(„Southbound“ directed by Roxanne Benjamin, David Bruckner, Radio Silence and Patrick Horvath, 2015)
Horror und Kurzgeschichten, das ist eine im Filmbereich sehr gern, wenn auch nicht immer erfolgreich verwendete Kombination. Egal ob nun Neulinge oder alte Hasen, Anthologien bieten den Filmemachern die Möglichkeit, ohne langwierige Plotentwicklungen oder Finanzierungen die absurdesten und blutigsten Episoden auf den Bildschirm zu zaubern. Einen wirklichen roten Faden müssen die auch nicht haben, dafür reicht es meistens, ein gemeinsames Oberthema zu finden. Bei V/H/S war es Found Footage, bei ABCs of Death der Tod, 5 Senses of Fear widmete den fünf Sinnen ein sinnloses Gemetzel, All Hallow’s Eve spielt einfach an Halloween. So einfach kann es gehen. Beim Gemeinschaftswerk Southbound, welches 2015 schon während der Fantasy Filmfest White Nights gezeigt wurde, sind die fünf Geschichten dadurch zusammengehalten, dass sie auf Landstraßen in Texas spielen, wo dämonische Kräfte am Werken sind. Die nahtlosen Übergänge der einzelnen Episoden sind dabei noch das Beste der Sammlung, trotz der vielen beteiligten Regisseure und Drehbuchautoren wirkt der Film zudem aus einem Guss. Nur dass es kein besonders schöner Guss ist.
The Way Out von dem Kollektiv Radio Silence etwa erzählt die Geschichte zweier Männer, die verzweifelt versuchen, dämonischen Gestalten zu entkommen. Doch wie weit sie auch fahren, die staubigen Straßen von Texas führen sie immer wieder an denselben Ort. Nett ist es immer wieder, wenn einen Horrorfilme auf mysteriöse Art und Weise an einen Ort fesseln. Und auch die Kreaturen, als sie dann mal näherkommen, sind doch auf eine sympathische Art und Weise bizarr. Nur bleibt die Endlosschleife unfertig, der Auftakt ist wie die Geschichten anschließend auch nicht richtig zu Ende erzählt. Eine Situationsbeschreibung, kein narratives Werk.
Das anschließende Siren von Roxanne Benjamin wiederum gefällt durch Anflüge von Humor, wenn drei hübsche Musikerinnen ungewollt Halt bei einer Familie machen, die schon auf den ersten Blick schlimmste Alpträume vermuten lassen. Die treffen dann auch tatsächlich zu. Und ein paar unheimliche Hinweise gesellen sich dazu. Aber noch bevor wir wissen warum und wer diese Leute eigentlich sind, ist das ausufernde Abendessen schon vorbei, wir mitten drin in der nächsten Geschichte.
Und mittendrin im Nirgendwo. Denn genau dort wird ein Mann in einen Unfall verwickelt, der daraufhin verzweifelt versucht, dem Opfer zu helfen. The Accident von David Bruckner meint es jedoch nicht gut, mit keinem von beiden. Weit und breit ist keine Menschenseele zu finden, angeleitet von der Notrufzentrale finden die beiden zwar den Weg zu einem Krankenhaus. Doch der Alptraum geht da erst richtig los. Der dritte von fünf Filmen wird noch einmal die Freunde des ungepflegten Gores glücklich stimmen, der Mittelteil ist eine Mischung aus der leicht surrealen Verlassenheit von Silent Hill und dem leichtherzigen Umgang mit Gedärmen, wie wir sie vor allem aus der C-Movie-Ecke der Videothek kennen.
Jailbreak von Patrick Horvath zeigt sich da deutlich zurückhaltender. Nein, zimperlich ist der mit einer Schrotflinte bewaffnete Protagonist zwar nicht, wenn es darum geht, seine vor 13 Jahren verschollene Schwester zu befreien. Ansonsten aber verlässt sich auch diese Geschichte eher auf Andeutungen und eine mysteriöse Atmosphäre, ohne dem Zuschauer zum Ende hin etwas Konkretes an die Hand geben zu wollen. Ein paar Antworten gibt es im abschließenden The Way In dann zwar doch, mit dem Radio Silence den Bogen zum Anfang schlagen. Aber der ist wie die witzigen Übergänge auch nicht mehr als ein nettes Gimmick. Dabei ist es nicht einmal so, dass Southbound erheblich viel falsch machen würde, da gab es bei den diversen Anthologie-Kollegen deutlich schlechtere Beiträge. Aber die fünf Episoden hier sind so fragmentarisch und rudimentär, dass es nicht reicht, um dann auch Spannung zu erzeugen. Allenfalls leichter Frust. Irgendwie ist immer alles schon vorbei, noch bevor man sich wirklich dafür interessieren konnte, das intendierte Unwohlsein angesichts von offenen Enden und unerklärten Ereignissen weicht eher einem Schulterzucken: „Dann halt nicht.“ Der Weg durch die Hölle von Texas endet zwar immer tödlich, lässt einen dabei aber dennoch herzlich kalt.
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