Scare Campaign
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Scare Campaign

(„Scare Campaign“ directed by Cameron Cairnes and Colin Cairnes, 2016)

Scare Campaign
„Scare Campaign“ läuft im Rahmen des 30. Fantasy Filmfests vom 17. August bis 18. September 2016

Seit einigen Jahren schon sind Marcus (Ian Meadows), Emma (Meegan Warner) und die anderen Kollegen ebenso eifrig wie erfolgreich dabei, andere zu erschrecken. „Scare Campaign“ heißt die Fernsehsendung, in der nichtsahnenden Mitbürger böse Streiche gespielt werden. Doch jetzt in Staffel fünf ist das Konzept langsam ausgereizt, zumal die Konkurrenz aus dem Internet nicht schläft. Sie mordet. Moralisch ist das Abschlachten von Unschuldigen natürlich eher kritisch, das millionenstarke Publikum ist aber eindeutig in seiner Forderung: weniger Tricks, mehr echtes Blut. Eine letzte Chance bekommt das Team aber noch, die schwächelnden Zuschauerzahlen nach oben zu treiben. Und so macht es sich zusammen mit Neuzugang Abby (Olivia DeJonge) auf zu einem alten Sanatorium, um noch einmal alle Register zu ziehen. Doch aus den vermeintlich harmlosen Späßen wird bald blutiger Ernst.

Ein paar Jahre ist es nun schon her, dass das australische Brüderpaar Cameron und Colin Cairnes in 100 Bloody Acres ein mörderisches Treiben mit viel schwarzem Humor kreuzten. Nun sind sie zurück und dürfen mit ihrem Zweitwerk auf dem Fantasy Filmfest 2016 sogar – seltsamerweise anders als bei ihrem Debüt – um den Fresh Blood Award wetteifern. Bislang lagen sie mit Scare Campaign jedoch etwas unerwartet weiter hinten bei den Ergebnissen, denn ihr neuer Film bringt eigentlich alles für einen echten Crowd Pleaser mit. Blut zum Beispiel, abgetrennte Körperteile und andere eher unappetitliche Methoden, Menschen aus dem Reich der Lebenden zu befördern.

Spannend ist Scare Campaign deswegen aber nicht, vielmehr besteht der Spaß darin, dass die Protagonisten wie in anderen Funslashern à la You’re Next auf eine möglichst absurd-brutale Art und Weise abgemurkst werden. Man fiebert daher nicht unbedingt mit, wer hier denn nun überlebt, sondern freut sich schon auf den nächsten verrückten Einfall der Brüder. Von denen gibt es dann auch einige, wenngleich nicht so viele, wie es einen die beiden – und andere – einen glauben lassen wollen. Sobald die Cairnes erst einmal den Rahmen abgesteckt haben und das Publikum weiß, dass sich hinter so mancher Inszenierung und Maske etwas anderes wartet, hält sich der Überraschungseffekt zurück. Nicht dass die zwei Regisseure und Drehbuchautoren es nicht versucht hätten, sie bauen sogar gleich mehrere Wendungen ein. Wer sich aber auf die Welt der bösen Streiche eingelassen hat und nicht gerade ein absoluter Neuling im Horrorbereich ist, der kann meist schon recht früh sagen, was hier als nächstes passiert.

Unterhaltsam ist Scare Campaign aber dennoch, da das blutige Treiben nicht im luftleeren Raum steht, sondern mit stark satirischen Elementen einhergeht. Da wären zum einen die Medien, welche ihr Fett abbekommen. Medien, die alles für die Quote tun und notfalls dafür über Leichen gehen würden – wortwörtlich. Aber auch das zunehmend verrohende Publikum muss sich dem Spott der Australier aussetzen. Nun ist der Hang zum Voyeurismus keine ganz neue Entwicklung, auch nicht, dass Jugendliche aus Langeweile und der Sehnsucht nach Coolness über die Stränge schlagen. Eigentlich rennen die Cairnes hier also Türen ein, die schon seit Jahren offenstehen, durch die zahlreiche andere Kollegen längst gegangen sind. Wenn überhaupt, dann ist der Wettstreit zwischen dem langsam aussterbenden Fernsehen und der hippen Internetkonkurrenz noch das aktuellste Element in diesem recht altmodischen Film. Und selbst das ist keine neue Erkenntnis. Man sollte also nicht mehr aus Scare Campaign machen wollen, als es ist: ein nett-schwarzhumoriger, sympathischer Horrorstreifen, der auch dank der knackigen Laufzeit von nicht einmal 80 Minuten kaum Luft lässt.



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Mediensatire, Kritik an einem verrohenden Publikum und dazu noch absurde Todesszenen – „Scare Campaign“ ist ein knackiger Funslasher, der gut unterhält, trotz diverser Wendungen aber letztendlich nicht wirklich viel anders macht als die Konkurrenz.
6
von 10