegenspieler, der die Bewohner unterdrückt, sowie eine Gastfigur mit trauriger Hintergrundgeschichte, die über sich hinauswachsen muss. Am Anfang des Films wird jemand aus der Crew vom Rest getrennt, am Ende darf Luffy seine Gummi-Kampf-Fähigkeiten unter Beweis stellen. All das findet man auch im 3. Kinofilm Chopper auf der Insel der seltsamen Tiere, der nicht wirklich versucht, das Schema zu durchbrechen. Warum auch, wenn es genau das ist, was die Fans sehen wollen?
Doch trotz der ständigen Déjà-vus, die einen hier befallen, der dritte große Leinwand-Auftritt von Eiichirō Odas Manga-Piraten übertrifft die ersten beiden Kinoversuche. Denn was diese von Anfang an ausgezeichnet hat, war weniger eine komplexe und überraschende Geschichte, sondern die kuriosen Figuren. Und da setzt Chopper auf der Insel der seltsamen Tiere dem Ganzen noch mal eins drauf. Nicht nur, dass die ewigen Schatzsucher mit dem sprechenden Rentier Chopper einen wertvollen, weil komischen Verbündeten gefunden haben, auch die Tiermenagerie entspricht nicht so ganz dem, was wir aus Natursendungen kennen. Zwar orientiert sie sich an realen Vorbildern, lässt es sich aber nicht nehmen, die durch schicke Accessoires wie Piercings etwas aufzumöbeln oder sie anderweitig etwas grotesker zu gestalten.
Allgemein ist der Humor dieses Mal stärker ausgeprägt, äußert sich neben den witzigen Designs vor allem in kleineren Slapstickszenen und den Auseinandersetzungen innerhalb des Teams wie mit den bösen Buben. Gekämpft werden darf natürlich auch, dieses Mal verteilt sich das Schlachtengetummel netterweise auf mehrere Verantwortliche – anstatt sich nur auf Luffy zu verlassen –, was der Abwechslung zugutekommt. Da die Laufzeit mit unter einer Stunde wieder relativ knapp ist, braucht man sich über etwaige Langeweile zudem keine ernsten Sorgen zu machen. Der Film ist sogar noch kompakter und fokussierter als die beiden direkten Vorgänger, macht zwar nicht mehr, als er unbedingt muss, das aber zumindest gut.
Optisch ist die Arbeit des Traditionsstudios Toei Animation (Die Schatzinsel, Dragon Ball Z: Kampf der Götter) wie immer nur solide. Zwar gibt es kleinere Fortschritte im Vergleich zu den ersten beiden Kinofilmen, sehr weit weg vom Fernsehformat hat man sich aber noch immer nicht bewegt. Schade ist zudem, dass dieses Mal die Insel selbst ein wenig langweilig ist, da hatte Abenteuer auf der Spiralinsel! doch mehr zu bieten. Insgesamt dürfen sich Fans der Reihe aber auf einen unterhaltsamen Ausflug freuen, der zwar den Abenteuergehalt reduziert hat, dafür insgesamt aber spaßig ist. Wer bislang noch keine großen Berührungspunkte mit den Piraten hatte, braucht übrigens nicht zurückzustehen: Chopper auf der Insel der seltsamen Tiere gibt zwar keine Einführung in Land und Leute, ist inhaltlich aber so unabhängig (und simpel), dass auch Quereinsteiger nicht auf hoher See verloren gehen.
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