(„Jim Knopf und die Wilde 13“ directed by Manfred Jenning, 1977)
Der kleine Jim Knopf und der Lokomotivführer haben es geschafft: Sie sind sicher von ihrem Abenteuer zurück nach Lummerland gereist. Lange hält es die beiden aber nicht daheim. Dieses Mal ist es ein kleines Postschiff, das die zwei auf eine große Reise schickt. Denn das ist gegen die Insel gerummst. Ganz klar: Ein Leuchtturm muss her! Aber wie, wenn Lummerland dafür eigentlich zu klein ist? Da haben sie die rettende Idee: Warum nicht einfach zur Wüste reisen und Herrn Tur Tur fragen? Denn der ist ein Scheinriese, der nur in der Ferne groß wirkt – ideal für die kleine Insel. Ganz so einfach wie gedacht ist das Unterfangen dann aber doch nicht, denn unterwegs müssen Jim und Lukas diverse Abenteuer überstehen.
Zwei Jahre nach dem Erscheinen von Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer gab es 1962 Nachschub für Anhänger von Michael Endes fantasievollem Kinderbuch. Und so wie der Vorgänger wurde auch der zweite Teil bald drauf von der Augsburger Puppenkiste verfilmt, 15 Jahre später noch ein weiteres Mal in Farbe. Und das war für kleine wie große Kinder eine schöne Nachricht. Nicht nur, dass das Abenteuer der zwei mit seinen originellen, oft humorvollen Einfällen Lust auf mehr machte, es hatte auch noch mit einem offenen Ende auf die Folter gespannt – was hat es mit dieser „Wilden 13“ auf sich, die etwas mit Jims mysteriöser Herkunft zu tun hat?
Eine Antwort darauf liefert der zweite und leider letzte Band bzw. Film. Dabei ist die Suche nach den Ursprüngen von Jim nur ein Teilaspekt, ein recht zufälliger noch dazu. Eigentlich ist es die Reise zu Herr Tur Tur, die den Stein ins Rollen bringt und auf Umwegen zum Ziel führt. Das Ergebnis ist von einer etwas gemischten Natur. Auf der einen Seite ließ sich Ende wieder eine Reihe höchst sonderbarer bis spannender Orte einfallen. Dieses Mal dürfen sie sogar noch etwas sonderbarer sein als beim letzten Mal, der Fantasy-Aspekt wurde stark ausgebaut. Was jedoch dabei ein bisschen verloren gegangen ist, ist das Gefühl, auf einer großen Reise zu sein. In einer solchen Geschwindigkeit hopsen Jim und Lukas von einem Schauplatz zum nächsten, treffen dabei alte wie neue Bekannte, dass man den Eindruck hat, alles wäre hier gleich um die Ecke. In der Hinsicht wirkte Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer dann doch noch mehr wie eine wirkliche Überfahrt. Und auch in punkto Humor hatte der Vorgänger die Nase vorn.
Insgesamt ist Jim Knopf und die Wilde 13 dem Vorgänger aber trotz der leichten Fokusverschiebungen durchaus ebenbürtig: Beide sind Klassiker der Kinderunterhaltung, des Puppenprogramms sowieso. Die Augsburger können es natürlich nicht mit der optischen Opulenz heutiger Kinder-Fantasy-Werke aufnehmen, bieten mit den skurrilen Figuren und den schönen Settings aber noch immer einiges fürs Auge. Vor allem die Geschichte ist wohltuend eigenständig, auch 50 Jahre später, versucht nicht wie so mancher heutige Animationsfilm die eigenen Leerstellen durch billigen Slapstick und dröhnende Popnummern vergessen zu lassen. Größere Ambitionen oder wohlmeinende Moralnummern gibt es zwar nicht, dafür aber ein spannendes und überaus zeitloses Abenteuer.
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