Die Florence Foster Jenkins Story
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Die Florence Foster Jenkins Story

(„Die Florence Foster Jenkins Story“ directed by Ralf Pleger, 2016)

Die Florence Foster Jenkins Story
„Die Florence Foster Jenkins Story“ läuft seit 10. November im Kino

In die Weltgeschichte einzugehen, das ist ja erst einmal nichts Schlechtes. Umso mehr, wenn du das ja eigentlich auch wolltest, du die Ambition hast, als großer Künstler anerkannt zu werden. Dumm nur, wenn es dir dabei an Talent fehlt und du gerade aufgrund deiner beispiellosen Talentlosigkeit zu Ruhm brachtest. Zugeben, an eher deplatzierten Unterhaltungskünstlern gibt es nicht wirklich einen Mangel, dafür reicht ein Blick aufs Fernsehen oder YouTube-Selbstdarsteller. Aber Florence Foster Jenkins übertraf sie alle noch, in der Selbstüberschätzung wie auch den Ambitionen. Denn wer kann schon von sich behaupten, mal in der berühmten Carnegie Hall vor einem ausverkauften Publikum aufgetreten zu sein?

Jenkins schaffte das, 1944, mit 76 Jahren, wenige Wochen vor dem Tod. Ein Auftritt, der ihr Kritiken bescherte, wie sie vernichtender kaum sein könnten. Und noch etwas unterscheidet die amerikanische Möchtegernsängerin von ihren heutigen Kollegen: Mehr als 70 Jahre später erinnert man sich immer noch an sie. Vor allem die Filmbranche sorgt dieser Tage dafür, dass niemand die unglaubliche Geschichte der reichen Erbin, die es auf die großen Bühnen zog, vergessen kann. Letztes Jahr war Madame Marguerite oder Die Kunst der schiefen Töne trotz eines französischen Settings eindeutig von dem Leben von Jenkins inspiriert, der demnächst in den Kinos startende Spielfilm Florence Foster Jenkins mit Meryl Streep in der Hauptrolle hielt sich dann direkt an die Vorlage.

Das tut auch der deutsche Dokumentarfilm Die Florence Foster Jenkins Story, der zwei Wochen zuvor in die hiesigen Kinos kommt. Prinzipiell ist dieser gar nicht so weit von den fiktionalisierten Fassungen entfernt wie man meinen könnte, gerade auch weil die Opernsängerin Joyce DiDonato in einigen schön grotesken Szenen die weniger glückliche Kollegin mimt. Es sind aber vor allem andere, die hier zu Wort kommen, etwas über Jenkins und ihr Werken erzählen, über ihre Hintergründe und die Faszination an den Auftritten. Denn dass sie Kult war, noch bevor das Wort derart inflationär gebraucht wurde, daran gibt es keinen Zweifel. Es war ihr Reichtum, das die Möglichkeit erkaufte, überhaupt auftreten zu können. Aber es war der hohe Unterhaltungsfaktor einer Frau, die sich und ihre Darbietungen in völligen Missverständnis ernst nahm, der ihr auch die nötigen Zuschauer bescherte.

Natürlich ist es lustig, den völlig schiefen Tönen zuzuhören – echten wie reproduzierten. Töne, die sich nach einem heiseren Kanarienvogel anhören, nicht nach einem Menschen. Aber Regisseur Ralf Pleger will sich, bei aller Begeisterung für den Trashfaktor, eben nicht (nur) über sie lustig machen. So dürfen seine Gesprächspartner fleißig darüber spekulieren, wer die Frau hinter dem Bühnendesaster gewesen, was sie angetrieben haben mag. Betont wird dabei, wie unabhängig sie war, dass sie in den 1920ern sich gegen alle Widerstände ihren Traum erfüllt hat. Und dafür, so heißt es zum Schluss, müsse ihr Respekt entgegengebracht werden. Ob sie dadurch zu einer Feministin würde, ist einer der interessanteren Gedankengänge. Ebenso die theoretischen Überlegungen zum Camp-Begriff.

Als Lebensgeschichte ist Die Florence Foster Jenkins Story insgesamt dafür weniger zu gebrauchen als die beiden Spielfilmkollegen, da gerade durch die vielfältigen Spekulationen von Leuten, die sie nie kennengelernt haben, Jenkins ein Phänomen bleibt, nicht zu einem Menschen wird. Aber es ist ein faszinierendes Phänomen und auf eine ganz eigene Weise eben auch Kunst. Eine späte Wiedergutmachung für eine Frau, die alles für ihr Publikum geben wollte, ohne Rücksicht auf Verlust – seien es die eigenen oder die der anderen.



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„Die Florence Foster Jenkins Story“ beleuchtet durch Interviews und nachgestellte Szenen das Leben der legendären Möchtegernsängerin. Aufgrund des Spekulationscharakters menschelt es zwar kaum, gibt dafür eine Reihe interessanter Denkanstöße.