Eine schoene Bescherung
© Arsenal Filmverleih

Eine schöne Bescherung

(„En underbar jävla jul“ directed by Helena Bergström, 2015)

Es ist ein Weihnachten, das die Beteiligten nie vergessen werden. Auf dem Papier klang die Idee eigentlich sehr schön: Oscar (Anton Lundqvist) und Simon (Anastasios Soulis), die schon länger ein Paar sind, haben sich ein gemeinsames Haus gekauft und laden ihre jeweiligen Familien ein, damit sich endlich mal alle kennenlernen. Doch der Haussegen hängt schnell schief: Ulf (Robert Gustafsson) und Monica (Maria Lundqvist) haben sich nie damit arrangieren können, dass ihr Sohn Oscar schwul sein soll. Simons Eltern Millitiadis (Michalis Koutsogiannakis) und Carina (Helena Bergström) wiederum haben sich getrennt, auch Oscars Schwester Sofia (Frida Beckman) wurde von ihrem Mann verlassen. Das soll jedoch niemand wissen. Und noch ein weiteres Geheimnis wartet auf seine große Enthüllung: Cissi (Rakel Wärmländer), eine gute Freundin von Simon und Oscar, hat nicht nur mit ihnen das Haus gekauft, sie trägt auch das Kind der beiden aus.

Auch wenn sich die Titel sehr ähneln,„Eine schöne Bescherung hat nicht ganz so viel mit dem Komödienklassiker Schöne Bescherung gemeinsam, zumindest nicht, was die Art des Humors angeht. Inhaltliche Parallelen gibt es natürlich, schließlich erzählen beide von einer Familienzusammenführung zu Weihnachten. Das ist schon unter normalen Umständen eine Einladung zu Streitigkeiten und großem Chaos. Und normal ist bei der schwedischen Version des alljährlichen Massakers nur wenig. Oder besser: Hier wird an allen Ecken und Enden hinterfragt, was eigentlich normal ist, ob es so etwas wie „Normalität“ im wahren Leben eigentlich gibt.

Das zeigt sich schon an der grundsätzlich banalen Frage, ob nun vor dem Auftritt Kalles gegessen wird oder danach, die nur haarscharf an einer echten Familienkrise vorbeischrammt. Und je tiefer wir in den Kosmos dieser Patchworkfamilie eintauchen, umso stärker prallen hier Weltansichten aufeinander. Vor allem bei Ulf und Monica geht es richtig zur Sache: Mal sind es kleine Seitenhiebe, mal nur schiefe Blicke, zuweilen aber auch böse Kommentare, die von Homophobie bis zu Rassismus moralische Abgründe offenbaren. Auf Slapstick muss man hingegen völlig verzichten, bei den Schweden entsteht Komik durch das Aufeinandertreffen skurriler Figuren, nicht durch explodierende Dekorationen oder brennende Bäume.

Witzig ist das Ergebnis dennoch, gerade zu Beginn liefern sich die Familienmitglieder Wortgefechte, wie man sie in den besten Familien vorfindet. Nur noch etwas konzentrierter. Ganz so bissig geht es nicht bis zum Schluss, einige weitere Höhepunkte warten aber dennoch auf die Zuschauer, darunter eine – natürlich – missglückte Bescherung. Dafür wird, auch das ist zu erwarten, der Gefühlsfaktor auf den letzten Meter angehoben. Man darf es sogar ein bisschen kitschig finden, wie hier zum Schluss dann doch alle wieder zusammenfinden, lange schwelende Konflikte plötzlich begraben werden und jeder etwas für den weiteren Weg gelernt hat. Oder man führt es auf die spezielle Zeit des Jahres zurück, Eine schöne Bescherung ist am Ende dann doch „nur“ ein weiterer Weihnachtsfilm mit magischen Anleihen, ohne Anspruch auf Überraschungen.

Er gehört aber sicherlich zu den besseren, die wir zuletzt sehen durften, allein schon weil er sich stärker auf seine Charaktere stützt, anstatt Toilettenhumor oder vermeintlich clevere Popzitate einzubauen. Regisseurin, Co-Autorin und Schauspielerin Helena Bergström erzählt hier eine Geschichte, wie wir sie in Grundzügen jedes Jahr selbst erleben dürfen, wenn Menschen zusammenkommen und die blank liegenden Nerven durch Glühwein, laute Musik und beengte Verhältnisse freigelegt werden. In dem Sinne: frohe Weihnachten!



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Zwei Schwule feiern Weihnachten und die gesamte Familie streitet mit. Die ganz großen Überraschungen hält „Eine schöne Bescherung“ nicht bereit, dafür aber viele skurrile Figuren und witzige Einblicke in die Familienhölle sowie das obligatorische gefühlsbetonte Ende.
7
von 10