(„The Devil’s Candy“ directed by Sean Byrne, 2015)
Ein bisschen teuer war das neue Haus ja schon. Und dass darin zuvor Menschen gestorben sind, ist auch nicht das beste Omen. Aber was eine echte Heavy-Metal-Familie ist, die lässt sich so leicht nicht schocken! Und so sind Jesse (Ethan Embry), Astrid (Shiri Appleby) und Tochter Zooey (Kiara Glasco) dann auch gleich Feuer und Flamme, als sie ihr zukünftiges Eigenheim beziehen – muss Künstlerpapa Jesse eben ein paar mehr Auftragsarbeiten als Maler annehmen. Seltsam nur, dass seine Motive mit der Zeit immer alptraumhafter werden und er sich so gar nicht daran erinnern kann, diese Bilder gemalt zu haben. Noch seltsamer aber ist, dass der einfach gestrickte Ray (Pruitt Taylor Vince) immer wieder zu seinem alten Elternhaus zurückkommt und vor allem den Kontakt zu Zooey sucht.
The Devil’s Candy gehörte sicher zu den positivsten Überraschungen vom Fantasy Filmfest 2016, allein schon weil er sehr viel mehr zu bieten hat, als es die Inhaltsangabe vermuten lässt. Anhänger des Heavy Metals, die alten Klischees zufolge ja ohnehin alle den Teufel anbeten, sollen ausgerechnet diejenigen sein, die gegen ihn kämpfen? Das klingt ein wenig wie der Vorjahreskollege Deathgasm und lässt auf eine ähnlich gelagerte Horrorkomödie tippen. Doch Regisseur und Drehbuchautor Sean Byrne, der sechs Jahre nach seinem Debüt The Loves Ones doch noch mal ein Zweitwerk rausbrachte, hatte etwas anderes vor, sehr zur Freude aller Gruselfans.
Dabei ist es jetzt weniger die Geschichte an sich, welche The Devil’s Candy auszeichnet. An der Stelle begnügt sich Byrne mit altbekannten Elementen rund um böse Kräfte, welche dir Reichtum, Ruhm und viele andere schöne Sachen versprechen, dafür aber auch einen kleinen Tribut von dir fordern, der oft hässliche Folgen für andere bedeutet. Den Tod zum Beispiel. Atmosphärisch macht dem Australier dafür so leicht niemand etwas vor. Es ist ein leises Grummeln und Flüstern, mit denen er seine Protagonisten quält, durch die sie gezwungen werden, gegen ihren Willen zu handeln. Dass Ray ausgerechnet durch laute Musik diese akustischen Quälgeister zu übertrumpfen versucht, wird nicht nur die Freunde etwas härterer Genres erfreuen, sondern passt auch wunderbar in das Bild des Gepeinigten, der sich verzweifelt gegen das Böse stemmt.
Ansonsten spielt, entgegen der Beschreibung, Heavy Metal keine besonders große Rolle in dem Film. Der Soundtrack ist hierdurch natürlich beeinflusst, Kleidung und Einrichtung der Protagonisten auch, für ein paar kleinere Witze am Anfang und böse Tätowierungen reicht es auch. Anschließend gerät dieser Aspekt aber relativ schnell in Vergessenheit, beim großen Finale kommt es ohnehin nicht mehr darauf an, welche Sterblichen sich da zur Wehr setzen – vor dem Teufel sind alle gleich.
Der recht konventionelle Schlusspunkt ist dann auch eine der Schwächen des ansonsten sehr stimmungsvollen Films, da wäre aus dem Szenario, vor allem aber den Figuren sicher noch mehr herauszuholen gewesen. Denn die heben sich nicht nur wohltuend von dem Horroreinerlei ab, sondern sind auch mitreißend gespielt: Ob Familie Hellman – ja, die heißen wirklich so – unter sich sind, Jesse sich in Ekstase malt oder Ray vergeblich vor seinen inneren Dämonen zu fliehen sucht, da sind schon einige sehr intensive Szenen dabei. Wer den kleinen, aber feinen Horrorstreifen sehen will, der sich mehr durch seine unheilvolle Atmosphäre denn tatsächliche Schockmomente auszeichnet, sollte die verbliebenen Festivaltage dafür nutzen, eine reguläre Deutschlandveröffentlichung ist bislang nicht angekündigt. Es sollte aber mit dem Teufel zugehen, wenn es dabei tatsächlich bleibt, denn The Devil’s Candy gehört sicher zu den spannenderen Vertretern seiner Zunft, die wir zuletzt sehen durften.
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