(„Tashi“ directed by Noel Cleary, Marc Wasik, 2014)
Tashi? Wer soll denn das sein? Während die Kinderbücher von Anna und Barbara Fienberg daheim in Australien Kult sind und auch international einige Millionen Exemplare in die Haushalte brachten, sind sie hierzulande her weniger bekannt. Aus verständlichen Gründen, wurde die langjährige Reihe nur sehr begrenzt ins Deutsche übersetzt. Aber vielleicht ändert sich das ja durch die Animationsserie, die 2014 bei Flying Bark Productions entstanden ist, ein australisches Animationsstudio, welches unter anderem auch an Die Biene Maja – Der Kinofilm und dem demnächst erscheinenden Film Blinky Bill beteiligt war.
Wie dort auch vertraut das Animationsstudio hier deshalb auf die Mächte des Computers, um die Figuren zu Leben zu erwecken. Mit großen Kino-Produktionen kann es Tashi natürlich nicht aufnehmen, dafür ist das Budget dann wohl doch zu gering gewesen. Alles ist hier ein bisschen einfacher, von den Hintergründen über die Geometrie der Landschaften bis hin zu den Figuren. Und doch sieht das Ergebnis erstaunlich nett aus, da die technischen Defizite durch einige Designentscheidungen wiederaufgefangen werden, beispielsweise durch gelegentlich eingebaute 2D-Elemente. Und farbenfroh ist das Ganze ohnehin, wie es sich für eine größtenteils in der Natur abspielende Geschichte gehört.
Sofern man überhaupt von einer Geschichte sprechen kann. Eine fortlaufende Handlung haben die sieben (von 52) rund 10-minütigen Folgen auf Tashi – Willkommen in Tashis Welt nicht. Zwar gibt es ein paar wiederkehrende Figuren, grundsätzlich funktioniert jede Episode jedoch für sich. Gewissermaßen. Schade ist es schon, dass die erste Volume trotz ihres deutschen Untertitels recht wenig dafür tut, Tashis Welt auch wirklich kennenzulernen. Dass Tashi und Jack Cousins sind, bekommt man noch irgendwie mit, auch dass sie in einem ländlich gelegenen Dorf die Zeit verbringen. Das war es dann aber schon, weder bei den beiden noch den diversen anderen Charakteren will sich ein rechtes Gefühl dafür einstellen, wer sie sind und wie sie zusammenhängen.
Der jüngeren Zielgruppe wird das aber vermutlich egal sein, da sie hier ohnehin nur wenig Zeit zum Nachdenken bekommt. Ständig passiert etwas, geraten die zwei in einen Schlamassel oder treffen auf irgendwelche Fabelwesen. Hexen und Oger, Dschinns und Banditen – bei Tashi darf eine ganze Palette von Unholden auftreten, die den unterschiedlichsten Kulturen und Ländern entnommen wurde. Abwechslungsreich ist das, zumal auch die damit verbundenen Episoden die unterschiedlichsten Aufgaben für das Duo bereithalten. So gilt es in der ersten Folge, das Rezept für Ketchup zu entdecken, um die von der Oma zubereiteten Fledermausburger schmackhafter zu machen. Später wird um den Titel des besten Geschichtenerzählers gewetteifert oder an einer etwas anderen Olympiade teilgenommen.
Das ist aufgrund des hohen Tempos und der witzig gestalteten Figuren für Kinder durchaus nett, ältere Zuschauer gehen hier aber eher leer aus. Dafür hätte neben der unzureichend ausgestalteten Welt der Humor dann doch noch stärker ausfallen müssen, anstatt nur die obligatorischen Slapstickszenen abzuarbeiten. Dass trotz der etwas unheimlicheren Gegenspieler hier alles gut ausgeht, es die Jungs selbst den Erwachsenen regelmäßig zeigen, versteht sich ohnehin von selbst, größere Überraschungen gibt es bei den sieben Folgen nicht. Aber eben auch keine bösen Überraschungen: Wer Nachschub für den Nachwuchs braucht, macht hier nicht wirklich etwas verkehrt.
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