Inferno
© Sony Pictures

Inferno

(„Inferno“ directed Ron Howard, 2016)

inferno
„Inferno“ läuft ab 13. Oktober im Kino

Als der Harvard Professor Robert Langdon (Tom Hanks) nach einem mysteriösen Überfall in einem Krankenhaus in Florenz aufwacht, hat er über Nacht den Kontinent gewechselt. Daran erinnern kann er sich nicht, stattdessen ereilen ihn apokalyptische Halluzinationen. Kurz darauf fallen Schüsse, denen er mit Hilfe von Dr. Sienna Brooks (Felicity Jones), seiner zuständigen Ärztin, gerade so entkommen kann. Gemeinsam versuchen sie seine Gedächtnislücken nach und nach zu füllen und entdecken dabei den eigentlichen Anlass für seinen Aufenthalt in Italien. Der kürzlich verstorbene Milliardär und Wissenschaftler Bertrand Zobrist (Ben Foster) träumte von einer notwendigen Evolution der Menschheit, für die er einen Virus entwickelte, der kurz vor seinem Austritt steht. Die Folgen wären unsagbar und würden die Weltbevölkerung auf weniger als die Hälfte dezimieren. Zwischen wiederkehrenden Erinnerungen, kryptischen Rätseln und einer Armada an Staatsbeamten, die Professor Langdon für den Verantwortlichen des geplanten Anschlags halten, lauert sein bislang aussichtslosester Fall, bei der die Hölle auf Erden Realität werden könnte.

Der wohl beliebteste Symbologe ist wieder da und befindet sich sogleich auf der Flucht. Mit The Da Vinci Code – Sakrileg (2006) und Illuminati (2009) begann die Reise des Harvard Professors, der nach sieben Jahren Leinwandstille wieder zurück ins Scheinwerferlicht tritt. Basierend auf dem nunmehr vierten Buch der erfolgreichen Romanreihe von Dan Brown darf sich die Kirche ihre erste Auszeit von Intrigen und Attentaten gönnen, denn jetzt soll die ganze Welt dran glauben. Als wäre das nicht Ansporn genug, um den in die Jahre gekommenen Langdon auf den Plan zu rufen, wird ihm das Ganze auch noch in die Schuhe geschoben und eine temporäre Amnesie gibt’s noch oben drauf. Sommerschlussverkauf im Geschäft der spektakulären Drehbücher, bei dem sich Ron Howard, Regisseur der ersten beiden Teile, nicht zweimal bitten lässt und erneut hinter der Kamera Platz nimmt. Ebenfalls mit von der Partie: Felicity Jones (Collide), Ben Foster (Warcraft: The Beginning), Omar Sy (Heute bin ich Samba), Irrfan Khan (Life of Pi), Sidse Babett Knudsen (Duke of Burgundy), sowie Tom Hanks (Ein Hologramm für den König) und seine Siebenmeilenstiefel.

Gerannt wird jede Menge, doch das Rennen gegen die Zeit dürfte er aus den beiden Vorgängern gewohnt sein. Ging es im ersten Teil um die Auslöschung einer Blutlinie, wurde im zweiten eine desaströse Bombe im Vatikan versteckt und jetzt steht der Welt eine „Säuberung“ bevor. Die Reihe lebt und die Erfolgsformel gibt ihr recht: Professor Langdon als Magnet für Fanatiker und Extremisten. Check. Intelligente und eigensinnige Frau als Begleitung. Check. „Räuber und Gendarm“-Spiel mit Polizei und Staatsbeamten. Check. Schnitzeljagd durch historische Sehenswürdigkeiten, gefolgt von Fachrätseln. Check. Traue niemanden! Doppelcheck. Die Formel funktioniert, dennoch gibt es Änderungen, die zugleich Fluch und Segen für die neuste Umsetzung sind.

Gab es sonst kurze Verschnaufpausen, gefolgt von der Erläuterung einer gefunden Inschrift oder Deutung eines Symbols, ist jetzt alles kompakter. Die Laufzeit wurde erneut verkürzt und wirkt mit knapp zwei Stunden knackiger Unterhaltung flüssiger und imposanter als noch seine Vorgänger. Allerdings wird an Superlativen nicht gespart, das CGI-Budget in den ersten zehn Minuten verbraten, ein Drohneneinsatz darf natürlich nicht fehlen und bei all den Verfolgungsjagden und Actionszenen gehört ein Schnittgewitter, das an Filme der Taken und Bourne-Reihen erinnert, heutzutage zum guten Ruf dazu. Die Hollywoodmaschinerie fordert ihr nächstes Opfer, das den „hippen“ Trends auf den Leim gegangen ist. Hauptsache es knallt und sieht gut aus.

Inferno ist die neumodische Variante des rätsellösenden Robert Langdon. Unterhaltsam, actiongeladen, aber auch beliebig und teilweise untypisch simpel. Der ausführliche Religionsunterricht, die verkopften Verschwörungstheorien und geschichtsträchtigen Schnitzeljagden weichen Kugelhagel, Verfolgungsszenarien und Weltuntergangshalluzinationen. Die langatmigen Handlungsstränge der Vorgänger wurden entklompliziert und für die breite Masse zugänglich gemacht, wodurch es oft an simplen Details scheitert. Der Virus wird nur vage umschrieben, der schlussendliche Twist überzogen inszeniert und das fortgeschrittene Alter von Tom Hanks mit Schnitts künstlich übertüncht, um ihn agiler wirken zu lassen. Aufgrund der alleinstehenden Romane ist der Film ein unterhaltsamer Mysterythriller, setzt man ihn jedoch seinen Vorgängern gegenüber, mangelt es an Individualität und der Ausarbeitung der Serien typischen Merkmalen, die nur selten im tobenden Actionsturm zum Vorschein kommen.



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Die Bestsellerverfilmung der beliebten Romanvorlage geht in die dritte Runde und lernt aus seiner langatmigen Vergangenheit. Mehr Action ist die Devise, die am Ende leider die Überhand gewinnt und geliebte Aspekte außen vor lässt. Wer den Adrenalinkick sucht, der darf gespannt sein, Fans der Reihe sollten dennoch nicht zu viel erwarten.
6
von 10