(„Savva. Serdtse voina“ directed by Maksim Fadeev, 2015)
Was ist nur mit den weißen Wölfen geschehen? Bislang waren sie es immer gewesen, welche die Menschen vor Gefahren beschützt haben. Doch seitdem sie verschwunden sind, haben andere die Macht ergriffen. Vor allem die Hyänen sind es, welche die Abwesenheit der Wölfe ausnutzen, um die Menschen zu versklaven, darunter auch das Dorf des zehnjährigen Savva. Der Junge schafft es im letzten Moment aber noch zu entkommen und trifft kurze Zeit darauf auf Angee, den letzten aller Wölfe. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg zu einem mächtigen Zauberer, der Savva und seinem Dorf helfen kann. Der Weg führt jedoch durch das Reich der Affen. Und die haben kein Interesse daran, dass die Abenteurergruppe ihr Ziel erreicht.
Und es gibt sie doch noch, die positiven Überraschungen. Wenn offensichtlich mit geringeren Budgets gefertigte Animationsfilme hierzulande direkt den DVD-Markt anpeilen, ohne einen Ausflug ins Kino zu wagen, dann war das zuletzt meist ein schlechtes Zeichen – siehe das mäßige Blinky Bill – Das Meer des weißen Drachen, siehe das inakzeptable Izzies Weg nach Hause. Wenn das Werk dann auch noch aus einem Land kommt, das sich im Animationsbereich nicht unbedingt einen Namen gemacht hat wie hier eben Russland, der Regisseur eigentlich als Musiker bekannt ist und schon für den Eurovision Song Contest produziert hat, dann schrillen die Alarmglocken sogar besonders laut.
Doch so heftig sich diese im Vorfeld zu Wort gemeldet haben, so schnell sind diese auch wieder verstummt, sobald der Film seinen Anfang nimmt. Recht bald wird nämlich klar, dass Tausendsassa Maksim Fadeev hier einige durchaus talentierte Künstler um sich geschart hat, um seine Vision in Bilder zu packen. So lange diese stillstehen, sieht Savva – Ein Held rettet die Welt meist gut aus, teilweise sogar fantastisch. Die Landschaften sind detailliert und abwechslungsreich, es wird viel mit Lichteffekten gearbeitet, die das Geschehen mächtig aufwerten. Und dann wären da noch die Figuren, die zumindest im Tierreich doch einige recht interessante Designs hervorgebracht haben, gerade die Hyänen und die dreiköpfige Affenkönigin hinterlassen einen guten Eindruck. Getrübt wird dieser jedoch, sobald es darum geht, eine dieser Figuren bewegen zu wollen: Sowohl die Animationen lassen zu wünschen übrig wie auch, wenn mit Objekten aus der Welt interagiert wird – das ist oft nicht sehr harmonisch.
Aber um Harmonie geht es in Savva – Ein Held rettet die Welt ja ohnehin nicht, vielmehr ist der gesamte Animationsfilm von Konflikten geprägt. Das ist manchmal überraschend düster oder gar episch: Wenn zum Ende hin eine Massenschlacht ansteht, meint man, versehentlich in Mittelerde gelandet zu sein. Warum hier scheinbar jeder gegen jeden kämpft, wird nicht immer ganz klar. Das liegt aber auch in der großen Anzahl an Figuren begründet: Hyänen, Wölfe, Menschen, Affen, dazu noch diverse andere Rassen, da verliert man schon einmal den Überblick.
Zu jung sollte das Publikum deshalb auch trotz des freundlichen Covers nicht sein, das Abenteuer ist inhaltlich wie visuell doch etwas fordernder. Kompliziert im eigentlichen Sinn ist Savva – Ein Held rettet die Welt jedoch nicht. Eigentlich klappert der Film dramaturgisch die üblichen Rastplätze ab, hat dort dann auch die üblichen Weisheiten und Tugenden mit dem Publikum zu teilen. Das ist in der Summe zwar nicht genug, um sich wirklich aus dem Meer an Animationsfilmen hervorzutun – wer nur hin und wieder einen schauen will, der findet bei den üblichen Anbietern Interessanteres, zumal auch der Humor hier nicht so recht funktionieren will. Aber die streckenweise reizvolle Optik in Kombination mit einigen mythologischen Drehs macht den russischen Beitrag immerhin zu einem grundsoliden, stimmungsvollen Vertreter seiner Art.
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