(„One Piece Episode of Merry: Mo Hitori no Nakama no Monogatari“ directed by Katsumi Tokoro, 2013)
Ein entspannter Tag auf See, unterwegs auf der Little Lamb 2 und die Seele baumeln lassen, kann es etwas Schöneres geben? Nur eine Sache beschäftigt Brook, der noch nicht so wahnsinnig lange Mitglied der Strohhut-Bande ist: der seltsame Name des kleinen Schiffchens. Müsste es nicht davor dann noch ein anderes Schiff gegeben haben? Hat es, wie Lysop zu erzählen weiß. Es dauert dann auch nicht lange, bis der Pirat seine Erinnerungen ausgräbt und die anderen mit seinen Geschichten zurück in die Vergangenheit nimmt. Eine Vergangenheit, die einige sehr schöne Momente enthält. Aber auch sehr traurige. Unter anderem den, als die Flying Lamb verschrottet werden sollte.
Inzwischen ist das ja fast schon eine kleine Tradition, dass eigene TV-Specials die einzelnen Figuren von One Piece noch einmal etwas näher vorstellen. Nach Episode of Ruffy und Episode of Nami ist es nun also Merry, welche dieses Mal im Mittelpunkt steht. Wer nur die deutsche Fassung von Eiichirō Odas Manga bzw. dessen Animeadaption kennt, wird an der Stelle jedoch eventuell erst einmal ein wenig stutzig werden. Merry, wer soll denn das sein? Antwort: das Schiff, das hierzulande Flying Lamb getauft wurde.
Aber das ist nicht der einzige Punkt, der hier im Laufe der etwa 105 Minuten für Verwirrung sorgen wird. Anders als die beiden vorangegangenen TV-Specials ist dieses hier nämlich sehr viel weniger einsteigerfreundlich. Dass die Rahmenhandlung von One Piece nicht erläutert wird, lässt sich verschmerzen. Schwerer wiegt schon die mangelnde Erklärung der Figuren, eine kleine Auskunft, wer hier eigentlich wie mit wem zusammenhängt. Aber auch das hält nur zeitweise auf, die grundsätzlichen Konflikte der Geschichte rund um das Schicksal des Schiffs lassen sich auch so erkennen. Die zweite Hälfte jedoch, die wird dann richtig wirr, wenn auf einmal eine gegnerische Truppe mit ins Spiel kommt, welche die Strohhut-Bande terrorisiert, ohne dass wir wirklich erfahren, was es damit auf sich hat, und sich die Ereignisse ein bisschen sehr überschlagen.
Veteranen wird das weniger stören, die kennen die Geschichte um die CP9. Aber die werden allgemein schon alles über Episode of Merry wissen, handelt es sich hier doch um eine verkürzte Fassung eines längeren Handlungsstrangs der Serie. Das wiederum macht das Special aber auch so schwierig, hier wird eigentlich nicht wirklich klar, wer es sich wirklich anschauen soll. Neulinge werden nur ungenügend auf die große Reise mitgenommen, Fans haben alles schon einmal gesehen. Schade ist zudem, dass der typische Humor von One Piece größtenteils fehlt, der Erinnerungspfad zum Little Lamb ist eher von Drama und Tragik geprägt. Und von Action. Immerhin hier glänzt der Anime, die vielen sonderbaren Fähigkeiten der Piratentruppe kommen sehr schön raus, anstatt nur wie so oft alles Ruffy zu überlassen, gibt es hier von kuriosen Geschossen über Gummigelenke bis zu Wetterkapriolen und mächtigen Seifenlaugen alles, was der japanische Hang zum Verrückt-Absurden so hergibt.
Allenfalls die aufgemotzte Optik aus dem Hause Toei Animation (Der gestiefelte Kater, Dragon Ball Z – Kampf der Götter) könnte es für manchen lohnenswert machen, einen zweiten Blick darauf zu werfen. Doch auch die ist ein wenig zwiespältig. Der starke Einsatz von Computerelementen sollte vermutlich für frischen Wind sorgen, sieht bei einigen Cel-Shading-Objekten auch tatsächlich nett aus. Nur dass man hier nicht konsequent genug vorgegangen ist, die Mischung aus klassischem Zeichentrick und CGI ist teilweise so unharmonisch, als wären wir animetechnisch zehn Jahre in die Vergangenheit gereist, als die japanischen Künstler die Kraft des Rechners langsam für sich entdeckten. Da zudem die Animationen wieder bescheiden ausfallen und die Kämpfe oft zu kurz sind, zieht auch dieses Argument nicht so recht. Als Ergebnis ist Episode of Merry frustrierend unausgegoren, die Summe weniger wert als die einzelnen für sich sehenswerten Teile.
(Anzeige)