(„Wallace & Gromit: A Grand Day Out“ directed by Nick Park, 1989)
Endlich wieder ein bisschen Zeit für sich haben, das hat sich Wallace mehr als verdient! Während er noch darüber nachgrübelt, wohin ihn sein Kurztrip führen soll, macht er eine entsetzliche Entdeckung: Der Käse ist alle. Und ein Urlaub ohne Käse, das ist wie Cracker ohne Käse – unbefriedigend. Zum Glück fällt dem einfallsreichen Erfinder eine Lösung für das Problem ein: Warum nicht einfach Urlaub auf dem Mond machen, der bekanntlich ausschließlich aus Käse besteht? Gesagt getan, gemeinsam mit seinem treuen Hund Gromit macht er sich an die Arbeit, eine Rakete zu bauen, welche die beiden zu dem schmackhaften Erdtrabanten führen soll.
Heute gehören der exzentrische Erfinder Wallace und sein manchmal bemitleidenswerter Hund Gromit selbst nach jahrelanger Abstinenz zu den kultigsten Figuren des Animationsbereichs. Als Nick Park 1982 mit dem ersten Auftritt des ungleichen Duos begann, war das aber kaum abzusehen, eigentlich hätte dieser „nur“ das Abschlussprojekt des Engländers sein sollen. Aber noch während der Produktionsphase erregte er die Aufmerksamkeit von Aardman Animations, dank derer er sich einige Jahre Zeit lassen konnte, bis das Werk schließlich 1989 unter dem Titel Wallace & Gromit – Alles Käse erschien.
Viele der Merkmale, die auch die späteren Werke mit den beiden auszeichneten, waren hier schon zu finden. Allen voran natürlich die Stop-Motion-Technik: Mithilfe von Plastilin-Knetmasse erweckte er die beiden zum Leben, zeigte ihren Alltag und die absurden Erfahrungen später auf dem Mond. Die technische Klasse der späteren Kultfilme wird hier natürlich noch nicht erreicht. Einige liebevolle Details baute er zwar ein, Animationen, Figuren und Objekte sind aber doch noch etwas schlichter gehalten als bei den späteren Kurzfilmen, von den visuell überragenden Kinoproduktionen wie Chicken Run und Shaun das Schaf ganz zu schweigen.
Und auch beim Humor ist das hier alles noch ein wenig einfacher gestrickt. In erster Linie lebte Alles Käse von den beiden skurrilen Hauptfiguren, die man in der Form einfach noch nicht gesehen hatte und die dank ihrer exzessiven Mimik erstaunlich ausdrucksstark sind. Wenn der bieder-schrullige Wallace seiner Leibspeise hinterherjagt oder die beiden auf dem Mond eine Begegnung der etwas anderen Art machen, dann ist das bald drei Jahrzehnte später immer noch für ein Schmunzeln gut. Die eine oder andere Slapstickszene gibt es ohnehin, dazu gegen Ende hin auch einen warmherzigeren Moment. Das große Gagfeuerwerk bleibt jedoch aus, so wie innerhalb der 23 Minuten nicht so wahnsinnig viel passiert, Park offensichtlich mehr mit dem Bau seiner komischen Welt beschäftigt war, als diese später wirklich einzusetzen. Trotz der sehr absurden Situation kann es das Debüt daher nicht mit den späteren Geschichten der beiden aufnehmen. Einen dicken Sympathiebonus bekommt es aber neben einer netten Anspielung vor allem dafür, dass es uns die beiden etwas anderen Helden überhaupt geschenkt hat, ohne die der Animationsbereich doch ein ganzes Stück ärmer wäre.
(Anzeige)