(„Kasei Ryodan Danasaito 999.9“ directed by Masayuki Kojima, 1998)
Im Jahr 2024 hätte es die Menschheit fast erwischt, als ein riesiger, schwarzer Meteor auf die Erde stürzt. Richtig glücklich ist der Ausgang dennoch nicht, hat anschließend doch die mächtige Militärorganisation Trader Force die Kontrolle über den Planeten übernommen. Widerstand ist zwecklos. Entsprechend nervös reagieren die Unterdrücker, als sie von Tetsuro Daiba erfahren, einem Jungen, der seine Mutter während des Meteoraufpralls verloren hat und nun über besondere Fähigkeiten verfügt. Der trifft während seiner Flucht nicht nur auf einen ihm bestens vertrauten Wissenschaftler, sondern auch der mysteriösen Mellow sowie einer weiteren jungen Dame, die ebenfalls die Katastrophe seinerzeit überlebt hat.
Die Zahlenkombination 999 sowie das Science-Fiction-Urgestein Leiji Matusmoto, da denken Animefans natürlich erst einmal an Galaxy Express 999. Dass sich die Figuren, wie so oft bei dem großen japanischen Geschichtenerzähler, doch sehr ähnlich sehen, man rein optisch gar nicht sagen könnte, ob beide Geschichten zusammenhängen, erschwert diesen Eindruck, hier ein Pre-, Mid- oder Sequel zu haben. Doch mit dem Klassiker hat der Film hier inhaltlich nichts zu tun, lediglich mit Matsumotos anderem großen Klassiker Captain Harlock gibt es Überschneidungen, wenngleich diese sehr oberflächlich sind, dessen Erscheinen eher Gastauftrittcharakter hat.
Fans der beiden Serien brauchen also bei Fire Force DNA Sights 999.9 nicht unbedingt reinzuschauen. Allgemein werden es wohl allenfalls Sammler sein, die alles von dem Science-Fiction-Veteranen brauchen, die sich hier auf die Suche machen dürfen. Nicht nur, dass der Anime recht schwer zu bekommen ist – es gab einmal eine US-Videokassette, aktuell sind französische wie italienische DVD-Fassungen erhältlich –, er ist die Mühe nicht wirklich wert.
Problematisch ist vor allem der unbefriedigende Inhalt: Mit einer Länge von nicht einmal 50 Minuten bietet Fire Force DNA Sights 999.9 zu wenig Raum, um die Ideen auszuarbeiten. Auch wenn es nett ist, dass sich Matsumoto hier von seinen eher auf Technik fokussierten Geschichten löst und das Konzept einer durch DNA festgehaltenen Erinnerung einführt, genutzt wird dieses kaum, weder für die Geschichte, noch für philosophische Überlegungen. Stattdessen läuft es darauf hinaus, dass eben wie in Galaxy Express 999 ein Junge in Begleitung einer mysteriösen jungen Frau mit endlos blonden Haaren gegen eine große, böse Organisation kämpft.
Versucht wird zwar zwischenzeitlich, ein paar Wendungen einzubauen, doch die verdienen diesen Namen nicht wirklich – wer hier der Gegenspieler ist, sieht man bereits an dem Design der Figur. Das soll nicht bedeuten, dass der Anime frei von Überraschungen wäre. Aber die bestehen eher daraus, dass die Geschichte aufgrund der kurzen Laufzeit immer mal wieder Zwischenschritte überspringt, man oft nicht nachvollziehen kann, warum hier gerade etwas geschieht oder wie die Protagonisten von A nach B kamen. Wenn im Anschluss wenigstens die Saga in irgendeiner Form fortgesetzt worden wäre, wie es das abrupte Ende impliziert. Doch Fehlanzeige: Fire Force DNA Sights 999.9 wirkt vergleichbar zu Galaxy Express 999: Eternal Fantasy wie die Pilotfolge einer noch vor der Ausstrahlung abgesetzten Serie.
Immerhin sieht der Anime dabei ordentlich aus. Regisseur Masayuki Kojima (Black Bullet Monster) und das Animationsstudio Madhouse (Robotic Angel, Texhnolyze) zeigen sich zwar nicht sonderlich visionär, fangen dafür aber schön den speziellen Retro-Charme früherer Matsumoto-Adaptionen ein. Fire Force DNA Sights 999.9 ist weniger eine Reise in die Zukunft als vielmehr in die Vergangenheit, in eine Zeit der Space Operas, der großen Geschichten im weiten Weltall und auch des Entdeckergeistes. Auch wenn es schade ist, dass Letzterer nicht belohnt wird, der Traum von den Sternen ein solcher bleibt.
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