Wallace and Gromit Die Technohose

Wallace & Gromit – Die Techno-Hose

(„Wallace & Gromit: The Wrong Trousers“ directed by Nick Park, 1993)

Wallace and Gromit
„Wallace & Gromit – Die Techno-Hose“ ist als Teil von „The Complete Collection“ auf DVD und Blu-ray erhältlich

So eine Techno-Hose ist schon unglaublich praktisch! Man bindet seinen Hund daran und schon übernimmt die Maschine das Gassigehen. Darüber muss man sich doch freuen, dachte zumindest der etwas exzentrische Erfinder Wallace. Gromit, sein treuer tierischer Begleiter, ist von seinem Geburtstagsgeschenk jedoch weniger angetan. Doch das schlimmste ist der neue Mitbewohner, den sich der klamme Wallace ins Haus geholt hat, um endlich wieder Rechnungen bezahlen zu können. Ein Pinguin. Noch dazu einer, der sich auf dreiste Weise bei seinem menschlichen Freund einschmeichelt. Was weder Wallace und Gromit dabei ahnen: Ihr neuer Untermieter verfolgt damit einen ganz anderen, finsteren Plan.

Vier Jahre sollte es dauern, bis Nick Park nach seinem gefeierten Debüt Alles Käse ein zweites Mal das von ihm kreierte ungleiche Paar Wallace und Gromit auf die Bildschirme holte. Erneut ist das Vergnügen eher kurz – gerade einmal 30 Minuten lang ist Die Techno-Hose –, dafür aber umso intensiver. Tatsächlich ist der zweite Auftritt des verschrobenen Erfinders und seines treuen Begleiters dem ersten überlegen, deutlich sogar. War der Brite bei dem vorangegangene Kurzfilm noch sehr mit der Technik und den Figuren an sich beschäftigt, kommt dieses Mal noch eine urkomische Geschichte hinzu.

Ein Faible für absurde Situationen hatte Park ja zuvor schon bewiesen, eben bei Alles Käse oder auch Creature Comforts. Dem konnte er hier aber noch einen draufsetzen. Ein bösartiger Pinguin, der sich als Huhn verkleidet, um auf Raubzug zu gehen? Eine mechanische Hose, die per Knopfdruck läuft? Auf diese Ideen muss man erst einmal kommen. Passend zu dem kriminologischen Umfeld orientiert sich der Filmemacher eindeutig an großen Genrevertretern, ob nun beim Coup an sich oder der Musik, die auch bei Alfred Hitchcock nicht verkehrt gewesen wäre. Selbst auf eine spannende Verfolgungsjagd muss hier niemand verzichten. Man könnte hier tatsächlich meinen, einen Krimi vor sich zu haben.

Mit dem Unterschied aber, dass die bekannten Elemente hier humorvoll aufgegriffen werden, an manchen Stellen sogar als Parodie durchgehen würden. Protagonisten wie Antagonisten, die Methode des Raubzugs oder auch die Überführung des Bösewichts, je skurriler und unsinniger, umso besser. Das meiste läuft dabei über visuelle Gags ab – kein Wunder, wenn zwei von drei Figuren nicht sprechen können. Ausdrucksstark sind die stummen Tiere aber trotz dieses Mangels. Gerade Gromits Mimik unter Einbezug seiner Stirn lässt zu keinem Zeitpunkt einen Zweifel daran, was Sache ist, was in ihm vorgeht, was wir von der Situation zu halten haben.

Dass Park und sein Studio Aardman Animations dies ausgerechnet mit der starren Stop-Motion-Technik gelingt, ist umso beeindruckender. Natürlich könnte die flüssiger sein, da haben gerade auch die Kollegen von Laika (Coraline, Kubo – Der tapfere Samurai) die Messlatte in den letzten Jahren weit nach oben verschoben. Es sind aber die vielen liebevollen Details, welche Die Techno-Hose über zwanzig Jahre später immer noch auszeichnen, die schrulligen, witzig gestalteten und individuellen Figuren und der albern-überzogene Slapstick-Humor. Zu Recht erhielt Park hierfür seinen zweiten von bislang vier Oscars, denn nach einigen guten ersten Werken zeigte er hiermit, dass er zu den einfallsreichsten und komischsten Geschichtenerzählern in der Animationsbranche gehört.



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Bei ihrem zweiten Kurzfilm setzen „Wallace & Gromit“ ihrem guten Debüt noch mehr als eins drauf: Die Mischung aus absurden Ideen, schrullig-ausdrucksstarken Figuren, Slapstick und einer liebevollen Stop-Motion-Optik macht mehr als zwanzig Jahre später noch genauso viel Spaß wie einst.
9
von 10