(„Les Revenants – Deuxième Saison“ directed by Fabrice Gobert, Frédéric Goupil, 2015)
Sechs Monate sind vergangen seit den eigenartigen Vorkommnissen in der kleinen französischen Stadt in den Bergen, zur Ruhe gekommen ist aber niemand. Denn noch immer rätseln die Menschen, wohin die zuvor aufgetauchten Toten verschwunden sind oder was mit den Polizisten passiert ist, die sich ihnen in jener Nacht entgegenstellten. Aber auch die Überschwemmung des Ortes stellt die Menschen vor Rätsel. Woher kommt das ganze Wasser? Und warum fließt es nicht wieder ab? Zumindest diese Fragen soll Ingenieur Berg (Laurent Lucas) klären, der zusammen mit dem Militär dem Ganzen auf den Grund gehen soll. Gleichzeitig tauchen erneut Verstorbene auf, die sich an nichts erinnern können, was die übrig gebliebenen Einwohner endgültig vor eine Zerreißprobe stellt.
In den letzten Jahren ist es ja Usus geworden, Staffeln einer Serie nicht mehr wirklich zu beenden. Aus Anbietersicht verständlich, macht man so doch sicher, dass die Zuschauer auch in der nächsten Saison wieder mit an Bord sind. Dumm nur, wenn es eben diese nächste Saison nicht gibt. Und danach sah es bei The Returned lange Zeit aus, ganze drei Jahre mussten wir warten, bis die Geschichte endlich wieder fortgesetzt wurde. Das war aus zwei Gründen hart: 1. Die erste Staffel endete mit einer derart rätselhaften Situation, dass das Wort Cliffhanger in völlig neue Sphären vordrang. 2. Die französische Mysteryserie gehörte zum besten, was man in den letzten Jahren sehen durfte.
Ganz so herausragend ist die zweite Staffel nicht, schließt insgesamt aber doch bemerkenswert nahtlos an die gefeierte Vorgängerin an – inhaltlich, personell, stilistisch. Für Quereinsteiger bedeutet das jedoch, dass sie dringend die ersten acht Folgen nachholen müssen, da deren Kenntnisse vorausgesetzt werden. Und selbst Serienveteranen brauchen vielleicht einen kleinen Auffrischungskurs, denn hier gibt es weder Einführung noch Rückblick. Verwirrend ist The Returned aber auch, weil wie zuvor auch kräftig in der Zeit hin und her gesprungen wird, vor allem diverse Ereignisse vor 35 Jahren werfen lange Schatten und werden deshalb oft parallel erzählt. Verwirrung wird zudem dadurch gestiftet, dass sich selbst die Handlung der Gegenwart in mehrere Orte aufteilt, von denen man nicht weiß, wie sie räumlich eigentlich zusammenhängen.
Zu rätseln gibt es deshalb auch dieses Mal genug. „Was wollen sie eigentlich?“, fragte gegen Ende der Staffel jemand und dürfte damit den meisten Zuschauern aus der Seele sprechen. Denn ein wenig wurde der Schwerpunkt hier verschoben: Ging es beim Serienstart darum, die ganzen Figuren und ihre Hintergrundgeschichten kennenzulernen, besteht das Rätsel hier eher daraus, die Handlungen der einzelnen Leute zu verstehen. Und wie es sich für eine Mysteryserie gehört, kommt für jede Antwort eine neue Frage. Ein bisschen hat man zum Ende hin das Gefühl, in den acht Folgen nicht so wirklich weitergekommen zu sein, denn gerade die Rückkehrer Lucy (Anne Consigny) und Victor (Swann Nambotin) rücken hier stark in den Mittelpunkt, ohne dass man genau weiß, wie sie dorthin gekommen sind.
Darüber muss man hinwegschauen können, ebenso über manches, was nicht wirklich viel Sinn ergibt. Dann wird man jedoch von einer rätselhaften Reise belohnt, die gleichermaßen von den Figuren und deren tragischen Geschichten wie auch von der Stimmung allgemein lebt. Letztere ist wieder wie von einer anderen Welt, begleitet von der melancholischen Musik der schottischen Band Mogwai sehen wir trübe Bilder eines von der Menschheit verlassenen Ortes mit riesigen Wäldern und besagtem enormen Staudamm. Dass viele Straßen und Häuser inzwischen unbewohnt sind, nur noch von wilden Tieren besucht werden, steigert die gespenstische Atmosphäre weiter. Ganz so faszinierend wie beim ersten Mal ist das dann zwar nicht, da diverse Tricks nun doch schon zu bekannt sind, trotz der diversen neuen Figuren auch nicht viel Relevantes dazukommt. Und auch die ausgiebige Beschäftigung mit Verlust und Trauer hat nun abgenommen bzw. an Kraft verloren, da inzwischen einfach zu viele Tote herumlaufen und damit keinen Sonderstatus mehr haben. Denn so richtig spielt es keine Rolle, ob jetzt jemand stirbt oder nicht, wirkliche Konsequenzen bleiben aus. Und doch ist die französische Produktion nach wie vor ein Glücksfall, vor allem für Zuschauer, die sich gern in traurig-mysteriösen Bilderwelten verlieren, dabei gleichermaßen mitgrübeln und mitfühlen wollen.
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