Ozzies Weg nach Hause

Izzies Weg nach Hause

(„Izzie’s Way Home“ directed by Sasha Burrow, 2016)

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„Izzies Weg nach Hause“ erscheint am 14. Oktober auf DVD und Blu-ray

Isabel ist kein Fisch wie alle anderen, das wird schon bei der Geburt klar. Nicht nur, dass sie Probleme damit hat, aus dem Ei zu schlüpfen, ihr pinkfarbener Körper wird von unansehnlichen Flecken verschandelt. So unansehnlich, dass Papa Harold sein Töchterlein im Aquarium versteckt. Schließlich ist dessen menschlicher Besitzer dafür bekannt, Fische einfach mal ins Meer zu schütten, wenn sie ihm nicht passen. Konflikte gibt es aber auch mit den anderen Bewohnern des Aquariums, vor allem die Fischmädchen tun alles dafür, damit sich Isabel nicht allzu wohl fühlt. Sie scheuen nicht einmal davor zurück, sie durch Tricks den Menschen zu zeigen und so loszuwerden.

Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen, sagt ein altes Sprichwort. Und wer Erfolg hat wohl auch nicht. Zumindest wirkt Izzies Weg nach Hause an vielen Stellen so, als wollte es den Pixar-Blockbuster Findet Nemo verspotten. Vielleicht aber auch die Zuschauer, das weiß man hier nicht so genau. Dass die Produktionsfirma The Asylum mit billig produziertem Trash wie Sharknado das Thema Qualitätskontrolle nicht ganz so ernst nimmt, ist bekannt. Ein bisschen schockiert darf man dennoch sein, sieht man sich den ersten Animationsfilm der Kalifornier an.

Es ist dabei weniger die Geschichte, die einen so aus der Bahn wirft. Denn dafür ist diese viel zu bekannt. Ein Fischvater und dessen Kind werden voneinander getrennt und müssen versuchen, den Weg zurück und zueinander zu finden. Das Kind hat zudem mit einem körperlichen Mangel zu kämpfen, welches ihm Spott und sonstige Nachteile einbringt. Klar ist das von Findet Nemo geklaut. Und dass der Film zeitgleich zum Nachfolger Findet Dorie erscheint, ist auch nicht wirklich erstaunlich. Wenn man schon durch billige geklaute Kopien Geld machen will, dann doch wenigstens zum richtigen Zeitpunkt. Da aber schon das Vorbild nicht unbedingt bahnbrechend Neues zu erzählen hatte, würde man Izzies Weg nach Hause die sehr großzügigen Diebestouren bei der Konkurrenz irgendwie noch nachsehen.

Schlimmer ist, dass der Animationsfilm die vielen Vorzüge und Stärken des Hits nicht übernommen hat. Was das Vorbild wie auch die meisten anderen Filme von Pixar immer ausgezeichnet hatte, waren die liebenswerten, manchmal etwas skurrilen Figuren. Etwas Vergleichbares hat sich hier jedoch weder ins Aquarium, noch ins Meer verirrt. Eigentlich langweilt bei The Asylum so ziemlich alles, was durchs Wasser kreucht und fleucht, wenn es nicht gerade durch penetrante Gaswitzeleien nervt. Glücklicherweise gibt es nicht viele solcher Rohrkrepierer, aus einem einfachen Grund: Jede hinzugefügte Figur kostet Geld. Und das wollte man bei Izzies Weg nach Hause unter allen Umständen vermeiden.

Das bedeutet jedoch nicht im Umkehrschluss, dass die vorhandenen Meeresbewohner mit viel Aufwand zum Filmleben erweckt worden wären. Details sind dort ebenso wie bei den Hintergründen nur in Notfällen eingesetzt worden. Ansonsten sehen wir … nichts. Die Animationen sind spartanisch, sofern es sie überhaupt gibt. Manchmal werden die Tiere auch einfach nur durchs Bild gezogen. Wenn Isabel zu Beginn des Films sehnsüchtig der Meeresoberfläche entgegenblickt, dann ist das aus Zuschauersicht nur allzu verständlich, ist diese in Kombination mit den Horizont so ziemlich die einzige Einstellung in 75 Minuten, die nicht blankes Entsetzen hervorruft. Wäre das Übel wenigstens mit Ironie verbunden oder überhaupt einer Art Humor, welcher die Bezeichnung verdient. Aber auch hier enttäuscht der Film. Einen kleinen Pluspunkt bekommt Izzies Weg nach Hause für den lobenswerten Versuch, auch hässlichen Protagonisten eine Bühne zu bieten. Und im Jahr 2016 deutlich primitivere Computermodelle zu verwenden als Findet Nemo vor 13 Jahren, das erfordert irgendwie auch Mut. Davon abgesehen wird man schon lange suchen müssen, um etwas Positives an den animierten Totalausfall zu finden.



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Das Vorbild ist klar, der unbedingte Wille, ohne Budget Geld zu verdienen auch. Das allein gibt der billigen Kopie von „Findet Nemo“ aber noch keine Daseinsberechtigung: „Izzies Weg nach Hause“ ist inhaltlich langweilig, ohne Witz und interessante Figuren, dazu noch auf eine Weise hässlich, wie man es im Jahr 2016 nicht mehr für möglich hielt.
2
von 10