(„Mr. Right“ directed by Paco Cabezas, 2015)
Gescheiterte Beziehungen und betrügende Ex-Freunde. Martha McKay (Anna Kendrick) kann von der Illusion der wahren Liebe ein Liedchen singen. Doch kurz bevor sie der maroden Männerwelt abschwören kann, trifft sie auf Francis (Sam Rockwell). Schmetterlinge flattern, Funken sprühen und Kugeln fliegen. Ihr Mr. Right ist nämlich nicht nur ein waschechter Charmeur, sondern ebenfalls ein gesuchter Auftragskiller, der auf eine mit Leichen gepflasterte Vergangenheit zurückblicken kann, die ihn nicht so ganz loslassen will. Kaum haben die beiden nur noch Augen für einander, richten sich alle Zielvisiere auf sie. Als auch sein ehemaliger Partner Hopper (Tim Roth) die Fährte aufgenommen hat, wird die Luft dünn und seine perfekte Fassade droht zu zerbrechen. Marthas Leben und ihre gemeinsame Beziehung stehen auf dem Spiel, für die sich Francis gezwungen sieht, alle Register zu ziehen.
Bonnie und Clyde, Action und Romantik, Beretta und Minivan. Ein Paar, zwei unterschiedliche Genres und jede Menge realitätsfremde Szenarien. Mr. and Mrs. Smith und Kiss & Kill durften der Mischung in der Vergangenheit bereits auf den Zahn fühlen, schlugen zwar keine wegweisenden Pfade ein, aber unterhielten mit guter Action und einem zwinkernden Auge. Unter der Regie von Paco Cabezas (Tokarev) folgt mit Anna Kendrick (Into the Woods) und Sam Rockwell (Poltergeist) das nächste dynamische Duo, welches gemeinsam auf die Jagd nach den bösen Buben geht und sich dabei noch in der Kennenlernphase befindet. Beide harmonieren hervorragend miteinander, während sie die quirlige Verliebte mit dem kleinen Knicks mimt, kann er sich als leichtfüßiger Gentleman mit übermenschlichen Reflexen behaupten.
Er ist für seine rote Clownsnase bekannt, sie bevorzugt Katzenohren als Accessoire. Normal ist anders, anders ist oft gut, weshalb sich die beiden Protagonisten vom Vorstädter Einheitsbrei der Action-Romanzen-Paare absetzen können. Vor allem aber macht Francis keinen Hehl um seine mordende Tätigkeit. Dass Martha diese brutale Ehrlichkeit als niedliche Witzeleien abtut, kann man zwar kritisieren, passt aber zu ihrem aufgebauten Charakterbild. Schon bei ihren ersten Dates hat er damit zu kämpfen, seine Tarnung nicht auffliegen zu lassen, was nicht selten zu urkomischen Standoffs führt, von denen er Martha zwar erzählt, doch die hört und sieht nur was sie will. Selbst als sie im späteren Verlauf endlich auf den Trichter kommt, ist ihre Verwirrung und Sorge nur von kurzer Dauer, bevor sie wieder Feuer und Flamme für ihren Liebsten ist.
Das Paar lockt den Zuschauer gekonnt durch die einzelnen Szenarien, eckt aber an den grundverschiedenen Genres an und kann sich nicht so recht für eine Richtung entscheiden. Entweder ist eine Szene lustig, romantisch oder eben actiongeladen. Verknüpfungen oder Übergänge gibt es selten, eine stringente Geschichte schon gar nicht, und mag das Paar noch so wunderbar harmonieren, ist es manchmal schon zu ruhig. Man wartet auf das große Erwachen, einen Streit oder den glorreichen Gangsterboss – Fehlanzeige. Dadurch wirkt die Erzählung stets unruhig und die Tonalität ungewohnt gelassen. Es fehlt die Spannung, die dem Kugelhagel seine Gefährlichkeit verleiht und eine der beiden in wirkliche Lebensgefahr versetzen würde. Die Bürde eines unantastbaren Hitmans, der durch seine neu gewonnene Liebe immerhin Zeichen von Schwäche zeigt.
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