(„Gintama: Shin’yaku Benizakura-Hen“ directed by Shinji Takamatsu, 2010)
Was ist nur mit Katsura passiert? Seitdem er eines Nachts auf der Brücke von einem mysteriösen Schwertkämpfer angegriffen wurde, weiß niemand so recht, was mit ihm passiert ist. Vor allem seine Kameradin Elizabeth ist voller Sorge und wendet sich hilfesuchend an die Alles-Agentur. Während sich Shinpachi und Kagura auf die Suche machen, verfolgt Gintoki einen ganz anderen Auftrag. Ein Schwert ist verschwunden, gefertigt von dem Schmied Murata Tetsuya, und wird jetzt von einem Serienmörder missbraucht. Dass dem Einhalt geboten werden muss ist klar. Doch das Projekt gestaltet sich schwerer als gedacht, denn das verfluchte Schwert verleiht dem Träger übermenschliche Kräfte.
In entsprechenden Anime-Foren, vornehmlich solchen in den USA, wird Gintama ganz gern mal zu einer Muss-Serie erklärt. Auch für Menschen, die eigentlich keine Animefans sind. Darüber kann man sich nun streiten, denn viele der Anspielungen und Gags der Serie sind für Nichtkenner der japanischen Popkultur kaum verständlich. Spaßig ist die Mischung aus Action und Komödie aber sicher: Die zugrundeliegende Mangareihe von Hideaki Sorachi wurde bislang 50 Millionen Mal verkauft, die Animeadaption umfasst mehr als 300 Folgen. Viel Stoff also, wer jetzt erst beginnt. So viel, dass man im Vorfeld vielleicht ein wenig überwältigt sein könnte.
Also entschloss sich Anime-Publisher KSM, welcher die Kultserie nun doch noch nach Deutschland holt, mit einem Film das Zielpublikum schon mal in Stimmung zu bringen. Das gelingt teilweise sehr gut, teilweise eher weniger. Wenn sich anfangs die Figuren mit einem Off-Kommentar darüber lustig machen, wie nun auch noch mit einem Film das Publikum geschröpft werden soll, dann muss man die Vorlage gar nicht kennen, um seinen Spaß zu haben. Und auch zum Ende hin begibt sich der Humor gern mal auf eine Meta-Ebene, die Gintama so wohltuend von anderen Endlos-Action-Animeserien unterscheidet.
Zwischen diesen beiden Höhepunkten wird es jedoch deutlich normaler. Oder das, was innerhalb des Kontextes von Gintama als normal gilt. Da dürfen durchaus mal Figuren in riesigen Entenkostümen umherlaufen und sich nur mithilfe von Schildern mitteilen. Es gibt fliegende Schiffe, wie es sie in der Form im alten Japan – die Reihe spielt in einer alternativen Version der Edo-Periode – so sicher nicht gegeben hat. Und verfluchte Schwerter, die mit ihren Trägern verwachsen, begegnet man auch im Land der aufgehenden Sonne nicht gerade täglich. Aber das gehört hier eben dazu, Samurai-Action, Fantasy, Science Fiction und Komödie treffen zu etwas ganz eigenem zusammen. So weit so unsinnig und so spaßig.
Zwei Punkte sind es jedoch, die einem das Vergnügen an Gintama – The Movie ein klein wenig schmälern. Zum einen sind diese absurden Aussetzer vor allem auf den Anfang und den Schluss beschränkt, zwischendurch wird es doch sehr gewöhnlich, geradezu austauschbar. Ein typisches Shōnen-Abenteuer mit kampfstarken Helden und bösen Widersachern. Dass man an der Stelle nicht mehr mitfiebert, liegt aber auch daran, dass der Film nur sehr wenig dafür tut, einem die Figuren näherzubringen. Eigentlich erfährt man hier praktisch gar nichts, weder über die sonderbaren Charaktere noch die bizarre Grundsituation einer Erde, die von Aliens eingenommen wurde. Um mit beidem etwas anfangen, sie überhaupt verstehen zu können, sollte man die Serie oder den Manga also schon kennen. Gleichzeitig werden alte Hasen hier eher unterfordert, da der Film eine bereits in der Serie erzählte Geschichte noch einmal neu unters Volk bringt. Für Einsteiger zu viel, zu Veteran zu wenig – der Film sitzt etwas unbequem zwischen allen Stühlen.
Visuell tut man sich ebenfalls nicht übermäßig hervor, denn was das Animationsstudio Sunrise (Cowboy Bebop, Steamboy) hier abliefert, ist näher am TV- als an Kinoniveau. Brauchbar ja, die Hintergründe aus dem historischen Japan sehen schon nett aus, einige Figuren sind witzig gestaltet, zum Ende hin gibt es vor allem Kämpfe vor Variationen aus dunkel und sehr dunkel. Nur eben nicht wirklich mehr. Was aber auf jeden Fall gelingt, ist Lust auf mehr zu machen, vor allem eben auf die nächstes Jahr hierzulande erscheinende Serie. Lust darauf, diese etwas eigenartigen Charaktere kennenzulernen und mehr über die außerirdische Invasion zu erfahren, die Japan für immer verändern sollte.
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