(„Studio DC: Almost Live“ directed by Krash R. Davenport, 2008)
Es kann einem schon ein wenig bange werden, wie Disney auf dem besten Weg ist, sich ein schönes kleines Monopol im Filmgeschäft aufzubauen. Nicht nur, dass sie dieses Jahr die Kinokassen dieses Jahr dominieren wie kein anderes Studio, sie sind seit Jahren schon auf einem unheimlichen Expansionskurs, kaufen milliardenschwere Franchises wie andere ihre Kaugummis. Immerhin: Als reiner Filmfan kann es einem vergleichsweise egal sein, dass das Mäuseimperium hinter so vielen Blockbustern steckt, denn von Marvel über Stars Wars bis zu Pixar, geschadet hat der Einfluss bislang nicht. Nur eine etwas unrühmliche Ausnahme gibt es: die Muppets. Denn bis heute weiß Disney nicht so recht, was mit den Kultpuppen wirklich anzufangen ist. Sicher, die beiden Kinofilme Die Muppets und Muppets Most Wanted stehen den früheren Großauftritten nicht nach, die diversen auf Kinder ausgerichteten TV-Produktionen waren aber schon enttäuschend. Und keine mehr als Studio DC: Almost Live.
Dabei erinnert das Prinzip der zwei Fernsehspecials denen der Muppet Show seinerzeit. Dieses Mal wurde das Theater zwar zielgruppen- und zeitgeistgerecht gegen ein Fernsehstudio eingetauscht, ansonsten wird aber wie 30 Jahre zuvor zusammen mit berühmten Künstlern gescherzt und musiziert. Der große Unterschied ist jedoch, dass dieses Mal die menschlichen Stars aus dem hauseigenen Disney Channel rekrutiert wurden. An Stelle von Peter Ustinov, Diana Ross oder Sylvester Stallone gibt es dann Performer wie die Jonas Brothers, Miley Cyrus oder Selena Gomez. Die jüngere Zielgruppe wird es freuen, dieses Mal sind es die älteren Zuschauer, die oftmals nicht wissen werden, wer diese Leute denn sein sollen.
Die Neuausrichtung der Gäste allein ist aber weniger das Problem von Studio DC: Almost Live, schließlich waren schon in den 70ern die eigentlichen Stars der Show die Puppen, die großen Namen aus dem Showgeschäft nicht mehr als Sparringpartner, die mal besser, mal schlechter mit dem geballten Wahnsinn umgehen konnten. Von Letzterem ist hier aber nichts mehr zu finden. Passend zu der Verjüngung des Cats wurde auch das Drumherum deutlich vereinfacht. Subversiv ist an dem Comebackversuch der Muppets gar nichts, es gibt kaum Wortspiele, selbst die fiesen Kommentare der Dauernörgler Statler und Waldorf haben deutlich an Biss verloren.
Die Lieder selbst können es ebenfalls nicht mit den berühmten Vorfahren aufnehmen. Waren sie einst in verrückte Szenen integriert, in denen immer etwas passierte, sind die Muppets dieses Mal nur irgendwie dabei, haben gar nicht erst die Chance, ihre besonderen Fähigkeiten auszuspielen. Dass die Stücke selbst belanglose Popträllereien sind, deren Melodien man schon vergessen hat, noch bevor sie angefangen haben, hilft auch nicht unbedingt dabei, die Sympathiewerte der Produktion nach oben zu schrauben. Sicher ist es schön, die TV-Helden von damals noch einmal sehen zu dürfen, von Kermit über Piggy und Gonzo bis zu Fozzy und dem schwedischen Koch sind viele der bekannten Charaktere mit von der Partie. Gleichzeitig ist es aber traurig, wie zahm und berechenbar diese einst für ihre Anarchie und unbändige Energie bekannten Kreaturen im Disney-Stall geworden sind.
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