Maggies Plan
© MFA+

Maggies Plan

(„Maggie’s Plan“ directed by Rebecca Miller, 2016)

„Maggies Plan“ ist seit 5. Dezember auf DVD und Blu-ray erhältlich

Die New Yorker Dozentin Maggie (Greta Gerwig) hat eigentlich alles, was sie fürs Leben braucht, außer dem passenden Mann, der ihr ein Baby schenkt. Als sie kurz davor ist, auf eine künstliche Befruchtung zurückzugreifen, steht er jedoch vor ihr. Zumindest fast. Der Anthropologie-Professor John (Ethan Hawke) ist nett, intelligent, aufrichtig an ihr interessiert – aber leider auch verheiratet. Wirklich störend ist der kleine Makel jedoch nicht, leidet John doch schon länger unter seiner manipulativen, eiskalten Frau Georgette (Julianne Moore). Und so beschließen die beiden, zusammen ein neues Leben zu beginnen, bei dem sie Jahre später jedoch feststellen müssen, dass nicht alles nach Plan läuft.

Indie-Darling Greta Gerwig wird ja ganz gerne mal als weibliches Pendant zu Woody Allen bezeichnet. Der Vergleich hinkt sicher ein wenig, da sie zwar an diversen Filmen mitgeschrieben hat – darunter Frances Ha und zuletzt Mistress America –, ihr Regiedebüt mit dem Arbeitstitel Lady Bird jedoch noch aussteht. Wenn es aber allein um das Pflegen von Neurosen geht, da steht die 33-Jährige dem Altmeister in nichts nach. Das beweist sie auch in Maggies Plan mal wieder, bei dem sie keinen Anteil an der Geschichte hatte – die geht allein auf die Regisseurin und Drehbuchautorin Rebecca Miller zurück –, der Film aber so sehr im Geiste von Gerwigs eigenen Werken gedreht wurde, dass einem das kaum auffällt.

Sie sei so rein, aber auch ein bisschen dumm, muss sich Maggie irgendwann von Georgette anhören, was dann auch den Kontrast zwischen den beiden Konkurrentinnen schön aufzeigt. Auf der einen Seite haben wir liebenswerte junge Frau, die nur das Beste will, aber wenig auf die Reihe bekommt, auf der anderen Seite die herablassende, bissige Gehörnte. Die Sympathien sind da zumindest aus Zuschauersicht erst einmal recht eindeutig verteilt. Anfangs. Doch was zunächst wie eine neurotische Variante der herkömmlichen Liebeskomödie beginnt, geht später in etwas unerwartete Richtungen, als klar wird, dass der im Titel benannte Plan von Maggie nicht das Kinderkriegen betrifft, sondern etwas anderes.

Allgemein ist Miller sehr darauf bedacht, die schöne Fassade von Liebeskomödien zu hinterfragen, hinter den rosa Wolken die grauen zu suchen. Der von Glück geprägte Alltag von Maggie und John ist bald nur noch ein Alltag, die literarischen Ambitionen des Anthropologen stellen sich immer mehr als Luftnummer heraus, die Sehnsucht von Maggie nach einem geordneten Leben endet im Chaos. Anders als so viele Kollegen beschränkt sich Maggies Plan nicht aufs Träumen, sondern zeigt auch, was von den Träumen übrig bleibt, wenn sich die Protagonisten zum Schluss gefunden haben und ein „messily ever after“ das „happily ever after“ ersetzt hat.

Trotz dieses stärkeren Fokus auf den wahrscheinlicheren Verlauf einer Romanze, abseits vom Hollywoodkitsch, Maggies Plan verzichtet darauf, sich allein dem Realismus zu verschreiben. Vielmehr besteht der Charme des Films darin, die Konventionen einer Liebeskomödie zu demontieren und ad absurdum zu führen. Normal sind hier allenfalls die recht blassen Nebenfiguren wie Maggies Freund Tony (Bill Hader), der wohl nur deshalb im Film auftaucht, um die zu Träumen neigende Titelfigur wieder auf den Boden der Tatsachen zurückzuführen. Ansonsten lebt der Film von seinen verschrobenen Figuren und der Spielfreude der Darsteller: Vor allem Julianne Moore darf als skandinavische Hexe ihr leider nur selten genutztes komisches Talent demonstrieren. Zum Ende hin geht dem Film ein wenig die Luft aus, trotz einiger wunderbarer Szenen wird Maggies Plan generell nie zu einem vergleichbaren Gagfeuerwerk wie Mistress America. Als thematisch ähnliche Alternative zu den oft etwas betulichen Spätwerken Allens eignet sich der Film jedoch allemal.



(Anzeige)

Zwei Frauen, ein Mann und eine Menge Chaos: „Maggies Plan“ beginnt wie eine typische Liebeskomödie, geht später jedoch etwas unerwartete Wege. Das hätte an einigen Stellen noch etwas kraftvoller ausfallen dürfen, enthält jedoch diverse wunderbare Szenen und spielfreudige Darsteller, die ihre verschrobenen Figuren mit viel Leben füllen.
7
von 10