(„Elvis & Nixon“ directed by Liza Johnson, 2016)
Genug ist genug! Als Elvis Presley (Michael Shannon) im Winter 1970 schon wieder erschreckende Nachrichten im Fernsehen sieht, beschließt der weltberühmte Sänger etwas dagegen zu unternehmen. Vor allem die Drogenkultur der Jugendlichen bereitet ihm große Sorgen. Aber was ein echter Rock’n’Roll-Star ist, der lässt sich von sowas nicht unterkriegen. Er hat auch schon eine Idee, wie er den USA dienen könnte: als Agent der Drogenbehörde. Und so fliegt er zusammen mit seinem treuen Freund und Assistenten Jerry Schilling (Alex Pettyfer) nach Washington, um dem amtierenden Präsidenten Nixon (Kevin Spacey) seinen Vorschlag persönlich zu unterbreiten. Der ist zunächst überhaupt nicht angetan von diesem Treffen, lässt sich nach viel Zureden dann aber doch überzeugen.
Dass sich Politiker und Stars aus der Unterhaltungsbranche gerne mal miteinander ablichten lassen, ist hinlänglich bekannt – erstere wollen sich etwas im Glanz der populären Zeitgenossen baden, letztere seriöser und tiefsinniger wirken. Ob das auch die Gründe waren, weshalb sich Nixon und Presley 1970 trafen und sich gemeinsam fotografieren ließen, das ist heute kaum mehr zu rekonstruieren. An einer tatsächlichen Aufarbeitung der Geschichte haben die drei Autoren von Elvis & Nixon – darunter der Schauspieler Cary Elwes (Robin Hood, Being Charlie) – aber ohnehin kein wirkliches Interesse, präsentieren das Gipfeltreffen als eine amüsante Farce, mal albern, dann wieder satirisch.
Dass der Film seine beiden Protagonisten nicht allzu ernst nimmt, daran lässt er von Anfang an keinen Zweifel. Presley erschießt schon mal seinen Fernseher, um die Nachrichten nicht sehen zu müssen, trägt zu jeder (unpassenden) Gelegenheit Waffen und kommt mit dem wohl idiotischsten Anti-Drogen-Plan zum Präsidenten, den sich jemand einfallen lassen kann. Nixon ergeht es nicht viel besser, wird hier als verstockter Wichtigtuer dargestellt, der seine persönlichen Komplexe durch groteske Regeln und schnodderige verbale Ausfälle kompensiert. Beide Figuren sind dabei witzig und mit viel Lust an der Übertreibung von Shannon und Spacey verkörpert. Dass die zwei nur bedingt Ähnlichkeiten mit ihren Vorbildern haben, spielt deswegen auch keine große Rolle, denn hier geht es darum zwei egomanische Persönlichkeiten zu karikieren, oft auch lächerlich zu machen.
Der Höhepunkt ist dann auch, wenn die zwei zum Ende aufeinandertreffen, und damit zwei Welten, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten: der schillernde Popstar, der spröde Politiker. Und doch ist das Wortduell zwischen den beiden auch deshalb so lustig, weil sie bei aller Unterschiedlichkeit als weltfremde Alphatiere erstaunlich ähnlich funktionieren. Das fällt auch deshalb auf, weil das Umfeld der beiden deutlich geerdeter ist: Wenn Jerry auf der einen Seite, Egil Krough (Colin Hanks), Dwight Chapin (Evan Peters) und Stabschef H.R. Haldeman (Tate Donovan) auf der anderen die jeweiligen Launen und Marotten ihrer Chefs ertragen und in gemeinsamen Geheimtreffen ausbaden müssen, dann eben auch, um die Losgelöstheit der Titelfiguren zu demonstrieren.
Allerdings dauert es recht lange, bis die Komödie wirklich an Fahrt aufnimmt. Einige witzigere Momente gibt es zuvor schon, darunter ein wunderbarer Ausflug in einen Donut-Laden, aber es ist an der Stelle vor allem die Vorfreude auf das Finale und die überdrehten Charaktere, welche das nur sehr gemächlich voranschreitende Drehbuch ausgleichen. Und die Ausstattung: Dem Filmteam gelang es sehr schön, Elvis & Nixon auch in den Momenten, wo der absurde Grundgedanke nicht ganz für einen kompletten Film reichte, Augen und Ohren mit so viel Zeitkolorit, seltsamen Frisuren und passenden Anzügen zu beschäftigen, dass man kaum darüber nachdenkt, wie wenig der Streifen letztendlich zu erzählen hat.
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