(„Bling“ directed by Kyung Ho Lee, Wonjae Lee, 2016)
Schon seit seiner Kindheit ist Sam in Sue verliebt, hat sich aber nie getraut, seine Gefühle für sie zu offenbaren. Daran hat sich bis heute nichts geändert: Sue mag nun eine erfolgreiche Fernsehreporterin sein, Sam in einem Vergnügungspark arbeiten und an Robotern herumschrauben, das Problem seiner Schüchternheit hat sich jedoch nicht gebessert. Aber damit soll nun endlich Schluss sein, mit einem sündhaft teuren Ring will er um die Hand seiner Jugendliebe anhalten und den Antrag zu dem schönsten Moment in ihrem Leben machen! Dummerweise hat aber auch Oscar einen Ring konstruiert, mit dem dieser die Weltherrschaft an sich reißen will. Und zwei Ringe sind ein Ring zu viel.
Schon eigenartig eigentlich. Während man sich Japan ohne seine riesige Animeindustrie gar nicht vorstellen könnte, haben sich die südkoreanischen Nachbarn nie so wirklich für Animationsfilme erwärmen können. Und die wenigen Produktionen, die es dann doch einmal von dort hierher schaffen, haben – mit Ausnahme von Yeon Sang-ho (The King of Pigs, Seoul Station) vielleicht – wenig dafür getan, der heimischen Industrie ein eigenes Gesicht zu geben. Daran wird auch Sam – Ein fast perfekter Held nichts ändern, dem man seine Herkunft zu keiner Zeit ansieht. Wären da nicht die verräterischen Namen der beiden Regisseure Kyung Ho Lee und Wonjae Lee, kaum einer wäre wohl auf die Idee gekommen, dass man es hier mit einem Werk aus Fernost zu tun hat.
Tatsächlich wäre – lässt man einmal den offensichtlichen qualitativen Unterschied in Hinblick auf die Optik außen vor – Sam – Ein fast perfekter Held durchaus auch als ein Werk von DreamWorks Animation oder Illumination Entertainment vorstellbar. Das mag man gut finden, denn der südkoreanische Kollege klaut so geschickt die bewährten Elemente wie überbordenden Slapstick, den einen oder anderen Toilettengag, kuriose Sidekicks bis zu einem süßlichen Ende zusammen, dass man hier nie wirklich etwas falsch macht, das anvisierte junge Zielpublikum durchaus seinen Spaß haben kann. Man darf das dem Film aber auch durchaus ankreiden, dass man im Nachhinein gar nicht so genau sagen kann, ob man ihn zuvor schon mal gesehen hat oder nicht.
Ein paar Dinge sind es dann aber schon, die einem hier in Erinnerung bleiben. Da wäre zum einen das etwas bedenkliche, arg konservative Frauenbild, in der die Angebetete 20 Jahre darauf wartet, endlich mal einen Antrag zu bekommen, ohne selbst mal aktiv zu werden. Dass Sue darüber hinaus keinen echten Charakter erhält, macht die Geschichte auch nicht unbedingt besser. Dafür sind Sams fleißige Helfer, die unter anderem einen Frosch und ein Schwein umfassen, recht witzig. Höhepunkt ist jedoch Victor, ein in der englischen Fassung von James Woods gesprochener Roboter, der gleichzeitig Oscars Diener wie auch dessen Gegenspieler ist. Da dieser wie auch die drumherum liegende Stadt nett gestaltet ist, die Animationen passen, ständig etwas passiert und sich der Film zum Ende hin – Kommerz- und Traditionsdruck zum Trotz – zu einer wohlmeinenden Nachricht für die Kleinen hinreißen lässt, ist Sam – Ein fast perfekter Held ein zwar sehr austauschbares, insgesamt aber doch irgendwie nettes Vergnügen für zwischendurch.
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