(„The Young Messiah“ directed by Cyrus Nowrasteh, 2016)
Von Anfang war das Leben von Jesus (Adam Greaves-Neal) alles andere als einfach gewesen. Zwar gelang es seinen Eltern Maria (Sara Lazzaro) und Joseph (Vincent Walsh), mit ihm nach Alexandria zu fliehen und somit dem grausamen Befehl von König Herodes zu entgehen, der alle israelische Knaben bis zwei Jahre ermorden lassen wollte. Aber auch jetzt sieht er sich Anfeindungen ausgesetzt, seines Glaubens wegen, aber auch wegen der angeblichen Kräfte, die der Junge besitzt – was ihn ziemlich mit seinem Schicksal hadern lässt. Zeitgleich droht ihm neue Gefahr: Der römische Centurio Severus (Sean Bean) hat den Auftrag, Jesus doch noch ausfindig zu machen und zu töten.
Aus deutscher Sicht ist es ja manchmal ein wenig befremdlich mitanzusehen, welche Filme das US-Publikum so in die Kinos lockt. Denn neben schlechten Komödien und stumpfsinnigen Blockbustern, vor denen es auch hierzulande kein Entkommen gibt, tummeln sich regelmäßig Filme mit religiösem Inhalt in den amerikanischen Top 10 – meist solche, die sich nicht wirklich kritisch mit dem Thema auseinandersetzen wollen, sondern sich und den Glauben fast schon rührend trotzig feiern.
Bei Der junge Messias, der auf dem Roman „Jesus Christus. Rückkehr ins Heilige Land“ von Anne Rice (Interview mit einem Vampir) basiert, ist das ein klein wenig anders. Mittelpunkt des Films ist nämlich weniger der Glaube an sich, als vielmehr die Spekulation, wie Jesus wohl als Kind gewesen sein muss. Denn wenn dieser sonst zum Thema gemacht wird, dann normalerweise im Zusammenhang mit seiner Geburt, seinem Tod oder seinem Wirken als Erwachsener. Wie aber ist es wohl, als Sohn Gottes aufwachsen zu müssen? Kräfte zu haben, über die sonst keiner verfügt?
Der Film porträtiert den Messias dann auch als Jungen, der eigentlich lieber ein normales Leben hätte, gern so wäre wie alle anderen auch. Einer, der darunter leidet, nicht einfach mit Altersgenossen spielen zu können. Im Grunde ist Der junge Messias dann auch nicht wirklich anders als die vielen Dramakollegen, welche junge Außenseiter zeigen, von der Gesellschaft verpönt bis angefeindet, und ihren Platz finden müssen. Nur dass hier eben die Toten zum Leben erweckt werden und ständig eine etwas groteske Satanvariante durch das Bild schleicht.
Allgemein wird es hier zuweilen recht düster, nicht ganz so exzessiv gewaltverliebt wie einst Mel Gibsons Die Passion Christi, aber doch so, dass man dem Film kaum vorwerfen kann, er würde etwas verschönern wollen. Dass Gewalt allgegenwärtig ist und der junge Protagonist um sein Leben fürchten muss, macht einen Film aber deshalb noch nicht spannend. Und das ist das eigentliche Problem von Der junge Messias. So interessant das Konzept ist, über die Kinderjahre von Jesus spekulieren zu wollen und ihn zu einem Auserwählten wider Willen zu machen, so wenig interessant sind die Spekulationen an sich. Die Ausstattung kann sich sehen lassen, sowohl Kostüme wie auch Kulissen machen schon einiges her. Dennoch bleibt der Ausflug in eine fiktive Vergangenheit zu sehr auf sein Zielpublikum ausgerichtet, das restliche Publikum wird während der gut 110 Minuten häufiger auf die Uhr schauen, als es ihm lieb ist.
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