School Camp
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School Camp – Fies gegen mies

(„Les Profs“ directed by Pierre-François Martin-Laval, 2013)

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„School Camp – Fies gegen mies“ ist ab 22. September auf DVD erhältlich

Serge Cutiro (Christian Clavier) tut alles dafür, nichts im Unterricht tun zu müssen. Gladys (Isabelle Nanty) neigt dazu, jeden Schüler mit ihr zur Verfügung stehenden Gegenständen zu bewerfen. Antoine Polochon (Pierre-François Martin-Laval) hat einen Napoleon-Komplex. Éric (Arnaud Ducret) malträtiert seine Sportschüler. Amina (Stéfi Celma) sieht so gut aus, dass alle Männer um sie herum umfallen. Maurice (Raymond Bouchard) wird von niemandem verstanden, wenn er erst einmal mit dem Philosophieren beginnt. Und Albert (Fred Tousch)? Der lässt mit seinen Experimenten in schöner Regelmäßigkeit das Klassenzimmer in die Luft fliegen. Kein Zweifel, die neuen Lehrer am Jules-Ferry sind eine absolute Katastrophe. Aber verzweifelte Situationen erfordern verzweifelte Maßnahmen. Und wenn gerade mal 12 % der Schüler die Abschlussprüfung bestehen, darf man von einer verzweifelten Situation sprechen. Die besten Lehrkörper Frankreichs konnten nichts an dem kontinuierlichen Misserfolg ändern, warum es also mal nicht mit den schlechtesten des Landes versuchen?

Comicverfilmungen aus den USA oder Japan sind ja bekanntermaßen alles andere als selten. Aber auch die franko-belgische Szene hat uns in Form von „Asterix“, „Die Schlümpfe“ oder Tim & Struppi“ die eine oder andere populäre Filmvorlage geliefert. Eine solche liegt auch School Camp – Fies gegen mies zugrunde, wenngleich diese hierzulande nur wenigen ein Begriff sein dürfte. 17 Bände hat die von Autor Erroc und den beiden Zeichnern Pica und Mauricet geschaffene Comicreihe seit dem Debüt im Jahr 2000 bereits angesammelt, das letzte erschien vergangenes Jahr. Als 2013 Les Profs in die Kinos kam, brauchte es daher nicht so wahnsinnig viel Überzeugungsarbeit, lockte am Ende dann auch knapp 4 Millionen Zuschauer in die heimischen Lichtspielhäuser. Außerhalb Frankreichs jedoch hielt sich das Interesse der Verleihe in Grenzen, Deutschland musste rund drei Jahre auf eine Synchronisation warten. Und das auch nur auf DVD.

Eine verkannte Perle ist School Camp jedoch nicht, so richtig viel verpasst hätte man nicht, wenn der Film die Landesgrenzen nicht verlassen hätte. Anders als viele andere Kassenschlager der Grande Nation, etwa Ziemlich beste Freunde oder Moniseur Claude und seine Töchter, fällt es hier nämlich schwer nachzuvollziehen, was unsere Nachbarn da eigentlich so wahnsinnig lustig fanden. Sicher, die chaotische Lehrertruppe setzt sich aus absoluten Unikaten zusammen. Wenn hier im weiteren Verlauf des Films Schüler bis zu 30 Kilometer anreisen, um die Verlierer bei ihrer etwas eigentümlichen Version des Lehrberufs live zu erleben, dann ist das nur zu verständlich. Die Figuren sind dermaßen komisch überzeichnet, dass auch ohne entsprechende Vorkenntnisse der Quelle die Lust auf mehr geweckt wird.

Doch eben dieses „mehr“ fehlt am Ende. Natürlich ist es lustig, wenn Cutiro den Unterricht in einer Hängematte verbringt und den Schülern sagt, sie sollen sich eigene Aufgaben ausdenken. Oder Maurice irgendwelche unverständlichen Worthülsen auf sein unfreiwilliges Publikum loslässt. Doch das funktioniert eben nur als Einzelbild, maximal eine kurze Abfolge eben solcher. Ein ganzer Film? Der lässt sich damit weniger füllen, dafür hätte man die Figuren zu mehr nutzen müssen. Noch schlimmer sieht es bei den Schülern aus, für die sich der Film praktisch gar nicht interessiert. Der Klassenclown Thierry Boulard (Kev Adams) dient eigentlich nur als Überleitung von einer Schulszene zur nächsten, seine Klassenkameraden wird man kaum genug verinnerlichen, um sie überhaupt groß wiedererkennen zu können. Etwas lieblos wird noch versucht, Polochon mit seiner Kollegin Marie (Alice David) zu verkuppeln. Auf das eigene Zwerchfell hat dies jedoch kaum Auswirkungen.

Erst zum Schluss, als Pierre-François Martin-Laval, der hier als Regisseur, Hauptdarsteller und Co-Autor auftritt, einfällt, dass es vielleicht doch noch einer Handlung bedarf, darf die zeitweilig einschläfernde Komödie ein bisschen aus sich herausgehen. Es reicht aber nicht, um den Frust darüber zu bekämpfen, wie wenig das Potenzial der schrulligen Alptraumlehrer hier genutzt wurde. Vielleicht ist dies bei der letztes Jahr veröffentlichen Fortsetzung Les Profs 2 anders, zu wünschen wäre es der Besetzung wie auch dem Publikum. Bis diese ihren Weg hierher findet, sofern sie es denn überhaupt tut, wird aber sicher noch eine Weile vergehen.



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„School Camp – Fies gegen mies“ versammelt eine Schar Lehrer, die wohl zu den kuriosesten zählen, die man bislang hat in Filmen sehen dürfen. Doch der Spaß an diesen hält nicht lang genug an, um über die langweilige Geschichte und die nichtssagenden Schüler hinwegtrösten zu können.
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von 10