Toro
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Toro – Pfad der Vergeltung

(„Toro“ directed by Kike Maillo, 2016)

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„Toro – Pfad der Vergeltung“ ist seit 27. Oktober auf DVD und Blu-ray erhältlich

Nur ein letztes Ding noch, dann soll seine kriminelle Karriere ein Ende haben – so lautete zumindest der Plan von Toro (Mario Casas). Bislang war er eigentlich ganz gut damit gefahren, zusammen mit seinen Brüdern für den Paten Romano (José Sacristán) unterwegs zu sein. Wirklich glücklich ist dieser dann auch nicht darüber, seinen Ziehsohn gehen zu lassen. Aber dann kommt es ohnehin anders: Die Polizei überrascht sie bei dem Auftrag, ein China-Restaurant kurz und klein zu schlagen, bei der anschließenden Verfolgungsjagd kommt einer der Brüder um, Toro landet im Knast. Fünf Jahre später, das Ende der Haft in Sicht, winkt ihm endlich auch ein normales Leben. Dann wird er jedoch von seiner Vergangenheit eingeholt, als der dritte Bruder López (Luis Tosar) wegen Schuldenproblemen mit Romano aneinandergerät und die Situation immer weiter eskaliert.

Ob es nun um das Begehen von Verbrechen oder das Verhindern geht, kriminelle Machenschaften sehen wir in Filmen doch immer wieder gern. Und einen Mangel solcher braucht nun auch niemand zu beklagen, denn aus aller Herren Länder kommt kontinuierlich Nachschub – aus den englischsprachigen sowieso, auch Frankreich und Italien sind gern mit dabei, wenn es darum geht, abseits der offiziellen Berufslaufbahnen Geld zu verdienen. Koste es, was es wolle. Spanien jedoch, das ist in der Hinsicht ein nicht ganz so vollgeschriebenes Blatt. Dabei zeigte kürzlich die spannende Tätersuche in Mörderland, dass auch unsere südeuropäischen Freunde einiges von dem Sujet verstehen.

Toro – Pfad der Vergeltung kann es mit dem hochkarätigen Landsmann nicht aufnehmen, versucht es aber auch nicht so wirklich. Von der Herkunft und dem Hang zu düsteren Figuren einmal abgesehen gibt es ohnehin keinen wirklichen gemeinsamen Nenner. „Nur noch dieses eine Mal, danach ist Schluss mit den krummen Dingern!“ Dass das natürlich so nicht klappen wird, das ist jedem schon klar, zu oft haben wir diesen Satz schon in seinen unterschiedlichsten Variationen gehört. Auch sonst macht der spanische Genrebeitrag nicht so wahnsinnig viel, was ihm eine eigene Identität geben würde. War Mörderland vielleicht nicht vom Fall, wohl aber vom Setting und der Figurenkonstellation sehr vom Geist Spaniens beflügelt, verkommt die iberische Halbinsel hier zu einem hübschen, letztendlich aber belanglosen Sommer-Sonne-Strand-Hintergrund. Lediglich ein paar folkloristische Elemente wie eine Wahrsagerin sorgen dafür, dass man hier zumindest manchmal doch aufmerksam wird.

Wobei: Zumindest im Bereich Optik kann sich der Beitrag vom Fantasy Filmfest 2016 dann auch im wahrsten Sinne sehen lassen, da wurde schon viel Mühe in eine ansprechende Ausarbeitung der Orte und Figuren investiert. Und die zahlt sich aus: Casas mit seinen aus der Zeit gefallenen Koteletten, Tosar als etwas schmieriger Bruder, bei dem man schon sehr große Familiengefühle mitbringen muss, um ihm helfen zu wollen, Sacristán als väterlicher Oberschurke mit sadistischen Neigungen – das ist alles sehr nett geworden. Manchmal konzentriert sich Regisseur Kike Maillo dann aber doch zu sehr auf diese Leute, nimmt das Tempo aus der Geschichte, ohne dass die Charaktere dadurch sonderlich viel Tiefe gewinnen würden.

Mehr Spaß macht der Krimi, wenn er keine größeren Ambitionen hat, sondern sich auf schicke Actionsequenzen konzentriert. Die gibt es vor allem am Anfang während der spannenden Verfolgungsjagd wie auch beim Finale, in dem Toro es noch einmal richtig krachen lässt. Dass nicht alles davon plausibel ist, wird Freunde derartiger Genrevertreter kaum stören. Denn auf die wartet zum Ausgleich die eine oder andere überraschend brutale, wenn nicht gar perfide Szene, die einen stärker zusammenzucken lässt, als man es zugeben möchte.



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Ein Mann will weg vom Verbrechen, verstrickt sich dadurch aber noch mehr. Nein, das ist kein neues Szenario, so wie der spanische Actionkrimi allgemein nicht viel anders macht als die große Konkurrenz. Tiefgang braucht man ohnehin nicht zu erwarten. Aufgrund diverser stylischer Elemente macht „Toro“ aber dennoch Spaß.
6
von 10