Rechtzeitig zu Weihnachten schaffte es der neue Disney-Animationsfilm Vaiana am 22. Dezember auch in die deutschen Kinos. Der Film erzählt die Geschichte der gleichnamigen jungen Häuptlingstochter, die eine große Seereise antritt, um ihren Stamm zu retten. Dabei bekommt sie Unterstützung von dem vorlauten Halbgott Maui, der in der deutschen Fassung von Andreas Bourani gesprochen wird. Wir hatten die Gelegenheit, den deutschen Sänger vorab einige Fragen zu seiner Rolle und der Arbeit im Synchonstudio zu stellen.
Bei Vaiana sprichst du die Rolle des Halbgottes Maui, der etwas unfreiwillig Teil eines großen Abenteuers wird. Wie war das für dich?
Das Spannende beim Synchronisieren ist zu überlegen, wie du so einer Figur Leben einhauchen kannst. Im Original wird Maui von Dwayne Johnson gesprochen. Das ist natürlich ein Riesentyp, der ungefähr das 18-Fache an Muskeln hat, was ich besitze. Da galt es zum einen, diese Masse auszufüllen. Ich hab auch ein bisschen versucht, das Tollpatschige rüberzukriegen. Denn er ist ja schon ein selbstverliebter Chaot, der denkt, die ganze Welt dreht sich nur um ihn.
Hast du dann auch versucht, dich an dem zu orientieren, was Dwayne Johnson gemacht hat?
Es ist schon so, dass man auch das Original hört. Aber natürlich funktioniert die deutsche Sprache ganz anders als die englische. Die Amerikaner gehen am Ende des Satzes oft nach oben. Und das kannst du im Deutschen nicht machen. Da musst du eher auf Punkt sprechen. Die Betonung und die Phonetik sind manchmal einfach anders. Aber klar, man muss immer schauen, dass das alles synchron ist und zu den Lippenbewegungen passt. Ich hab natürlich ein bisschen tiefer gesprochen, um Dwayne nahezukommen.
Hattest du denn den gesamten Film schon gesehen, als du ihn synchronisiert hast?
Ja, ich musste ihn mir ja schon allein deshalb ansehen, um zu entscheiden, ob ich den überhaupt machen kann. Ob ich diese Figur ausfüllen kann.
Aber wurde der Film nicht erst recht spät fertig? Liefen die Synchronarbeiten dann parallel?
Die haben tatsächlich parallel in Echtzeit an dem Film gearbeitet und uns immer die neueste Version zugeschickt. Wir hatten eine sehr frühe Fassung, bei der teilweise nur Skripte zu sehen waren, mit grob gezeichneten, nur angedeuteten Szenen. Aber Stück für Stück während des Synchronisierens hab ich aktualisierte Versionen bekommen. Das war schon sehr spannend, diese Entwicklung zu beobachten.
Du bist ja eigentlich als Sänger bekannt und arbeitest da auch viel mit Stimme. Bereitet das auch so ein bisschen für die Arbeit als Synchronsprecher vor?
Die Arbeit als Musiker hat mir natürlich schon geholfen, weil es beim Sprechen auch viel um Rhythmus geht. Beim Synchronisieren musst du ja genau darauf achten, dass wirklich jede Silbe zu dem passt, was die Figur da gerade spielt. Das Rhythmusgefühl, das ich durch die Musik habe, war da schon sehr hilfreich. Und auch die Atemtechnik, wie ich mit der Stimme umgehe. Aber die Arbeit im Studio, das Sprechen, das ist dann doch noch mal was ganz anderes.
Wie hast du dich auf die Rolle vorbereitet? Kann man sich überhaupt darauf vorbereiten, einen Halbgott zu sprechen?
Ich hab mir von dem Sprecher von James Bond ein paar Tipps geholt, wie ich mich an die Figur ranarbeiten kann. Außerdem gibt es Sprechübungen und Atemtechniken, die beim Synchronisieren immer wieder verwendet werden. Ich hab natürlich lang nicht die Erfahrung, die diese Synchronsprecher haben. Davor habe ich auch großen Respekt, was die leisten. Die stehen ja teilweise bis zu acht Stunden im Studio, um irgendwelche Szenen neu zu besprechen. Das ist echt harte Arbeit. Für mich war es eher wie Urlaub, so einen Kinofilm zu machen. Zum Glück war die Regie da sehr geduldig mit mir im Studio.
Das war jetzt mehr die technische Vorbereitung. Konntest du dich auch inhaltlich irgendwie vorbereiten?
Inhaltlich nicht so wirklich. Es gibt da ein klares Drehbuch. Das ist ja keine Schauspielarbeit in dem Sinne. Wir spielen natürlich auch, aber es ist eine ganz andere Arbeit. Im Grunde geht man da Szene für Szene durch und ich versuche mich dann emotional in die Szene hineinzuversetzen, was da gerade passiert. Muss Maoi gerade gegen Monster kämpfen oder schüttet er Vaiana sein Herz aus?
Könntest du dir denn ein richtiges Schauspielern vorstellen?
Ich würde gerne mal schauspielern, ja, am liebsten einen Bösewicht! Aber ich habe großen Respekt vor jeglicher gestalterischen Arbeit. Es gibt ausgebildete Schauspieler, die jahrelang auf irgendwelchen Schulen das Handwerk lernen. Ich würde mich davor hüten, das zu unterschätzen. Nur weil man berühmt ist, heißt es nicht, dass man alles kann.
Stell dir mal vor, du könntest aber alles und hättest wie Maui besondere Kräfte. Wenn du dir eine göttliche oder übernatürliche Kraft aussuchen könntest, welche wäre das?
Ganz klassisch: fliegen! Das Gefühl von Freiheit, die Welt einmal von oben sehen! Mein erster Superheld, mit dem ich damals in Berührung kam, das war damals tatsächlich Superman. Später habe ich die ganzen Marvel-Comics für mich entdeckt, ich bin auch großer X-Men-Fan. Da wird es auch schön zelebriert, unsichtbar sein und was es nicht alles gibt. Ich hab mir schon oft überlegt, ob man vielleicht Gedanken lesen will. Aber ich glaub nicht. Wer weiß, was man da zu sehen bekommt? Außerdem ist es schön, manchmal von anderen überrascht zu werden.
Frage zum Abschluss, da du jetzt schon an mehreren Animationsfilmen mitgearbeitet hast: Was ist dein persönlicher Liebling in dem Bereich?
Mein Lieblingsfilm ist tatsächlich ein Klassiker: Das Dschungelbuch. Das hab ich geliebt. Balu der Bär ist einer meiner absoluten Disney-Lieblingsfiguren. Das fand ich immer eine schöne Geschichte mit Mogli, der im Dschungel aufwächst.
(Anzeige)