(„Wallace & Gromit: A Close Shave“ directed by Nick Park, 1995)
Es läuft im Leben des Erfinders Wallace und seines treuen Hundes Gromit. Beruflich sowieso, schließlich sind sie als Fensterreinigungsdienst ständig auf Achse. Aber auch privat scheint die Sonne, bei Wallace zumindest: Während eines Auftrages lernt er die reizende Wendolene kennen, die gemeinsam mit ihrem Hund einen Wollladen führt. Schon bei der ersten Begegnung funkt es zwischen den beiden, umso mehr, als Wallace entdeckt, dass sie die Tochter eines Erfinders ist. Gromit ist zeitgleich mit etwas ganz anderem beschäftigt: Was macht dieses komische Schaf bei ihnen zu Hause?
Diesmal ging es ja erstaunlich schnell: Nachdem Nick Park viele Jahre an seinem Debüt Alles Käse gearbeitet hatte und auch Die Techno-Hose vier Jahre in Anspruch nahm, dauerte es dieses Mal nur zwei, bis das dritte Abenteuer rund um den exzentrischen Erfinder Wallace und seinen Allzweckhund Gromit fertig war – wie schon zuvor pünktlich zu Weihnachten. Die deutlich kürzere Entwicklungszeit sieht man Unter Schafen jedoch nicht an, eigentlich blieb hier alles beim Alten.
Das ist erst einmal eine gute Nachricht. Noch immer verzaubern der Engländer und sein Dauerstudio Aardman Animations mit witzig-grotesken Charakteren und deren verrückten Abenteuern. Dabei überzeugt das Knetmasse-Stop-Motion-Werk mit flüssigen Bewegungen, die dieses Mal sogar noch etwas mehr fürs Auge zu bieten haben. Da darf ständig jemand durch die Luft springen oder alternativ auch aus höchster Höhe fallen. Liebevolle Details gibt es ohnehin zu begutachten, wie sonst auch lohnt sich ein Blick auf die aktuellen Zeitungsausgaben, welche Wallace immer wieder liest. Von dem ausgeprägten Mimikspiel von Gromit ganz zu schweigen, der mal wieder keine Wörter braucht, um eine Geschichte zu erzählen.
Inhaltlich ist diese auch gelungen, enthält ebenfalls viele Elemente, wie wir sie an der Reihe kennen und lieben. Da wären zum einen die völlig unsinnigen Erfindungen von Wallace, die wohl das Leben erleichtern sollten, aber nie so funktionieren, wie sie sollten. Die große Liebe der beiden zu Käse spielt wieder eine Rolle. Und es gibt – wie auch schon bei Die Techno-Hose – einen bösen Gegenspieler und einen Krimiteil, der sich um den Kampf gegen einen gemeinen Serienverbrecher dreht, der im Dunkel der Nacht sein Unwesen treibt.
Im direkten Vergleich war der Vorgänger dann aber doch noch etwas besser, da dort die Absurdität noch weiter auf die Spitze getrieben wurde. Das soll nicht bedeuten, dass Park und sein Stamm-Co-Autor Bob Baker nicht auch bei Unter Schafen verrückte Einfälle hätten. Die finden sich besonders zum Ende hin, bei dem wunderbar übertriebenen Finale, das zumindest eine überraschende Enthüllung bereithält. Davor ist es jedoch oft etwas zahmer. Fast schon gewöhnlich. Aber auch wenn der Höhepunkt der Knetmassereihe nicht ganz erreicht wurde, bietet der oscarprämierte Kurzfilm Nummer drei für sich genommen immer noch eine Menge Unterhaltung für Groß und Klein. Außerdem markierte das Wollabenteuer den ersten Auftritt von dem Kultschaf Shaun, der später zum Star einer langlebigen Serie und eines eigenen Kinoauftritts wurde – und allein dafür muss man den englischen Knetmasse-Spezialisten dankbar sein.
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