(„One Piece: Dead End no Bōken“ directed by Konosuke Uda, 2003)
Ruffys Appetit kennt wie immer keine Grenzen, das Budget seiner Strohhut-Bande hingegen schon. Und so kommt es, wie es kommen muss: Die Piraten brauchen eine neue Einnahmequelle. Dringend. Eine Idee haben sie schon: Dead End, jenes legendäre Rennen, in dem es nur wenige Regeln, dafür eine umso größere Belohnung gibt. 300 Millionen Berry sollen es dieses Mal sein, genug um sich so richtig satt zu essen. Dumm nur, dass von überall her die schlimmsten Leute kommen, um eben diesen Schatz für sich zu gewinnen. Vor allem der gesuchte Piratengeneral Gasparde hat nicht vor, auch nur eine Berry mit den anderen teilen zu müssen. Aber auch der Kopfgeldjäger Shuraiya hat seine Gründe, weshalb er bei Dead End unbedingt dabei sein möchte.
Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Eine Premiere war Das Dead End Rennen 2003 schon: Das erste Mal war ein Kinofilm von One Piece als eigenständiger Film in die japanischen Lichtspielhäuser gekommen, musste sich den Platz nicht mit einer anderen Franchise in Form eines Double Features teilen. Und so beträgt die Länge beim nunmehr vierten Großauftritt der Piraten dann auch anderthalb Stunden, also gut 50 Prozent mehr als zuvor. Da das Abenteuer zudem mit einem gewöhnungsbedürftigen, aber durchaus nett anzusehenden Rundgang durch eine am Computer entstandene Hafenstadt beginnt, scheint auch das Budget ein wenig erhöht worden zu sein.
Überhaupt ist der Einstieg der spannendste Teil des Animes: Die geheime Taverne, in der das große Rennen seinen Anfang nimmt, ist nicht nur stimmungsvoll heruntergekommen, sondern auch von allerlei skurrilen Figuren bevölkert – darunter zwei Riesen und ein Meermann. Da sich das Teilnehmerfeld zudem aus moralisch mindestens fragwürdigen Subjekten zusammensetzt, die jeden auch nur erdenkbar fiesen Trick anwenden, um sich gegenseitig aus dem Rennen zu drängen, ist die Vorfreude groß. Das Dead End Rennen, so scheint es zumindest, ist die Piraten-Anime-Variante von Auf dem Highway ist die Hölle los: actionreich, turbulent, komisch.
Leider trügt dieser Schein jedoch. Nachdem zum Auftakt ein Großteil der Schiffe sein frühes Ende findet, wird der vierte Kinofilm zu einem typischen Werk der Reihe, ein One Piece, das um keinen Fall von den etablierten Routen abweichen möchte. Soll heißen: Wieder mal trifft die Strohhut-Bande auf einen Gegenspieler, der selbst über Sonderfähigkeiten verfügt und schon an der Statur als Endgegner zu erkennen ist. Wieder mal hat besagter Gegenspieler einer Gastfigur früher ein großes Unrecht angetan, das gesühnt werden muss. Wieder mal läuft es darauf hinaus, dass Ruffy und dessen Gummifähigkeiten den letzten Kampf für sich entscheiden, nachdem alle anderen gescheitert sind.
Klar ist das Grundrezept nicht ohne Grund so erfolgreich, die von Eiichirō Oda erdachten Manga-Figuren sind schön kurios, allein schon ihrer zum Teil so bescheuerten Spezialfähigkeiten wegen. Da das Traditionsstudio Toei Animation (Die Schatzinsel, Dragon Ball Z: Kampf der Götter) wie gesagt sich auch mal ein bisschen mehr austoben durfte, ist Das Dead End Rennen seinen thematisch ähnlichen Vorgängern insgesamt sogar etwas überlegen. Nur ist es eben schade, dass das witzige Szenario am Ende so sehr Nebensache ist, sowohl die durch das hohe Tempo befeuerte Abenteuerstimmung wie auch der Humor zugunsten der üblichen, etwas rührseligen Traumata-Bekämpfungen aufgegeben werden. Denn das bekommt man in One Piece auch so schon oft genug zu sehen. Erschwerend kommt hinzu, dass der Rest der Piratencrew mal wieder zu Statisten degradiert wird, was ihnen nicht wirklich gerecht wird und dem Anime etwas den Reiz nimmt. Wen das nicht stört, sondern einfach nur mehr vom bewährten will, ist hier an einer guten Adresse. Und auch Neueinsteiger sind herzlich eingeladen, da die Geschichte fast völlig ohne Vorkenntnisse funktioniert.
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