(„Kater Mikesch“ directed by Sepp Strubel, 1985)
Der kleine Kater Mikesch ist ganz anders als seine Artgenossen. Nicht nur dass er ein so schönes schwarzes Fell hat, er kann sogar auch sprechen! Der Schuster Pepik war es, der ihm dieses Kunststück beigebracht hat. Aber es ist auch seine große Höflichkeit, die Mikesch in dem kleinen Dorf Holleschitz so beliebt macht. Zusammen mit seinen Freunden, dem Schwein Paschik und Ziegenbock Bobesch, die ebenfalls das Sprechen gelernt haben, verbringt er eine schöne Zeit in dem Dorf. Bis ihm eines Tages ein Missgeschick passiert: Versehentlich zerbricht Mikesch den Rahmkrug der Großmutter und bricht anschließend voller Scham zu einer Reise in die große weite Welt auf. Dort will er genug Geld verdienen, um einen neuen Krug zu kaufen. Doch bis es so weit ist, hat er so manches Abenteuer zu überstehen.
Den ganzen großen Bekanntheitsgrad hatte das in den 1930ern von dem tschechischen Autor Josef Lada verfasste Kinderbuch „Kater Mikesch“ ja nicht, als es drei Jahrzehnte später in die Hände der Augsburger Puppenkiste fiel. Das sollte sich in der Folgezeit ändern, denn die sechsteilige noch in Schwarz-Weiß gedrehte Serie gehört zu den Klassikern des Kinderfernsehens. Als 1985 ein farbiges Remake gedreht wurde – analog zu Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer –, hatten sich die Umstände geändert, die mediale Konkurrenz war deutlich größer zu werden. Aber auch bei dieser Fassung dürfte der eine oder andere ein bisschen in Nostalgie schwelgen.
Die Spezialeffekte sind für das heutige Publikum natürlich nicht mehr als solche zu erkennen, wie viel Fingerfertigkeit es braucht, um die Marionetten sich so zu bewegen lassen, wie sie es hier tun, das werden nur noch die wenigsten zu schätzen wissen. Kater Mikesch bedeutet deshalb auch eine Reise zurück in die Vergangenheit, in eine Zeit, wo Figuren hin und her springen, um Hindernisse zu überwinden, sie aufgrund ihrer deutlich sichtbaren Fäden keine Tore passieren können, die Darstellung eines Flusses schon einer Sensation gleich kam. Und doch ist es die liebevolle Arbeit am Detail, welche die Schauplätze auszeichnet, der Abwechslungsreichtum, mit dem Hof, Zirkus, Klassenzimmer oder auch ein Lagerfeuer zum Leben erweckt wird.
Die Geschichte selbst ist ohnehin zeitlos geblieben. Zwar geht Mikesch die Lust am Schabernack ab, der viele Kinderbuchhelden begleitet, auch der Entdeckerdrang ist eher aus der Not geboren, die fehlenden Ecken und Kanten machen ihn nicht unbedingt zu einer Identifikationsfigur. Dass er aber aus Scham davon läuft, weil ihm der Krug zerbrochen ist, damit werden Kinder mitfühlen können, die in eine ähnliche Situation geraten. Für die waren Buch und Serie gleichermaßen gedacht, die Abenteuer sind recht harmlos, es mangelt an echten brenzligen Situationen, einem tatsächlichen roten Faden ohnehin. Und auch der Humor ist im Vergleich zu heute recht zurückhaltend: Große Slapstickszenen sind allein schon aufgrund des Puppenumfeldes nicht möglich, stattdessen gibt es sehr zurückgenommene Witze, angereichert durch bayerisch-schwäbischen Charme.
Hier ließ man sich noch Zeit beim Entdecken, eine Tugend, die Filmemachern wie Publikum größtenteils abhanden gekommen sind. Die für uns gewöhnungsbedürftig, gleichzeitig aber begrüßenswert ist. Somit ist auch die Wiederveröffentlichung von Kater Mikesch eine überlegenswerte Ergänzung fürs eigene DVD-Regal, ein nett anzusehender, altmodischer Ausflug in die Fernsehgeschichte und ein kindgerechtes Abenteuer für ganz junge Zuschauer, die fehlende optische Elemente noch durch ihre Fantasie ausgleichen können.
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