(„Assassin’s Creed“ directed by Justin Kurzel, 2016)
Callum Lynch (Michael Fassbender) sitzt wegen Mordes in der Todeszelle. Am Morgen nach seiner Hinrichtung wacht er allerdings in eine Einrichtung der Firma Abstergo Industries in Madrid auf. Direktor Alan Rikkin (Jeremy Irons) und seine Tochter, die Wissenschaftlerin Sophia (Marion Cotillard), sind auf der Suche nach dem Apfel Edens, eine Reliquie, mit der man den freien Willen der Menschen kontrollieren kann. Mithilfe des sogenannten Animus, einer Maschine, dank welcher man die Erinnerungen seiner Vorfahren durchleben kann, soll Callum herausfinden, wo der Apfel zu finden ist. Einer seiner Vorfahren war nämlich ein Assassine zur Zeit der spanischen Inquisition, welcher als letzter mit dem Relikt gesehen wurde. Doch erst nach und nach offenbart sich Callum die ganze Wahrheit über seine derzeitige Situation und über die Vergangenheit seiner Familie.
Dass es in Hollywood fast ausschließlich um das schöne Geld geht, ist ja eigentlich kein großes Geheimnis. Dies, und dass man in der Traumfabrik bei der Auswahl der etwas kostspieligeren zu verfilmenden Stoffe lieber auf Nummer sicher geht, fällt einem bei einem Genre ganz besonders auf: nämlich bei den Videospielverfilmungen. Oftmals nimmt man irgendwelche Vorlagen, die weltweit bekannt sind. Dass sich diese rein inhaltlich gar nicht für eine Verfilmung eignen, wird bei der Produktion gerne außer Acht gelassen (Angry Birds – Der Film, Need for Speed). Hauptsache der Film sieht gut aus und lockt dadurch so viele Zuschauer wie möglich ins Kino. Jüngstes Beispiel ist hier Warcraft: The Beginning.
Assassin’s Creed sollte hier, so haben Fans und Kritiker gehofft, einen Wendepunkt markieren. Sollte er diesen Anspruch aber jemals gehabt haben, so scheitert er in seiner Erfüllung auf ganzer Linie. Denn wie bereits andere Videospielverfilmungen zuvor, schafft es auch Assassin’s Creed nicht, eine gute und spannende Geschichte zu erzählen. Die gesamte Handlung ist recht überraschungsarm, unspektakulär und ohne jegliche Substanz – und das obwohl die Spiele-Vorlage so viele Möglichkeiten für eine bessere Story geboten hätte. Was hier aber am Ende rausgekommen ist, reicht einfach nicht, um einen einen Zwei-Stunden-Film zu füllen.
Auf die Sequenzen Ende des 15. Jahrhunderts dürften sich viele gefreut haben. Immerhin findet ein Großteil der Handlung der Spiele in der Vergangenheit statt. Daher ist es kaum zu verstehen, weshalb man nur einen Bruchteil des Films in eben dieser verbringt. Ganze drei Male darf Michael Fassbender die Erlebnisse seines Vorfahren durchleben. Dann wird kurz gekämpft und geflohen, ehe es zurück in die Gegenwart geht. Bei all diesen Kampfsequenzen merkt man dann auch eindeutig, worauf der Film beruht, denn diese sehen aus, und sind aufgebaut, wie einzelne Level aus einem Videospiel. Fans dürfte dies freuen, normale Kinogänger hingegen eher enttäuschen.
So kann auch das Optische nicht wirklich überzeugen. Die Schauplätze im historischen Spanien sehen wirklich toll aus und wurden gut umgesetzt, nur bekommt der Zuschauer von denen kaum etwas zusehen. Die meiste Zeit verbringt man im Gebäude von Abstergo. Die großen grauen Räume im Inneren bieten für das Auge kaum Schauwerte noch irgendeinen Detailreichtum. Noch dazu wurden Charaktere geschaffen, für die man sich einfach nicht interessiert, geschweige denn mit denen man auch nur ansatzweise mitfühlen kann. Diese dürfen dann auch noch teilweise sehr dünne Dialoge führen, was einen an manchen Stellen endgültig aussteigen lässt.
Immerhin haben die Macher es so gehandhabt, dass während der Szenen in der Vergangenheit lediglich Spanisch gesprochen wird. Dies macht den Film am Ende nicht wirklich besser, sorgt aber immerhin bei den wenigen Sprüngen in die Vergangenheit für eine passende Atmosphäre.
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