(„Geomeun Sajedeul“ directed by Jae-hyun Jang, 2015)
Die junge Young-shin (So-Dam Park) ist von einem Dämon besessen, dessen ist sich ihr Priester Kim (Yun-seok Kim) absolut sicher. Die katholische Kirche ist davon wenig überzeugt und noch weniger begeistert, denn im 21. Jahrhundert will man mit Exorzismus eigentlich nichts zu tun haben. Man lässt den Sonderling aber gewähren, heimlich, selbst als er einen Hilfspriester nach dem anderen verschließt, die Jugendliche nach einem Selbstmordversuch sogar im Koma liegt. Nun ist es Choi (Dong-won Kang), der ihm an die Seite gestellt wird und die Sache endlich abschließen soll. Nur hat der junge Priester ganz eigene Dämonen in seinem Leben, die er nie ausgetrieben hat.
Wer ein bisschen die weltweiten Charts verfolgt, der dürfte mitbekommen haben, dass es sich die Südkoreaner in regelmäßigen Abständen in den Top 10 bequem machen, meist mit düsteren Thrillern wie Assassination, Inside Men oder Veteran. Hierzulande bekommt man davon jedoch relativ wenig mit: Wenn sich überhaupt ein deutscher Verleih dieser Filme erbarmt, dann werden diese ohne großen Aufwand direkt für den DVD-Markt verramscht. The Priests ist momentan nicht einmal das vergönnt, obwohl er in der Heimat mit 5,4 Millionen Besuchern ein absoluter Blockbuster war. Immerhin ist der Film dieser Tage aber auf dem Fantasy Filmfest 2016 vertreten, wo Regisseur und Drehbuchautor Jae-hyun Jang sogar um den Fresh Blood Award wetteifern darf.
Sein Publikum dürfte der Streifen auf dem berühmt-berüchtigten Genrefestival sicherlich finden, für das normale Kino hätte es in Deutschland aber wohl wirklich nicht so ganz gereicht. Nicht, dass es dort an Horrorhits zuletzt gefehlt hätte. Nur fehlt es The Priests dann doch an einer tatsächlich eigenen Handschrift, um in der langen Geschichte an Dämonen- und Exorzistenfilme wirklich hervorzustechen und sich von der Flut an Horrorproduktionen abzuheben. Am ehesten gelingt das noch durch das ungewohnte Setting: Südkorea, das kennt man filmisch vor allem durch Thriller, manchmal auch harte Dramen. Die Welt des Übernatürlichen ist dafür weitestgehend Neuland. Dabei ist es weniger der Dämon an sich, der den Film von den westlichen Kollegen unterscheidet, dafür erfährt man viel zu wenig über diesen. Interessanter ist da schon, wie beim Exorzismus selbst der Westen und der Osten aufeinandertreffen, bekannte Elemente wie Rosenkranz und Kreuz durch schamanische ergänzt werden – darunter ein Schwein. Es ist dann auch diese exotische Note, weshalb die fernöstliche Variante selbst für Genreveteranen ein Blick wert ist.
Außerdem setzt Jang bei seinem Spielfilmdebüt einen etwas anderen Schwerpunkt. Nicht ohne Grund lautet der internationale Titel The Priests, denn das ungleiche Heldenduo bekommt hier deutlich mehr Aufmerksamkeit spendiert, als es der betroffenen Jugendlichen vergönnt ist. Es dauert sogar relativ lang, bis es hier einmal zur Sache geht, bis die beiden versuchen, Young-shin von ihrem Besetzer zu befreien. Der Exorzismus selbst ist dabei vergleichsweise harmlos, wer angesichts der aus anderen Filmen bekannten südkoreanischen Härte auf Blutorgien hofft, wird während der ohnehin kurzen Austreibungsszenen enttäuscht werden. Der Rest darf sich aber gerade hier auf sehr viel Atmosphäre freuen, die nicht zuletzt aufgrund der fantastisch diabolisch aufspielenden So-Dam Park tatsächlich zum Fürchten ist. Das wird sicher nicht jedem reichen, dass Jang seinen preisgekrönten Kurzfilm 12th Assistant Deacon etwas mühselig auf Spielfilmlänge ausbreitet, merkt man ihm ebenso an wie kürzlich dem amerikanischen Kollegen Lights Out. Eine reizvolle Variation des Altbekannten ist The Priests aber schon.
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