(„Meitantei Konan: Gōka no Himawari“ directed by Kobun Shizuno, 2015)
300 Millionen Dollar für ein einziges Bild, das ist ein mehr als stolzer Preis. Aber es ist ja auch kein normales Bild, welches der schwerreiche Jirokichi Suzuki da bei einer Auktion ersteigert. Vielmehr handelt es sich bei dem Gemälde um eine im Zweiten Weltkrieg zerstört geglaubte Version von van Goghs berühmter Reihe „Sonnenblumen“, welche kürzlich in Südfrankreich gefunden wurde. Und eben diese will Suzuki zusammen mit den anderen sechs Exemplaren in einer weltweit einzigartigen Ausstellung zeigen. Sieben Spezialisten, die der Geschäftsmann seine „Sieben Samurai“ nennt, sollen für die Sicherheit zuständig sein. Aber auch Conan will ein Auge auf das Projekt haben, umso mehr, da sein Widersacher Kaito Kid irgendwie in der Sache verwickelt ist.
Nach bald zwanzig Jahren jährlichen Nachschubs könnte man ja der Ansicht sein, dass Fans langsam genug haben von den Kinoauftritten des Meisterdetektivs Conan. Tatsächlich aber war Die Sonnenblumen des Infernos letztes Jahr sogar der erfolgreichste der bisherigen Auftritte, stand am Ende in den japanischen Jahrescharts auf einem beachtlichen Platz 4. Was genau er dort zu suchen hatte, ist jedoch nicht ganz klar, zumindest inhaltlich gehört die Geschichte um die berühmte Gemäldesammlung nicht unbedingt zu den besten Vertretern der langlebigen Reihe. Schön ist, dass der aus Magic Kaito bekannte Gegenspieler wieder mit von der Partie ist und Conan ordentlich Paroli bietet. Denn wo der Kindsdetektiv in der Vergangenheit manchmal geradezu übermenschlich kriminologische Kräfte an den Tag legte, werden ihm hier immer wieder seine Grenzen aufgezeigt. Andererseits: So wahnsinnig viel bekommt er eigentlich gar nicht zu tun in Die Sonnenblumen des Infernos, was dann auch das größte Problem des Animes ist.
Für Krimifans hat das hier sehr wenig zu bieten. Dass bei den Sieben Samurai ein Verräter dabei sein muss, das ist von Anfang an kein wirkliches Geheimnis, denn so funktioniert die Reihe nun mal. Mit dem Unterschied, dass er oder sie hier praktisch nichts tut, womit der Zuschauer mal wieder keine Gelegenheit bekommt, selbst ein bisschen mitzurätseln. Erst zum Schluss hin fiel Drehbuchautor Takeharu Sakurai wohl ein, dass da noch etwas fehlte und zwängte etwas ungelenk den Aspekt auf den letzten Metern hinein. Die Ermittlungen sind damit kurz und willkürlich, das Motiv des Verräters ist es auch, trotz Auflösung ist man im Anschluss so schlau wie zuvor.
Stattdessen wurde der Actionanteil wieder etwas erhöht. Immer wieder, vor allem aber zum Ende hin, wenn sich standesgemäß alles überschlägt, darf es an lebensgefährlichen, manchmal spektakulären Situationen nicht mangeln. Dass dies tendenziell etwas over the top ist, dürfte Langzeitfreunden von Gosho Aoyamas Mangafigur weniger stören, die Neigung dazu hatte sie ja von Anfang an. Quereinsteiger brauchen sich über mangelnde Vorkenntnisse übrigens keine Gedanken zu machen, ein kurzer Vorspann klärt das nötigste über die Figuren auf.
Die teilweise etwas verschrobenen Charaktere sind dann auch mal wieder das Herzstück des Films, wenngleich sie dieses Mal leider nur wenig Gelegenheit bekommen, ihr komisches Potenzial zu entfalten – bei Die Sonnenblumen des Infernos darf fast gar nicht gelacht werden, auch die zuweilen absurde Technik des Schnüfflers zeigt sich zurückhaltend. Die Optik aus dem Haus des Langzeitstudios Tokyo Movie Shinsha (Das Schloss von Cagliostro, Chie the Brat) gliedert sich da nahtlos ein, zeigt bei den Animationen die üblichen Schwächen, ist ansonsten aber grundsolide. So wie der Film eben auch ein willkommenes, aber nicht unbedingt begeisterndes Wiedersehen bedeutet.
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