Rage Tage der Vergeltung
© Ascot Elite

Rage – Tage der Vergeltung

(„I Am Wrath“ directed by Chuck Russell, 2016)

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„Rage – Tage der Vergeltung“ ist seit 7. Oktober auf DVD und Blu-ray erhältlich

Ein paar Dollar, mehr hatte der Mann gar nicht verlangt. Aber selbst die waren Stanley (John Travolta) zu viel. Ein Wort ergibt das andere, plötzlich ist da ein Messer, seine Frau liegt tot am Boden, der Angreifer ist auf der Flucht. Und es kommt noch schlimmer: Zwar wird der Täter später tatsächlich gefasst, aber aufgrund mangelnder Beweise wieder freigelassen. Für Stanley ein unzumutbarer Zustand, der unbedingt geändert werden muss. Und sei es mit Gewalt. Vor allem mit Gewalt. Also tut er sich mit seinem alten Freund Dennis (Christopher Meloni) zusammen, schnappt sich, was das heimische Waffenarsenal so hergibt, und beginnt eine Jagd auf die Schuldigen, welche ihn zu mächtigen Feinden führt.

Eigentlich sollte Rage – Tage der Vergeltung ja ein aufregender Film, einer, der dem Publikum vor lauter Spannung dem Atem raubt. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass das Atmen hier einem regelmäßigen Gähnen Platz machen muss. Ermüdend ist die Geschichte um einen blutigen Rachefeldzug nämlich, aber auch selbst irgendwie müde. Und alt. Mehr als zwanzig Jahre ist es her, dass John Travolta seinem vorzeitigen Karriereaus durch den Wechsel in etwas härtere Genres zuvorkam. Pulp Fiction natürlich, Operation: Broken Arrow, Im Körper des Feindes. Gangstern und Schusswaffen ist er bis heute treu geblieben. Doch während sein 90er-Jahre-Output Massen in die Kinos lockte, hielt sich das Interesse an Criminal Activites vor einigen Monaten zurück. Rage – Tage der Vergeltung übersprang die hiesigen Lichtspielhäuser sogar gleich, landete direkt im DVD-Regal.

Und da gehört es – wenn überhaupt – auch hin. Hatte sein vorangegangener Film bei allem Hang zu Klischees noch das Selbstbewusstsein, das alles nicht so wahnsinnig ernst zu nehmen, fehlt das bei Rage völlig. Sicher, den einen oder anderen flotten Spruch haben Stanley und Dennis auf den Lippen, was den Thriller zeitweise in die Nähe von Unterhaltung führt. Ansonsten bedeutet der Rachefeldzug aber serious business. Die Zielgruppe, welche die Qualität eines Films mit der Zahl der darin umgekommenen Personen gleichsetzt, mag das reichen. Der Rest zuckt mit den Schultern oder ärgert sich darüber, wie notdürftig hier Geschichte, Figuren und Dialoge zusammengezimmert wurden.

Dass hier ein Ex-Elitekämpfer in den zweifelhaften Genuss kommt, einen Rachefeldzug starten zu müssen, ist für die Filmemacher natürlich praktisch. Denn so braucht es keine lange Einarbeitungszeit, der Protagonist kann sich einfach seine alte Waffe schnappen, absolviert einen kleinen Auffrischungskurs und schießt kurze Zeit später alles über den Haufen, was auch nur annähernd etwas mit dem Tod seiner Frau zu tun hatte. Die Form der Selbstjustiz ist inhaltlich fragwürdig, sofern man dem Film überhaupt einen Inhalt zusprechen möchte.

Nun dürfen Actionfilme natürlich auch einfach mal dumm sein, so lange sie denn nur Spaß machen. Das ist hier jedoch eher selten der Fall. Dass Travolta mit Anfang 60 nicht mehr ganz so energiegeladen durch die Gegend ballert wie einst, das überrascht jetzt weniger. Ein bisschen schockierend ist es aber schon, wie lustlos der Schauspielveteran hier zur Sache geht. Ein schmerzerfüllter Witwer im Blutrausch soll Stanley sein. Einer, der seine Wut nur durch Zerstörung Ausdruck verleihen kann. Zu sehen ist aber vielmehr jemand, der es wohl eher aus reiner Langeweile heraus mit dem Rest der Welt aufnimmt. Und das überträgt sich dann auch auf die Menschen, die dem Gemetzel vom Sofa aus zuschauen dürfen: Rage – Tage der Vergeltung ist sicher nicht der schlechteste Rachethriller, der je über einen Bildschirm geflimmert ist. Wohl aber einer, der so unmotiviert ist, dass man es sich eigentlich auch hätte sparen können, ihn zu drehen.



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Rage – Tage der Vergeltung
fazit
Am Anfang war der Schmerz, am Ende die Langeweile. Der Rache-Thriller folgt ohne jegliches Gespür für die eigene Unsinnigkeit den ausgetretenen Genrepfaden, ist einerseits zwar routiniert, aber insgesamt auch der lustlosen Hauptfigur wegen nur wenig aufregend.
4
von 10