Das Versprechen
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Das Versprechen – Erste Liebe lebenslänglich

(„Das Versprechen“ directed by Marcus Vetter and Karin Steinberger, 2016)

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„Das Versprechen“ läuft ab 27. Oktober im Kino

Liebe kann etwas Schönes sein, das Leben farbenfroher machen, einen auf Wolken schweben und von dort oben über den Alltagsärger hinwegsehen lassen. Oder Liebe stürzt einen in die tiefste Hölle. Bei Jens Söring war das so. Nicht weil seine erste große Liebe Elizabeth Haysom den Deutschen hätte fallen lassen. Stattdessen hat die Tochter aus gutem Hause ihn in ein ebenso unerklärliches wie fürchterliches Verbrechen hineingezogen: Mord. Im März 1985 war es, dass die Eltern von Elizabeth in ihrem Haus ermordet aufgefunden wurden, bis heute ist das einstige Liebespaar deswegen im Gefängnis. Schließlich sind die beiden an dem Tod der Eltern schuld. Oder etwa doch nicht?

Vor über 30 Jahren schien die Sachlage klar zu sein, umso mehr, da Jens ein umfassendes Geständnis abgegeben hatte. Ein Geständnis jedoch, das er später wieder zurückzog. Allein aus Liebe zu Elizabeth, die wahre Täterin, habe er sich schuldig bekannt. Er hatte sie schützen wollen, so seine Aussage. Kaum glaubwürdig, so befand das Gericht, niemand wäre so blöd, sogar die Todesstrafe für jemanden in Kauf zu nehmen. Und so wurde der spätere Einwand ignoriert, ebenso alle Hinweise, dass der liebeskranke Jüngling tatsächlich unschuldig ist. Beispielsweise konnten keine DNA-Spuren von Jens am Tatort gefunden werden, dafür aber von anderen, unbekannten Personen. Personen, bei denen es durchaus auch Spuren gibt, wer sie waren.

Die Regisseure Marcus Vetter und Karin Steinberger spüren in ihrem Dokumentarfilm nicht nur diesen Spuren und Personen nach und befragen Zeugen, sie lassen vor allem auch Jens in einem der nur selten gewährten Interviews zu Wort kommen. Und man mag als Zuschauer kaum glauben, was wir dabei zu hören bekommen. So absurd ist der Umgang mit Fakten und Nichtfakten, dass man sich in einer Komödie vorkommen könnte. Einer Satire auf das amerikanische Justizsystem. Gleichzeitig erzeugt das Duo eine Spannung, wie sie auch dem besten Krimi gut zu Gesicht stehen würde. Vor allem aber ist Das Versprechen ein Drama über einen jungen Mann, der – so scheint es zumindest – aus einem falsch verstanden Loyalitätsgefühl sein komplettes Leben zerstört hat, das seiner Familie noch dazu.

Hin und wieder fragt man sich schon, ob der Inhaftierte sich bewusst ist, was das alles bedeutet. Geradezu gut gelaunt wirkt er, zu Späßen aufgelegt, so als wäre das alles nicht weiter schlimm. Doch gerade wenn er nicht über die Vergangenheit spricht, sondern über seine Gegenwart, die keine ist, eine Zukunft, die er nie haben wird, offenbart sich die ganze Tragödie. Was in dem einen Moment noch unterhaltsam oder informativ war, schnürt einem dann das Herz zusammen, nur um im Anschluss wieder der Wut Platz zu machen. Wut auf Jens, Wut auf Elizabeth, Wut auf alle, die das hier hätten verhindern können. Wut auch auf die Leute, die bei dem Prozess offensichtlich andere Motivationen verfolgten als die Wahrheitssuche. Jens, das wird zumindest impliziert, ist nicht nur das Opfer seiner eigenen Dummheit, sondern auch von Menschen, die in ihm ein reines Objekt sahen.

Dafür müssen Vetter und Steinberger nicht einmal groß manipulativ eingreifen. Vielmehr reicht es den beiden, den Sachverhalt und die Aussagen der Befragten für sich stehen zu lassen. Das ist formal nicht allzu ambitioniert, mischt aktuelle mit historischen Aufnahmen, bleibt auch chronologisch eher gradlinig. Aber es reicht: Der Stoff ist stark genug, würde auch einem Spielfilm genügen. Dass er der Realität entnommen ist, macht ihn umso wirkungsvoller, das Publikum umso hilfloser angesichts eines Skandals, den man gar nicht wirklich glauben mag.



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Absurd, bewegend, schockierend – der Fall des jungen Deutschen, der für seine große Liebe ein Verbrechen gesteht und später von der Justiz ignoriert wird, ist so unglaublich, dass man ihn kaum glauben mag. Doch gerade das macht „Das Versprechen“ so einem ungemein wirkungsvollen Dokumentarfilm.