(„Ansatsu kyôshitsu: Sotsugyō-hen“ directed by Eiichirō Hasumi, 2016)
Viel Zeit bleibt den Schülern (u.a. Ryosuke Yamada, Masaki Suda) der Klasse 3-E ja nicht mehr: Die Hälfte des Schuljahres ist bereits vorbei und ihrem Lehrer geht es besser denn je. Dabei hatten sie sich nichts mehr gewünscht, als Koro-Sensei zu töten. Aber das ist gar nicht so einfach, wenn die Zielperson ein Außerirdischer mit vielen Tentakeln ist, der sich schneller bewegen kann, als es das Auge erfasst. Und das ist nicht die einzige Spezialfähigkeit, mit der Koro ausgestattet ist. Aber aufgeben gilt nicht. Im Gegenteil: Das designierte Opfer ermuntert die Klasse, nur nicht aufzugeben! Während die sich nun die Zeit zwischen Anschlägen und Schulstoff aufteilt, braut sich im Hintergrund etwas Übles zusammen. Denn noch andere haben es auf das Alien abgesehen, welches angedroht hat, im nächsten Jahr die Erde zu zerstören.
Wer sich für die Geschichte dieser etwas anderen Klasse und ihres ungewöhnlichen Lehrers interessiert, der hat schon ein bisschen die Qual der Wahl. Darf es die Original-Mangareihe von Yūsei Matsui sein? Die darauf basierende Animeserie? Oder doch lieber die Realfilm-Adaption? Für etwas eiligere Zeitgenossen bietet sich die dritte Option an, denn während der Manga mit 21 Bänden und der Anime mit 47 Folgen schon ein wenig Sitzfleisch erfordern, kommen die beiden Spielfilme zusammen auf etwa vier Stunden. Ein weiterer Vorteil: Die zwei Filme sind in einem Abstand von etwa zwei Monaten erschienen, während Manga und Anime hierzulande immer noch nicht abgeschlossen sind. Wer mag, kann deshalb schon jetzt zu Teil 2 greifen und erfahren, wie denn die Geschichte nun ausgegangen ist.
Die Antwort darauf dürfte jedoch nicht jedem gefallen. Schon in Teil 1 wurde an mehreren Stellen angedeutet, dass da mehr hinter dem gelben oktopusähnlichen Superlehrer steckt. Nun dürfen wir auch erfahren was. An Tragik mangelt es dabei nicht, man darf auch gern von Kitsch und Pathos sprechen. Lebte Assassination Classroom bis dato von der absurden Kombination aus Schulalltag und einfallsreichen Anschlägen, angereichert mit allerlei kuriosen Figuren, wird nun zunehmend auf die Tränendrüse gedrückt. Erfolgreich ist das jedoch weniger, dafür ist die Vorgeschichte dann doch zu übertrieben, die beteiligten Protagonisten selbst auch zu farblos. Etwas besser sieht es bei den Schülern aus, die lange etwas vernachlässigt wurden und nun – in Einzelfällen zumindest – zu Charakteren heranreifen dürfen.
Völlig spaßbefreit ist das nicht, allein schon aufgrund des grotesken Aussehens des mit einem riesigen Smiley versehenen Koros darf man hier selbst immer wieder schmunzeln. Und zumindest während der Schulfeier wird es dann auch wieder etwas alberner. Insgesamt wurde der Humor jedoch deutlich zurückgefahren, der Film möchte spürbar ernst genommen werden. Das fällt an vielen Stellen aber allein schon deshalb schwer, weil die grotesken Tentakelkämpfe als Realversion dann doch zu sehr nach billigem Trash aussehen. Hinzu kommt, dass die gesellschaftskritischen Tendenzen, welche im ersten Teil, vor allem aber in der Animeserie noch präsent waren, nun der persönlichen Schiene Platz machen mussten. Wer für derartige Rührseligkeit empfänglich ist, wird sich vielleicht darüber freuen, der Rest bedauert jedoch, dass Assassination Classroom so viel von dem aufgegeben hat, was die Geschichte zuvor ausgezeichnet hat.
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