(„Mitsubachi Māya no Bōken“ directed by Hiroshi Saitō, Seiji Endō, 1975)
Das Leben als kleine Biene ist nicht einfach. Schon früh muss man überall mithelfen, täglich in die Schule gehen und Sachen auswendig lernen. Doch auf die eigentlichen Fragen, da gibt es keine Antworten. Zumindest Maja geht es so, die aufgrund ihrer naseweisen und neugierigen Art bald im ganzen Bienenstock bekannt ist, immer mal wieder bei anderen aneckt. Immerhin auf zwei kann sie sich jedoch verlassen: den etwas trägen und verfressenen Bienenjungen Willi sowie auf Grashüpfer Flip, der sehr viel über die Welt da draußen weiß und seiner kleinen Freundin während ihrer Erkundungstouren auch immer wieder aus der Patsche helfen muss.
Heidi, Pinocchio, Die Biene Maja – die ersten Begegnungen mit Animes waren für hiesige Zuschauer seinerzeit kaum als solche zu erkennen. Das lag zum einen daran, dass die Designs so gar nichts mit dem zu tun hatten, was wir Jahre später üblicherweise mit der japanischen Zeichentrickkunst in Verbindung bringen sollten. Zum anderen aber auch an den Geschichten selbst, welche bei vieler dieser Produktionen europäischen Ursprungs waren. So auch hier, wo die gleichnamigen, ab 1912 erschienenen Romane von Waldemar Bonsels die Vorlage bildeten. Tatsächlich ging die Initiative hier sogar von Deutschland aus, genauer dem ZDF, welches die Idee hatte, gemeinsam mit einem japanischen Studio das Material fürs Fernsehen zu adaptieren. Den Zuschlag erhielt Zuiyo Eizo, welches später in Nippon Animation (Alice im Wunderland, Sindbad) überging und auf zwei Staffeln verteilt insgesamt 104 Episoden produzierte.
Einige davon wurden später dann in Spielfilmform wieder zusammengefasst, wohl auch weil 80 Minuten etwas leichter zu konsumieren sind als rund 50 Stunden. Einsteigerfreundlich ist Ihre schönsten Abenteuer aber auch deshalb, weil man hier wirklich mit den ersten Schritten des Bienenmädchens loslegt und so gemeinsam mit Maja die Welt erkunden kann. Tatsächlich hat der Anime an der Stelle einiges zu sagen. Auch wenn natürlich sämtliche Protagonisten vermenschlicht wurden, man merkt selbst in der Zeichentrickfassung noch, dass Bonsels eigene Erfahrungen in der Natur in kindgerechten Geschichten wiedergab. Natürlich steht der Unterhaltungsfaktor an erster Stelle, der wird jedoch mit kleinen informativen Häppchen zum Insektenleben aufgepeppt.
Die Kinder, und an die richtet sich Die Biene Maja ja in erster Stelle, werden diese aber nur nebenbei aufnehmen, zu sehr erfordern die eigentlichen Erlebnisse von Maja die Aufmerksamkeit. Da hier nur wenige Folgen verarbeitet werden konnten, ist die Abwechslung natürlich nicht so groß wie bei der Serie, die Entwicklung der Titelheldin bleibt überschaubar, auch auf Figuren wie die Spinne Thekla muss man hier noch verzichten. Langweilig wird einem bei Ihre schönsten Abenteuer trotzdem nicht. Mal wird es hier sehr lustig, wenn Willi in die Fänge der Ameisen gerät, an anderen Stellen geht es eher spannender zu. Zusammengehalten werden die einzelnen Abschnitte dabei nur durch die Figuren, welche trotz ihrer offensichtlichen Macken sympathisch, geradezu menschlich bleiben und dadurch für Kinder prima Identifikationsfiguren abgeben.
Die Optik ist 40 Jahre nach dem Debüt natürlich in die Jahre gekommen, zumal sie schon damals inhaltlich bedingt nicht viel Variation zulässt. Insekten sind nun mal hauptsächlich in Gras und Wiesen unterwegs. Charmant sind die einfachen Zeichnungen aber noch immer, gefallen durch die witzigen Designs, mit denen es die „modernisierte“ Fassung (Die Biene Maja – Der Kinofilm) nicht aufnehmen kann. Hier dürfen Bienen noch etwas molliger sein, Willi steht die Schläfrigkeit ins Gesicht geschrieben, so wie hier alle noch ein bisschen weniger perfekt sein durften. Ob es dafür tatsächlich eine Blu-ray-Fassung gebraucht hätte, welche dieser Tage das erste Mal erscheint, das sei angesichts der schlichten Bilder mal dahingestellt. Schön ist das Wiedersehen mit der alten Freundin aus Kindertagen aber allemal.
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