(„DC Super Hero Girls: Hero of the Year“ directed by Cecilia Aranovich, 2016)
Nicht mehr lang, dann ist es endlich so weit! Die Super Hero High verleiht wieder den Preis für die „Heldin des Jahres“. Eine ganz heiße Kandidatin ist Wonderwoman, die in ihrer großen Sammlung an Auszeichnungen noch einen kleinen Platz für die Trophäe hätte. Aber auch Bumblebee wird immer mal wieder als Kandidatin gehandelt. Bald haben die beiden und die anderen berühmten Schülerinnen jedoch ohnehin erst einmal andere Sorgen: Dark Opal hat diverse wichtige Besitztümer der Mädels entwendet und hat mit diesen offensichtlich etwas Finsteres im Sinn. Das gilt es natürlich zu verhindern und gleichzeitig den Streit über Neuzugang Big Barda zu schlichten, die bei ihrer Aufnahme nicht unbedingt nur auf Freunde traf.
Mal überlegen. Das animierte Universum rund um die DC Comic umfasst bislang die etwas düstere, über 30 Filme starke Zeichentrickvariante (Batman: The Killing Joke), eine etwas jünger angelegte Batman-Reihe (Batman Unlimited: Mechs vs. Mutants) sowie diverse Lego-Ableger (Gefängnisausbruch in Gotham City), ebenfalls jünger, dank viel Humor aber auch für ältere Zuschauer einen Blick wert. Fehlt da noch etwas? Ja, zumindest aus Sicht von Warner Bros., die gemeinsam mit Mattel eine vierte Animationsreihe auf die Beine stellte. Erneut ist die Zielgruppe jünger, diesmal darüber hinaus auch weiblich. Und so versammelt man in der Serie DC Super Hero Girls sowie dem ersten Film Heldin des Jahres, was auch immer das weibliche Personal der Comics so hergibt und steckte sie gemeinsam in eine Schule, wo sie fortan Abenteuer erleben durften.
So manchem DC-Fan wird da schon im Vorfeld übel werden: Eine High-School-Variante der ruhmreichen Figuren? Und dann auch nur Mädchen? Wider Erwarten ist das Zeichentrickabenteuer aber nicht annähernd so girly, wie es das Konzept erwarten ließ. Im ersten Filmauftritt geht es nicht um Shoppen, auch nicht um Liebeskummer – wie auch, wenn es praktisch keine Jungs gibt? Stattdessen stehen andere Probleme an, die eher alterstypisch anstatt geschlechtsspezifisch sind. Unsicherheit, Konflikte mit den Eltern, die Suche nach einer eigenen Identität. Gleichzeitig werden klassische Werte wie Freundschaft und Treue gefördert, der größte Held ist hier am Ende nicht der mit den meisten besiegten Gegnern, sondern wer sich am meisten für andere einsetzt.
Das ist sicher nicht originell oder ambitioniert, eher bewährt und auch irgendwie nett. Etwas, das man sich überraschend gut anschauen kann. Wirklich aufregen werden sich bei Heldin des Jahres in erster Linie große Hardcorefans, die das Konzept als solches ablehnen oder denen missfällt, wenn Figuren wie Poison Ivy oder Harley Quinn auf die Heldinnen-Schule gehen, wohl weil DC Comics ansonsten nicht genügend Protagonistinnen für die Heldinnenschule gehabt hätte. Nicht-Fans wiederum dürften ihre Schwierigkeiten haben, das alles hier wirklich einzuordnen, da die Vielzahl an Figuren kaum vorgestellt wird. Immerhin dürfen manche davon eine Entwicklung durchmachen, zumindest in dem Rahmen, in denen Jugendfilme es zulassen.
Dass am Ende eigentlich alles so kommt, wie man es erwarten durfte, stört nicht allzu sehr. Dafür ist die Geschichte zu sprunghaft, lenkt auch dank der häufigen Schauplatzwechsel von den ausgetretenen Pfaden ab. Da auch die tendenziell eher einfachen Bilder der Direct-to-Video-Produktion schön bunt sind und wir hier auch weniger bekannte Charaktere zu sehen bekommen, ist der temporeiche Zeichentrickfilm eine durch und durch solide Angelegenheit, bei der sich Ernsthaftigkeit und Leichtfüßigkeit die Waage halten und auch die Balance zwischen jugendlichen Dramen und großen Abenteuern funktioniert.
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