(„Bing“, 2014-15)
Man hat es als 3-Jähriger schon nicht einfach. Die Welt ist groß, unübersichtlich, verwirrend. Und manchmal auch ziemlich laut, vor allem wenn man so ein feines Gehör hat wie Bing. Denn Bing ist ein Kaninchen. Erfunden hat den kleinen, schwarzen Wonneproppen der britische Schriftsteller Ted Dewan, acht Bücher veröffentlichte dieser 2003/2004. Bis aber auch das Fernsehen auf den tierischen Held aufmerksam geworden ist, sollte es noch eine ganze Weile dauern, rund zehn Jahre sogar, bis Bing zuerst in Großbritannien, später auch bei uns über die Bildschirme flimmerte.
Die ersten zehn der 78 gedrehten Folgen kommen nun auf DVD gepresst auch in teutonische Läden, von dort aus in die Kinderzimmer – so zumindest die Idee. Und irgendwie möchte man das Bing auch wünschen, denn in den 70 Minuten von Schaukeln und andere Geschichten entwickelt er sich doch zu einem recht sympathischen Protagonisten, den man ohne jegliche Bedenken zum Begleiter des eigenen Nachwuchses machen darf. Allerdings sollte dieser ein gewisses Alter nicht überschritten haben, die 3- bis 5-Jährigen sind hier als Zielgruppe ausgemacht.
Wer darüber schon hinaus ist, wird inhaltlich nicht so wahnsinnig viel Relevantes für sein Leben mitnehmen. Wo andere Animationshelden durch Witze, gerade aus dem Slapstickbereich, oder auch flotte Poponummern die ganze Familie zu erreichen versuchen, wendet sich Bing tatsächlich nur an Vorschulkinder und konzentriert sich auf deren Bedürfnisse. Denen wird die Serie aber aus dem Herzen sprechen, denn der kleine Kerl ist so wie sie – nur eben in Form eines schwarzen Kaninchens.
Im Klartext bedeutet das, dass in jeder Folge Bing mit einer neuen Situation konfrontiert wird, die er erst noch zu bewältigen lernen muss. Und damit sind keine großen Abenteuer gemeint, das Tier ist kein Held im eigentlichen Sinn. Vielmehr werden Fragen behandelt, wie man sich bei lauten Feuerwerken vor Krach schützt, warum man sich nicht vor eine Schaukel stellen sollte, während sie gerade jemand benutzt, oder auch dass Spielen in der Gruppe mehr Spaß macht, selbst wenn man gerade mal verliert. Solche kleinen moralischen Mitbringsel hat Bing immer mal wieder im Gepäck, ohne dass aber der Zeigefinger erhoben würde. Vielmehr ergibt sich die Schlussfolgerung immer recht organisch aus dem, was zuvor passiert ist. Zielgruppenbedingt ist das Ganze natürlich recht simpel gehalten, arbeitet auch sehr viel mit Wiederholungen: So vielen, dass selbst sieben Minuten manchmal recht großzügig bemessen sind, um die Geschichte zu einem Abschluss zu bringen.
Aber die Serie ist durch und durch nett, charmant und natürlich knuffig ohne Ende. Jedes der Tiere ist so designt, dass es auch in der Plüschvariante einen Platz im Kinderzimmer finden würde, wenngleich es aus unerklärlichen Gründe solche (noch?) nicht gibt. Realistisch gestaltet sind sie übrigens nicht: Einer der besten Freunde von Bing ist die braune Elefantendame Sula, welche in Missachtung sämtlicher Naturgesetze die gleiche Größe hat wie Kaninchen Bing. Und dann wäre da noch Bings Helfer Flop, der im Original von Mark Rylance gesprochen wird und wie ein Sack auf zwei Beinen aussieht. Auch sonst orientierte man sich optisch nur teilweise an der Welt da draußen, was dem Ergebnis aber sehr entgegenkommt. Anstatt wie andere CGI-Serien beim Versuch des Realismus am knappen Budget zu scheitern, ist hier vieles so stilisiert dargestellt, dass Bing trotz seiner einfachen Ausstattung auch nörglerische Animationsfans mindestens zufriedenstellen wird.
(Anzeige)