(„The Lion King 2 – Simba’s Pride“ directed by Darrell Rooney, 1998)
Es herrscht wieder Friede im Reich der Tiere, seitdem Simba die Nachfolge seines verstorbenen Vaters Mufasa angetreten hat. Wie sein berühmter Vorgänger, so wird auch der neue König der Löwen von allen verehrt und respektiert. Fast allen. Ausgerechnet seine Tochter Kiara hält nicht so viel davon, sich an die Anweisungen des Herrn Papa zu halten, vor allem nicht, wenn dieser ihr verbietet, das Reich zu erkunden. Und Simbas schlimmste Befürchtungen scheinen sich auch zu bewahrheiten, als sein Töchterchen Kovu kennenlernt, der ausgerechnet zu dem Löwenrudel gehört, welches einst verbannt wurde und nun selbst nach dem Thron strebt. Dabei hat Kovu überhaupt keine Lust, die alten Fehden fortzuführen, würde lieber nur ein bisschen Zeit mit seiner neuen Bekanntschaft verbringen. Doch das wollen weder ihre noch seine Familie zulassen.
Gut Ding will Weile haben. Nein, am mangelnden Willen von Seiten Disneys lag es nicht, dass Fans von Der König der Löwen vier Jahre warten mussten, bis es ein Wiedersehen mit den liebgewonnenen Figuren gab. Denn wenn es nach dem Mäusekonzern gegangen wäre, der Nachfolger wäre schon ein Jahr nach dem ersten Teil fertig zum Gelddrucken gewesen. Genauer gab es bereits Pläne, die Geschichte zum Simba fortzusetzen, noch bevor das Zeichentrickabenteuer in die Kinos gekommen und zu einem nicht gekannten Kassenschlager geworden war. Immer wieder musste das Projekt jedoch verschoben und umgeschrieben werden: Mal starb eine Synchronsprecherin, mal gab es Meinungsverschiedenheiten, was man eigentlich erzählen wollte.
Am Ende blieb bei Der König der Löwen 2 – Simbas Königreich vieles beim alten, man verzichtete auf größere Experimente. Fast alle Figuren des gefeierten Vorgängers tauchen wieder auf, wenn auch teilweise in deutlich reduzierter Form, werden dabei – untypisch für die Disney-Fortsetzungen – im Original sogar wieder von denselben Leuten gesprochen. Die Designs entsprechen dabei natürlich den gewohnten, wenngleich die Tiere sich nicht mehr ganz so geschmeidig fortbewegen. Aber zumindest das war zu erwarten, bei den Direct-to-Video-Produktionen knauserte das Unternehmen traditionell gern ein wenig herum. Warum auch? Die angesprochene Zielgruppe wird es kaum stören, dass hier alles etwas einfacher gestrickt ist, interessiert sich auch nicht dafür, dass nicht das Original-Animationsstudio von Disney am Werk war, sondern die auf billige Nachfolger spezialisierten DisneyToon Studios. Hauptsache, die Figuren sind wieder da, es wird wieder gesungen, zwischendurch sorgen Timon und Pumbaa für Blödsinn und es gibt ein bisschen Spannung.
All das trifft zu. Und für den Fall, dass die Zuschauer sich doch lieber kleine aufgeweckte Löwen anschauen wollen, anstatt nur Erwachsenen zuzusehen, folgt Der König der Löwen 2 auch dem bekannten Pfad, die erste Hälfte des Films über die Kindheit erzählen zu lassen, bevor es dann in der älteren Variante richtig dramatisch wird. Der größte Unterschied ist, dass sich die Drehbuchautoren eine neue Inspiration gesucht haben. Gewissermaßen. Eigentlich bleiben sie ihrer Liebe zu Shakespeare treu, wählten jedoch ein anderes Stück. War Der König der Löwen noch eindeutig „Hamlet“ nachmodelliert, ist es nun „Romeo und Julia“, was Pate stand. Düstere Momente gibt es auch da, wenngleich nicht im selben Ausmaß wie zuvor – der Tod betrifft hier keinen der Helden. Vor allem aber wurde der Kitschfaktor erhöht, wohl auch um den Wegfall der schwülstigen Musik zu kompensieren, die sehr unauffälligen Stücken hat Platz machen müssen.
Interessanter wurde der Film dadurch nicht, vielmehr beraubt er sich im Gegenteil dessen, was den ersten Teil ausgezeichnet hatte. Denn Geschichten über zwei Jugendliche, die gern zusammen sein möchten, es aber nicht dürfen und erst noch den Wert ihrer Liebe beweisen müssen, die sind dann doch schon zu oft erzählt worden. Sie einfach nur nach Afrika zu versetzen und die Protagonisten durch Löwen zu ersetzen, reicht nicht aus, um daraus einen spannenden Film zu machen. Klar funktioniert die tierische Variante, aber eben auch nur das. Und so reiht sich Der König der Löwen 2 in die lange Reihe von Disney-Fortsetzungen ein, die für sich genommen durchaus in Ordnung sind, deren Verbindung zu großen Werken ihnen auf der einen Seite zwar kommerziell nutzen, sie gleichzeitig aber auch aufgrund ihres Kopiecharakters schlechter erscheinen lassen, als sie eigentlich sind.
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