(„Eine Woche voller Samstage“ directed by Manfred Jenning, 1977)
Bruno Taschenbier kann seinen Augen kaum glauben, als er eines Tages nach Hause geht. Und seinen Ohren auch nicht. Da sitzt doch ein kleiner grüner Junge mit Sommersprossen auf der Straße und treibt die Passanten mit seiner frechen und vorlauten Art zur Weißglut. Dennoch beschließt er, das seltsame Wesen mit zu sich nach Hause zu nehmen. Einfach ist das Zusammenleben jedoch nicht. Zum einen hat es großen Appetit auf Einrichtungsgegenstände, ist außerdem chronisch respektlos und laut. Und gerade Letzteres wird zum Problem, denn Taschenbiers Vermieterin Anne-Marie Rotkohl mag es gar nicht, gestört zu werden. Aber das Sams, wie sein neuer Mitbewohner heißt, hat auch noch eine andere Fähigkeit: Es kann die Wünsche von Menschen wahr werden lassen.
Mit acht Büchern in 40 Jahren ist Sams zwar keine besonders fleißige Romanfigur, der Beliebtheit des seltsamen Wesens haben seine zahlenmäßig bescheidenen Auftritte jedoch kaum geschadet. Der eine oder andere wird die von Paul Maar 1973 ins Leben gerufene Gestalt vielleicht aber auch durch die drei Kinofilme kennen, die seit 2001 entstanden ist. Etwas in Vergessenheit geraten sind dabei vermutlich die beiden Marionetten-Adaptionen, welche die legendäre Augsburger Puppenkiste 1977 bzw. 1980 produzierte und welche seit Kurzem erstmals auch auf Blu-ray vorliegen.
Die neugewonnene Schärfe hat zwar ein wenig den Nachteil, dass man die Fäden der Marionetten nun umso deutlicher sieht. Ansonsten aber ist es beeindruckend, was die Puppenmeister hier seinerzeit auf die Beine gestellt haben. Schon die Kulissen sind sehr schön geworden. So finden Zuschauer in dem Einkaufszentrum, dem Taschenbier und Sams einen Besuch abstatten, eine Reihe von liebevollen Details, darunter eine Rolltreppe, auf der andere Puppen nach oben und unten fahren. Und auch wenn die beiden in der Natur unterwegs sind, an Bäumen vorbeilaufen, dann hat das kaum etwas mit dem zu tun, was man aus seiner Kindheit vielleicht noch von primitiven Kasperletheatern kennt.
Sams selbst ist anderen Marionetten ebenfalls weit überlegen, besitzt einen beweglichen Rüssel, der sogar Wasser spritzen kann und bläst sich in einer Szene auf ein Vielfaches auf. In Zeiten von CGI-Animationen, in der die unglaublichsten Welten entstehen können, wird das vermutlich kaum einen mehr wirklich vom Hocker reißen. Gemessen an dem Alter und den Einschränkungen eines solches Puppentheaters jedoch darf man hier schon einmal seinen Hut ziehen.
Wirklich Spaß wird Eine Woche voller Samstage aber bei aller Wertschätzung nur den kleinsten der Zuschauer machen, die sich daran erfreuen können, wie ein Junge den Erwachsenen auf der Nase herumtanzt. Tiefgang sollte man bei einem Kinderbuch meist ja nicht erwarten, ebenso wenig für eine Verfilmung desselben. Abwechslung dafür schon. Doch die ist hier eben nur im optischen Bereich gegeben, ansonsten besteht die Geschichte aus einer Ansammlung von Einzelszenen, in denen Sams irgendwelchen Unsinn treibt, Sachen demoliert oder Leute ärgert. Manchmal kommen noch kleinere Wortspielereien hinzu. Ansonsten aber ist der Film trotz seiner kurzen Laufzeit von 50 Minuten nach einer Weile recht eintönig und ohne echten Witz, oft auch anstrengend.
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