(„Kekkai Sensen“ directed by Rie Matsumoto, 2015)
New York City? Nein, so nennt die Stadt schon lange keiner mehr. Genauer genommen seit den mysteriösen Vorkommnissen um den Spalt, der sich auftat und das Tor zu einer anderen Welt öffnete. Der ist jetzt zwar schon seit Längerem wieder geschlossen, fleißigen Magiern sei Dank, aber die Auswirkungen sind noch immer zu spüren. Inzwischen leben auch zahlreiche Monster in dem nunmehr Hellsalem’s Lot genannten Ort, teilen sich den Alltag mit den Menschen. Leonardo Watch zum Beispiel. Der ist jedoch selbst nicht ganz alltäglich, seitdem ihm ein mysteriöses Wesen Augen mit speziellen Kräften verliehen hat, welche bei den Verbrechensbekämpfern von Libra gern in Anspruch genommen würden. Dabei wollte der zurückhaltende Junge eigentlich nur seiner Schwester helfen, die aus nicht erklärbaren Gründen querschnittsgelähmt ist.
Monster sind zum Bekämpfen da! Darüber sind sich die meisten Geschichtenerzähler einig, gleich woher sie kommen, gleich in welchem Medium sie unterwegs sind. Und selbst wenn diese mal nicht das absolut Böse verkörpern, sondern beispielsweise zu tragischen Protagonisten gemacht werden, sie bleiben doch immer die anderen. Fremde, die nicht dazugehören. Zum Teil ist das auch bei Blood Blockade Battlefront so, schließlich will Libra auch beschäftigt werden. Und so treffen Leonardo und seine Kollegen ständig Vertreter obskurer Rassen, die das mit dem friedlichen Zusammenleben nicht so eng sehen und nur mit ein bisschen Gewalt zur Vernunft gebracht werden können. Ansonsten aber ist der Anblick der seltsamen Wesen zum Alltag geworden, die Adaption des gleichnamigen Mangas von Yasuhiro Nightow (Trigun) lebt sogar davon, dass beide Welten nicht mehr voneinander zu trennen sind.
Das kann besagte unangenehme Folgen haben, die Waffen zücken zu müssen, etwa um dämonischen Vampiren das Nicht-Lebenslicht auszublasen. Oft ist das unmittelbare Nebeneinander aber vor allem komisch. In einer der zwölf Folgen etwa gestaltet sich die Suche nach etwas Essbarem sehr schwierig, da die monströsen Neubewohner eine etwas andere Vorstellung davon ab, was so in eine Suppe gehört. In einer anderen freundet sich Leonardo mit einem Amnesie-Gummipilz an, der süchtig nach Hamburgern ist. Allgemein überzeugt Blood Blockade Battlefront durch seine originellen Gegen- wie Mitspieler, bei denen von furchteinflößend bis umwerfend komisch alles dabei ist. Da gehören Monstertrucks ebenso dazu wie mächtige Höllenkreaturen, die mithilfe eines schachähnlichen, in den Wahnsinn treibenden Spiels anderen die Lebenskraft aussaugen wollen.
Die doch sehr episodenhaft erzählte Serie verzichtet dann auch auf eine große durchgehende Handlung. Ein später wichtiger werdender Nebenstrang um eine neue Bekanntschaft Leonardos taucht immer wieder auf, ansonsten verfährt der Anime eher nach dem Monster-of-the-Week-Prinzip. Unterhaltsam ist das, gerade auch weil Blood Blockade Battlefront anders als das thematisch und atmosphärisch ähnliche Noragami die Kreaturen so kreativ ausgefallen sind. Ansonsten darf man inhaltlich aber keine allzu großen Ansprüche stellen. Wir sehen diverse Figuren zwar andauernd, ohne aber wirklich mehr über sie zu erfahren. Zapp beispielsweise fällt durch blutmanipulierende Techniken à la Deadman Wonderland auf, durch Heißhunger aus Essbares und Frauen. Sein Charakter ist jedoch wie bei den anderen auch eher schwach gezeichnet.
Störend ist das aber nicht, da die Figuren einem zwar nicht unbedingt ans Herz wachsen, aber auch nicht negativ auffallen – wo andere Anime-Kollegen gern auf große Dramen setzen, bleibt sich Blood Blockade Battlefront bei der Mischung aus Action und Nonsens treu. Insgesamt ist die Serie von einer wohltuend gleichbleibenden Qualität, auch im optischen Bereich: Das Animationsstudio BONES (Space Dandy, Fullmetal Alchemist) gibt sich weder bei der bloßen Technik noch den Designs eine Blöße. Die Hintergrundbilder sehen sogar oft in mehrfacher Hinsicht fantastisch aus, sind detailliert, gleichzeitig verspielt, experimentieren mit Farben, Formen und Perspektiven. Dazu gibt es eine passend unpassend beschwingte Musik, die einem jetzt nicht unbedingt Weltuntergangsszenarien vors geistige Auge zaubert, aber eben doch die Stimmung einer Geschichte einfängt, in der alles zusammengehört, was nicht zusammengehört: Menschen und Monster, Alltag und Magie, Slapstick und Apokalypse.
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