(„Comoara“ directed by Corneliu Porumboiu, 2015)
Jahrelang hat Adrian (Adrian Purcarescu) die Hypothek auf das Familienhaus abbezahlen können. Doch mit der Finanzkrise kamen die Einbußen, am Ende war sein kleiner Verlag pleite. Den Banken ist dies natürlich egal und drohen damit, das Haus einfach zu pfänden. Eine rettende Idee hat Adrian jedoch: Auf dem Grundstück soll ein Schatz verborgen sein, vergraben von seinem Großvater, bevor die Kommunisten alles beschlagnahmten. Aber wo? Zusammen mit seinem Nachbarn, dem Beamten Costi (Toma Cuzin), will er das Gelände mit einem Metalldetektor absuchen, bevor die Zahlungsfrist abläuft. Und die zwei finden mit Cornel (Corneliu Cozmei) auch jemanden, der sich mit einem solchen Gerät auskennt. Günstig ist der Spaß jedoch nicht, zumal auch bei Costi das Geld eher knapp ist.
Irgendwie scheint sich die Geschichte immer zu wiederholen. Adrians Vorfahren wurden nach dem Zweiten Weltkrieg enteignet, er selbst muss in Folge der Finanzkrise seinen Besitz aufgeben. Und selbst wenn sich auf dem Gelände ein Schatz befinden sollte, so muss der bei den Behörden gemeldet werden. Denn die wollen eigentlich alles für sich behalten, was wertvoll ist, 30 Prozent Finderlohn, mehr würden die zwei für den Familienbesitz nicht bekommen. Um das zu verhindern, müssen die beiden heimlich graben, erneut alles vor den Machthabenden verstecken. Und zu guter Letzt wird ihnen dabei auch noch von einem Mann geholfen, der die Geräte seiner Firma unerlaubt für Schwarzarbeit nutzt.
Nein, schön ist es nicht, was der rumänische Regisseur und Drehbuchautor Corneliu Porumboiu da von seinem Land zu erzählen hat. Eher ist es bedrückend bis schockierend, mit welchen Tricks hier jeder so arbeitet, gleich ob es sich um den kleinen Mann oder die da oben handelt. Korruption ist im osteuropäischen Staat an der Tagesordnung, Lügen ebenso. Costi, der bislang immer so aufrecht war, der sich als Beamter immer an Regeln gehalten hat, gerät nun selbst ins Wanken. Schon bei der Frage nach der Finanzierung des Metalldetektors nimmt er es plötzlich nicht mehr so genau: Sein Schwiegervater könne sich doch beteiligen, seine Frau müsse ja nicht die Wahrheit erzählen, wofür sie das Geld brauchen. Der Besuch des Spezialisten findet während der Arbeitszeit statt, auch hinter unter falschem Vorwand. Und dann wäre da noch die Frage, ob der Schatz nun gemeldet werden soll oder nicht.
Ein Zufall ist es nicht, dass Costi zu Beginn des Films seinem Sohn die Geschichte von Robin Hood vorliest, jenem berühmten Räuber, der Unrechtes für eine gerechte Sache tat. Denn auch in Der Schatz ist das mit der Gerechtigkeit alles gar nicht so leicht zu sagen. Bin ich im Recht, wenn ich außerhalb des Rechts gegen Unrecht ankämpfe? Eigentlich würde man hier doch eher den kleinen Leuten gönnen, dass sie es mal schaffen – und sei es durch Lug, Betrug und Zuhilfenahme eines Diebes. Dass ein solcher auftaucht ist nur einer der vielen humorvollen Einfälle von Porumboiu, die seinen Film trotz der trüben Umstände so unterhaltsam machen. Denn so traurig das Schicksal der Leute auch ist, so komisch sind deren Versuche, dieses zum Besseren zu ändern.
Der Witz von Der Schatz besteht jedoch weniger aus eigentlichen Gags, Slapstickeinlagen oder ähnliches sollte der Zuschauer besser nicht erwarten. Vielmehr ist es die Absurdität des Szenarios, gekoppelt mit der Ernsthaftigkeit der Protagonisten – in Rumänien scheint nie jemand zu lachen –, welche für Erheiterung sorgen. Je tiefer die drei graben, dabei nicht nur Erde und Metalle ans Tageslicht befördern, sondern auch die Geschichte des Ortes freilegen, umso unsinniger scheint das Unterfangen zu werden. Aber keine Sorge, Porumboiu hat ein Ende für die Zuschauer vorbereitet, welches die Wartezeit und das Bangen belohnt, wenn auch nicht auf die Weise, wie man es sich im Vorfeld wohl erwartet hätte. Mit einer Lüge und einem Schatz beginnt die Tragikomödie, auf gleiche Weise endet sie. Und einer Szene, die es schafft, die vorangegangenen anderthalb Stunden noch einmal ad absurdum zu führen.
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